© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/05 06. Mai 2005

Zeitschriftenkritik: Tattva Viveka
Wahrheit fürs Gemeinwohl
Werner Olles

Die im 11. Jahrgang dreimal jährlich mit einer Auflage von 5.000 Exemplaren erscheinende Tattva Viveka versteht sich selbst als "Forum für Wissenschaft, Philosophie und spirituelle Kultur". Der Titel der Zeitschrift stammt aus dem Sanskrit und bedeutet "Die Unterscheidung von Wahrheit und Illusion" oder zeitgemäß formuliert "Wahrheit und Kritik". In den Veden, den altindischen Sanskrit-Schriften, wird die Wahrheit als die Wirklichkeit beschrieben, die zum Wohle aller von Illusionen unterschieden wird. Danach ist Wahrheit also kein relativer philosophischer Begriff, sondern läßt sich an dem gemeinsamen Wohl aller Lebewesen messen.

Schwerpunktthema der jüngsten Ausgabe des Magazins ist der (vermeintliche) Widerspruch zwischen Geld und Geist. Dabei geht es den verschiedenen Autoren nicht allein um einen neuen Umgang mit Geld, der dem Streben nach Erleuchtung und Transzendenz nicht mehr kontraproduktiv gegenübersteht, sondern ganz real auch um die unterschiedlichen Möglichkeiten und Versuche, beispielsweise mit Regionalwährungen die Wirtschaft in Schwung zu bringen und zusätzlich den Menschen Frieden und Wohlstand zu ermöglichen. "Kulturell Kreative" sollen mittels sogenannter "Regiogeld-Initiativen" regionale Währungs- und zinslose Geldsysteme schaffen, die die Mängel des alten Geldsystems nach und nach beheben und gleichzeitig durch die hohe Umlaufgeschwindigkeit des Geldes Liquidität gewährleisten, eine Voraussetzung für wachsenden Wohlstand.

Herausgeber und Chefredakteur Roland Engert berichtet in einem weiteren Beitrag von den materiellen und spirituellen Erfahrungen seiner Indien-Reise. Neben beeindruckenden Impressionen finden sich hier durchaus auch selbstkritische Momente, wenn etwa der westlich-europäische "Pilger" zuerst seine materialistische Haut abstreifen muß, um schließlich am eigenen Leib die "Erfahrung der Transzendenz" zu spüren. Sehr informativ und anschaulich geschrieben ist auch ein Text über das geistige Heilen als wirkungsvolle Methode zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Menschen, zur Harmonisierung seiner Energie und zur Behandlung von Krankheiten aller Art. Vor allem wird hier keine künstliche Gegnerschaft zur herkömmlichen Schulmedizin oder Naturheilkunde aufgebaut, sondern man plädiert dafür, all diese Erkenntnisse zusammenzufassen und im Bedarfsfall kombiniert zur Anwendung zu bringen. Erst mit der Entstehung der modernen Wissenschaften sei es zu einem Rückgang des Glaubens an die Magie im Bewußtsein des Menschen und der Anerkennung und Wahrnehmung der Macht und Kraft Gottes und damit auch zum zumindest zeitweiligen Rückgang der geistigen, spirituellen Heilweisen gekommen.

Der erste Teil eines umfangreichen Interviews mit dem zum Islam konvertierten Schriftsteller Hadayatullah Hübsch beschließt das abwechslungsreiche Heft. Bei einigen seiner Aussagen ("Der Islam umfaßt und vollendet alle Religionen"; Mohammed als "Krone der Schöpfung") wären allerdings kritischere Nachfragen des Interviewers durchaus angebracht gewesen.

Anschrift: Schwanheimerstr. 32, 64625 Bensheim. Das Einzelheft kostet 7,50 Euro, das Jahresabo 21 Euro. Internet: www.tattva-viveka.de 


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