© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/05 27. Mai 2005

Frisch gepresst

Der Geist von Europa. Die Debatte um den Beitritt der Türkei zur Europäischen Union hat es vielfach offenbart: Beim Beschwören der europäischen Wertegemeinschaft, zu der die Türkei nicht gehöre, fiel vielen kaum mehr ein als das Schlagwort "Menschenrechte" oder - wie es neuerdings in Mode gekommen ist - das Voranstellen "unserer jüdisch-christlichen" Tradition. Ansonsten herrscht oft Sprachlosigkeit, da gerade die meisten historischen Identifikationsorte oder -figuren oft nationalstaatlicht vereinnahmt worden sind. Henric Wuermeling, langjähriger Redakteur beim Bayerischen Rundfunk, möchte die Lücke schließen, indem er 25 Schauplätze vorstellt, die sich "als Kreuzungs- und Knotenpunkte, Wegmarken und Meilensteine der europäischen Geschichte erweisen". Doch auch Wuermeling kann das gemeinsame Europa hauptsächlich in der seit dem Mittelalter einenden Ausrichtung auf den christlichen Glauben ausmachen, wenn er Santiago de Compostela oder Akkon als die Wegmarken aufsucht. Und selbst die mittelalterlichen Herrscher, die er bemüht, hatten ein abendländisch-christliches und später dynastisches Weltbild. Ein "Europa" war ihnen ähnlich fremd wie der Nationengedanke. Allenfalls im Verweis auf die Hanse könnte man tatsächlich eine wirtschaftspolitische Analogie zur EG entdecken. Interessant wird die Reihung von Meilensteinen der Neueren Geschichte, die - egal, ob Wien 1815, Genf 1926 oder auch Rom 1957 - immer das Resultat einer Einsicht nach verheerenden Kriegen waren (Auf der Suche nach Europa. Zeitreise durch die Geschichte. Langen Müller, München 2005, 207 Seiten, gebunden, 22,90 Euro).

Die Templer. Knapp zweihundert Jahre, von 1119 bis 1312, wirkte der Templer-Orden während der Kreuzzüge und baute eine für das Mittelalter beachtliche administrative und wirtschaftliche Existenz auf, deren Macht schließlich so bedrohlich wurde, daß König Philipp IV. von Frankreich und Papst Clemens V. den Orden aufhoben und ihn durch die Inquisition verfolgen ließen. Der Besitz wurde den Johannitern überstellt. Bernd Schwemteck hat, durch den Beitritt in den Somet-Ritterorden mit erweitertem Hintergrundwissen ausgerüstet, eine interessante und lesenswerte Spurensuche nach den Mythen dieses untergegangenen Orden angestrengt (Die Geschichte der Templer und des Somet. Videel Verlag, Niebüll 2005, 328 Seiten, Abbildungen, broschiert, 16,80 Euro).


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen