© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/05 10. Juni 2005

Meldungen

Vor sechzig Jahren: Briten übernehmen Rheinwiesenlager

Am 12. Juni 1945 werden zwei große Kriegsgefangenenlager der US-Amerikaner (US-Prisoner of War Transient Enclosures, PWTE) an die britische Militärverwaltung übergeben: Rheinberg mit 94.788 und Wickrathberg mit 84.370 Gefangenen. In diesen beiden von insgesamt mehreren Dutzend Lagern, die im April eingerichtet wurden, ließen die Amerikaner die Soldaten unter freiem Himmel ohne sanitäre Anlagen vegetieren und sterben. Die Briten verteilten dagegen sofort Decken und Liegematten und richteten Waschräume und Toiletten ein.

 

Zu Carl Schmitts Begriff des Politischen

WIESBADEN. Der Verfassungshistoriker Hans Boldt wundert sich: Zu Carl Schmitts Essay über den "Begriff des Politischen" sei kürzlich ein Kommentar erschienen (JF 16/05), der doppelt so lang sei wie selbst die von Schmitt erweiterte Textfassung von 1963. Lohne sich solch ein Aufwand? Eine rhetorische Frage, da Boldt seinerseits zur Feder greift, um sich auf stolzen dreißig Seiten als Kommentator zu versuchen (Zeitschrift für Politikwissenschaft, 1/2005). Offensichtlich in Unkenntnis der von Günter Maschke in der Zehm-Festschrift "Über den Tag hinaus" (2003) publizierten, auf den Bonner Entstehungskontext, die französische Rheinlandbesetzung, eingehenden Deutung, will Boldt den "biographisch-historischen Hintergrund" der Begriffsprägung von "Freund und Feind" erhellen. Das gelingt zwar nur im Ansätzen. Immerhin stößt Boldt zu der Ahnung vor, daß die Rede vom Feind etwas mit der außenpolitischen Lage des Reiches zu tun habe und als Versuch gelesen werden könne, die Deutschen im Zeichen von Locarno davor zu warnen, durch eine "Freundschaftserklärung an alle Welt" die Realität des Politischen zu vergessen: "die Unterscheidung von Freund und Feind", die auch für Boldt heute, im "Kampf der Kulturen", noch "Existentielles" biete.

 

Reiner Mensch und DDR-Bürger

BERLIN. Bei genauer Betrachtung sei Friedrich Schiller auch ein "totalitärer" Theoretiker gewesen. Nur bevorzugt Christof Forderer in seiner Interpretation von Schillers geschichtsphilosophischen Briefen "Über die ästhetische Erziehung des Menschen" das Adjektiv "holistisch". Schillers Vorstellung vom Individuum habe doch nicht darauf verzichten wollen, daß der einzelne erst sein wahres Wesen in der Gemeinschaft realisiere. Der "reine Mensch" werde bei Schiller im Staat repräsentiert. Ein solcher Staat aber - nicht "pluralistisch versammelt", sondern "holistisch vereint" - sei allenfalls die "sanfte" Variante eines Vergemeinschaf-tungsideals, eine Individualisierung, die der Macht nur neue Zugangswege zur Unterwerfung des Menschen eröffne. Vielleicht erklärt sich daher der begehrliche DDR-Zugriff auf den Klassiker, der in diesem, auch die Geschichte der Zeitschrift selbst reflektierenden Heft der Weimarer Beiträge (1/2005) im Mittelpunkt der Diskussion um die "Erbetheorie" steht.

 

Erste Sätze

Es war im Sommer des Jahres 1913. Otto Boris: Der Grenzbauer, Dresden 1943


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