© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/05 10. Juni 2005

Alexander von Schönburg
König der Habenichtse
von Ellen Kositza

Armut ist ein relativer Begriff. Existentielle Not hatte Alexander von Schönburg, Bruder von Gloria (verwitwete von Thurn und Taxis) und Maya (geschiedene Flick), weder durch den jahrhundertelangen Niedergang seines Hauses noch nach seiner Entlassung als "Berliner Seiten"-Redakteur der FAZ zu leiden. Deutsche Armut definiert Schönburg, wie es sich gehört: als ein Nicht-mehr-mithalten-Können im Konsumverhalten der angestammten sozialen Schicht. Die Bundesrepublik sieht der Adelssproß aufgebaut durch den "Mythos, daß wir alle gleichzeitig reich werden können. Der damaligen Staatsräson entsprach es, das ganze Land mit einer dickflüssigen Vanillesauce an Transferleistungen zu überziehen, die sämtliche soziale Unebenheiten unter sich bedecken sollte. Es darf, so träumten unsere Alten, kein Arm und Reich in diesem Land geben. Dieser Traum ist nun ausgeträumt."

Was bleibt, ist das Problem, Armut in Würde zu begehen. Diesem Desiderat ist von Schönburg, geboren 1969 in Mogadischu, der mit seiner Frau Prinzessin Irina von Hessen und drei Kindern in Potsdam lebt, mit einem Buch begegnet. "Die Kunst des stilvollen Verarmens" (Rowohlt 2005), eine so charmante wie weise Fibel gegen den Konsumterror, ist ein Verkaufsschlager.

Ähnlich relativ wie der inflationär gebrauchte Begriff der Armut ist in egalitätstrunkenen Zeiten wie unserer jener der "Berühmtheit". Der Promi-Kult blüht, und dem Interesse der Leute an Leuten folgt die Flut der sogenannten People-Magazine: Für Party-Geschichten über knutschende Hotelerbinnen öffnet der knapsende Bundesbürger am Kiosk gern die schmale Geldbörse.

Für ein People-Magazin der anderen Art soll nun von Schönburg als Chefredakteur geradestehen. Luderfrei, statt dessen orientiert an "Geschichten von Menschen, die etwas leisten, die Dinge bewegen und die als Persönlichkeiten spannend sind", verspricht das bunte Heft zu werden. Er dürfte der richtige Mann sein, die "Kombination von Substanz und Eleganz" zu gewährleisten. Als seinerzeit jene fünf notorischen Dandys als "popkulturelles Quintett" im Berliner Adlon tagten und auf der Basis dieses wochenlangen Nonstop-Gesprächs über modernes Sein und Haben das Buch "Tristesse Royale" veröffentlichten, gaben von Schönburgs dezidiert katholische Einwürfe das Salz in der jungaristokratischen Yuppie-Suppe ab.

Unter dem dürftigen Namen Park Avenue und mit konventioneller Titelgestaltung wird die 240 Seiten starke Nullnummer in einer Auflage von 200.000 Stück seit dieser Woche zum Preis von sechs Euro feilgeboten. Als Garanten für Niveau und Stil stehen neben dem Chefredakteur Autoren wie Martin Mosebach, Sibylle Berg und Michael Jürgs. Man darf gespannt sein auf diese paradoxe Gratwanderung zwischen people und Elite. Ärmer wird von Schönburg dadurch sicher nicht werden - aber dies, als Vorwurf gemeint, wäre auch allzu billige Münze.


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