© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/05 06. Mai 2005

UMWELT
BSE: Wo liegt die Wahrheit?
Harald Ströhlein

Es war eine zu triviale Erklärung, die der bayerische Verbraucherschutzminister Werner Schnappauf im April zum besten gab. Möglicherweise, so der CSU-Politiker, hat sich das erste nach dem Tiermehlverbot in Deutschland geborene BSE-Rind durch kontaminiertes Futter infiziert. Sein Fazit, "es sieht so aus, daß sich der aktuelle Fall außer im Alter des Tieres nicht von den bisherigen unterscheidet", zeugt von Leichtsinn. Andere Begründungen waren aber nicht zu erwarten: Denn noch immer fußt die Entstehung von BSE auf dem "Dogma" der Tiermehl-Hypothese.

Widerlegt wurde sie bislang nicht, belegt aber auch nicht. Vielmehr taugt das verheerende Rindersterben in Großbritannien alleine als "experimenteller Beweis". Gleichwohl könnte man die Tiermehl-Hypothese ad absurdum führen, brächte man die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen ins Spiel. Denn auch "experimentell" versagt die Theorie von der Übertragbarkeit des Erregers auf jene Zeitgenossen, die dem Rindfleisch frönen. Gottlob bewahrheitete sich bislang nicht die Prophezeiung, daß alleine in Großbritannien mit bis zu 136.000 Erkrankungen zu rechnen sei. Mäusen injizierte man Hirngewebe von BSE-kranken Tieren in den Kopf oder nudelte solche bis zum Umfallen - wohlwissend, wie ein Organismus grundsätzlich auf die Zufuhr von artfremdem Eiweiß reagiert.

Es waren Versuche, die Alternativmodelle a priori ausschlossen, fernab der Realität, die aber genügten, die Tiermehl-Hypothese beizubehalten und die zahlreichen Fälle nach dem Tiermehlverbot in der Schweiz, England oder Spanien zu negieren. Teure Forschungsprojekte werden demnächst beendet. Mal sehen, wo denn nun die Wahrheit liegt.


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