© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/05 10. Juni 2005

König der Diebe:
Botschaft aus der Ukraine
Clemens Walter

Der deutsch-französische Kulturkanal ARTE zeigt am 15. Juni um 22.40 Uhr in deutscher Erstausstrahlung das in internationaler Koproduktion entstandene Gesellschaftsdrama "König der Diebe". Wäre es Teil eines Themenabends, würden radikal wirtschaftsliberal denkende Fernsehzuschauer unter diesem Titel wohl ein Feature über Hans Eichel vermuten, doch werden sie hier eines besseren belehrt: nämlich, wie es möglich ist, den Leuten völlig unbemerkt das Geld aus den Taschen zu ziehen. Dabei geht es in Wirklichkeit um etwas ganz anderes: das erschreckende Schicksal zahlloser verschleppter Kinder, die versteckte Welt des Menschenhandels und der Kinderprostitution - eine moderne Version des "Oliver Twist".

Zum Diebstahl erzogene, versklavte Kinder

Der ehemalige Zirkusartist Caruso reist als reicher Talentsucher durch ukrainische Dörfer, wo er den verarmten Eltern ihre Kinder abkauft, indem er diesen eine Karriere beim Zirkus verheißt, so auch dem zehnjähringen Barbu und seiner dreizehnjährigen Schwester Mimma. Der Junge kommt jedoch nicht in einen Zirkus, sondern wird in Berlin zusammen mit anderen osteuropäischen Kindern von brutalen Schlägertypen zum Stehlen geschickt, während seine Schwester an ein Bordell verkauft wird.

Dem Jungen wird es wahrscheinlich gelingen, seine Schwester zu befreien. Alle zu Diebstahl und Prostitution versklavten Kinder in Mitteleuropa warten noch darauf. ARTE ist für sie unendlich weit. Die Beteiligten des inzwischen eingestellten Visa-Untersuchungsausschusses sollten den Sendetermin vormerken.


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