© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/05 20. Mai 2005

PRO&CONTRA
Pfingstmontag als Feiertag abschaffen?
Ursula Frerich / Ronald Pofalla

Um zukunftsfähig zu werden, müssen wir uns alle letztendlich auch ernsthafte Gedanken darüber machen, unter anderem die Feiertage auf den Prüfstand zu stellen. Nicht ganz unerwartet hat jetzt eine aktuelle Umfrage ergeben, daß über 50 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung nichts über die Bedeutung des Pfingstfestes weiß.

Dieser kirchliche und gesetzliche Feiertag wird schon seit langem nur zu gerne zum Ausflug ins Grüne genutzt und verliert dadurch an seiner ursprünglichen Bedeutung.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen ist der Unternehmerverband mittelständische Wirtschaft der Auffassung, daß auf diesen Tag als arbeitsfreien Feiertag verzichtet werden sollte. Es steht ja jedem frei, sich für die Ausübung seiner persönlichen Glaubensverpflichtungen dafür einen Tag Urlaub zu nehmen.

Hinzu kommen die "vollgepackten" Feiertage, alleine in den Monaten Mai und Juni. Angesichts dessen leidet die Produktivität der Arbeitsabläufe durch diese kurzen Wochenarbeitstage, und damit verbunden sehen wir einhergehend eine Verlangsamung der wirtschaftlichen Abläufe.

In unserer Freizeitgesellschaft denkt der Großteil der arbeitenden Bevölkerung nicht an die eigenverantwortliche Wertschöpfung, sondern nur an den greifbaren Wert der Freizeit, ohne sich Gedanken über die Finanzierung dieser Freiheiten zu machen. Klar ist uns auch, daß schließlich alles das, was vielen lieb geworden ist, niemand so ohne weiteres wieder hergeben möchte.

Uns, dem Unternehmerverband mittelständische Wirtschaft, ist sehr bewußt, daß bei diesem Thema heftige Gegenwehr aus allen Bereichen zu erwarten ist. Wenn hierdurch fruchtbare Diskussionen losgetreten wurden, sehen wir unser Ziel jedoch erreicht.

 

Ursula Frerichs ist Vorstandsvorsitzende des Unternehmerverbandes mittelständische Wirtschaft e.V. ( www.umw.org ).

 

 

Die Diskussion um die Abschaffung des Pfingstmontags ist eine Scheindebatte. Die pünktlich zu Pfingsten wieder aufgekommene Forderung einiger Arbeitgeberverbände, den Pfingstmontag in einen regulären Arbeitstag umzuwandeln, schadet dem deutschen Arbeitsmarkt. Zweifelsohne ist es von Bedeutung, daß die Arbeitszeit in Deutschland wieder erhöht wird. Die Abschaffung von traditionellen Feiertagen ist aber der falsche Weg. Pfingsten ist neben Ostern und Weihnachten in den Kirchen abendländischer Tradition ein Hochfest; Pfingsten ist das Fest der Sendung des Heiligen Geistes und der Begründung der Kirche. Daher bedarf es keiner weiteren Rechtfertigung, daß neben dem Pfingstsonntag auch der Pfingstmontag ein gesetzlich geschützter Feiertag ist. Hieran ist nichts zu rütteln.

Gerade die Unionsparteien setzen sich für den Erhalt traditioneller Feiertage und den Schutz des Familienlebens ein. Durch den Pfingstmontag wird es vielen Familien erst ermöglicht, länger Zeit miteinander zu verbringen. Es ist deshalb in dieser Situation ein völlig falscher Weg, Elemente zur Disposition zu stellen wie zum Beispiel die Feiertage - ob religiöser oder staatlicher Prägung -, die unsere Gesellschaft fördern.

Schauen wir allein auf die unionsgeführten Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg. Diese haben einerseits die höchste Anzahl von Feiertagen vorzuweisen, andererseits glänzen sie mit der geringsten Arbeitslosenrate und dem höchsten Wirtschaftswachstum in Deutschland. Die Behauptung, die Abschaffung von Feiertagen führe zu mehr Wachstum, verpufft damit vollends. Ich fordere die Tarifparteien auf, sich in den tarifpolitischen Auseinandersetzungen für mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit stark zu machen. Damit wäre unseren Betrieben weit mehr geholfen. Populistische Forderungen nach einer Reduzierung der Feiertage, die auf langer Tradition beruhen, bringen unser Land aber nicht weiter.

 

Ronald Pofalla ist stv. Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Bei seinem Text handelt es sich um eine Pressemitteilung.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen