© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/05 20. Mai 2005

Im Tal der Tränen
Thorsten Thaler

Nach dem angekündigten Rückzug des farblosen Berliner CDU-Landesvorsitzenden Joachim Zeller hat sich die Hauptstadt-Union überraschend schnell auf eine neue Führung verständigt. Auf dem Landesparteitag am 28. Mai sollen der Europaabgeordnete Ingo Schmitt zum neuen Landeschef und der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Frank Henkel, zum Generalsekretär gewählt werden. Es bedarf keiner besonderen prophetischen Gabe für die Vorhersage, daß die Union in dieser personellen Konstellation wohl kaum aus dem Tal der Tränen herausfinden wird, durch das die Partei seit 2001 nach ihrer Abwahl aus der Regierungsverantwortung wandert.

Beide, Ingo Schmitt (47) wie Frank Henkel (41), kennen die Berliner CDU seit Jugendtagen wie ihre Westentasche, was ihren jetzigen Aufstieg an die Spitze zweifellos befördert hat. Beide gelten aber in der öffentlichen Wahrnehmung - sofern davon bei einem gegen Null tendierenden Bekanntheitsgrad überhaupt gesprochen werden kann - völlig zu Recht als biedere konturenlose Karrieristen ohne jede Ausstrahlung und, schlimmer noch, ohne inhaltliche Überzeugungen. Schmitt und Henkel sind Paradebeispiele für prinzipienlose parteipolitische Aufsteiger, deren einzige Qualifikation darin besteht, erfolgreich die Ochsentour vom aktenkoffertragenden Jungunionisten über diverse Parteifunktionen bis in höchste Ämter durchlaufen zu haben. Die deutsche Hauptstadt, soviel steht fest, hat beide nicht verdient. Armes Berlin!


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