© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/05 29. April 2005

Leserbriefe

Zu: "Der Hüter des Glaubens" von Eberhard Straub, JF 17/05

Garant für den Fortbestand

Kardinal Ratzinger wurde zum Papst gewählt, nicht, weil er ein Deutscher ist, sondern weil er ein überragender Mensch und ein überzeugender Garant für den Fortbestand der Katholischen Kirche ist. Und er wird als ein großer Papst in die Geschichte eingehen. Da mutet es grotesk an, wenn deutsche Politiker davon sprechen, seine Wahl sei eine Ehre für Deutschland, jenes Land, das durch einen falsch verstandenen Liberalismus, der auch weit in dortige klerikale Kreise hineinreicht, der Kirche großen Schaden zugefügt hat. Gott ist der Herr der Schöpfung und des Seins. Er läßt sich nicht nach Beliebigkeit seiner Geschöpfe demokratisch vereinnahmen und ist auch keineswegs vom Wohlwollen seiner Geschöpfe abhängig.

Herbert Gaiser, München

 

Nicht der Nabel der Welt

Er darf nicht Papst werden - dieser ultrakonservative Fundamentalist, dieser vorkonziliare Inquisitorentyp, dieser ökumenehemmende Frauenfeind. Alles Lamentieren hat nicht geholfen. Nun ist er doch Papst geworden. Einmal mehr hat die Weltkirche uns demonstriert, daß wir Deutschen im Land der Reformation nicht der Nabel der Welt sind. Die Weltkirche will die Ökumene vorantreiben, aber nicht im Stil der Deutschen. Viele Deutsche verstehen unter Ökumene die völlige Aufgabe katholischer Positionen. Weg mit dem Zölibat, dem Weihepriestertum, den Dogmen, der Marien- und Heiligenverehrung, dem Primat des Papstes - und alles wird gut. Wird es das? Die protestantischen Kirchen schrumpfen in Deutschland und weltweit, die katholische Kirche schrumpft in Deutschland, wächst aber weltweit. Ökumene heißt nicht Gleichschaltung!

Michael van Laack, Voerde

 

Zu: "Signal des Glaubens", Interview mit Klaus Berger, 17/05

Mit guter Wahl gesegnet

Herzlichen Dank für diesen Beitrag. Herr Professor Berger sagt aus, was unserer guten Kultur fehlt: Hilfestellung und Ausrichtung zu ethischen Werten, wie sie die Heilige Schrift empfiehlt. Verwässerung dessen führt in Chaos und Anarchie, so wie es Professor Berger prognostiziert. Aus diesem Grund ist das Konklave mit einer guten Wahl gesegnet. Jesus will die kritische Meinungsbildung um der Wahrheit willen. Den kritischen Verwässerern aber ist der Ungeist eigen. Mein Wunsch an Benedikt XVI. ist, für die Sünder in Barmherzigkeit leben und klar die Sünde von der Wahrheit trennen. Leider ist der Protestantismus zunehmend dem Weltlichen hörig.

Dieter Schmidt, Fuldabrück

 

Zu: "Der Fels des Felsens" von Wolfgang Ockenfels, JF 16/05

Weltweite Kultur des Todes

Mit Freude und Dankbarkeit habe ich die ehrenden Worte über Kardinal Ratzinger anläßlich seines Geburtstages gelesen. Wie Professor Ockenfels bin ich davon überzeugt, daß er wie sonst kaum ein anderer "die Wirklichkeit des Glaubens mit den geistigen und moralischen Problemen der Gegenwart verbindet". Das bestätigte ein Kernsatz aus der Feder Ratzingers: "Die Moral, die die Kirche lehrte, ... ist die Verteidigung des Menschen gegen den Versuch seiner Abschaffung." (zitiert in der Rheinischen Post vom 12. April 1999).

Angesichts einer weltweiten Kultur des Todes (Abtreibung, Euthanasie, Klonen des Menschen) muß die Kirche für eine Kultur des Lebens kämpfen.

Charlotte Brinkmann, Duisburg

 

 

Zu: "Behörden warnen vor Wahlfälschung" von Ekkehard Schultz, JF 16/05

Doppelstaatsbürger

Aus genauer Kenntnis der Problematik kann ich Ihnen versichern, daß alle Türken nach Abgabe ihres türkischen Passes und Annahme der deutschen Staatsangehörigkeit sich von den türkischen Behörden ihren türkischen Paß wiedergeben lassen.

Denn die Abgabe des türkischen Passes vor Erlangung der deutschen Staatsangehörigkeit gilt für die türkischen Behörden nicht als Verzicht auf die türkische Staatsangehörigkeit. Infolgedessen braucht man dann nicht wieder in der Türkei eingebürgert zu werden und erscheint logischerweise auch nicht in irgendwelchen Listen von Eingebürgerten. Dies gilt übrigens nicht nur für Türken, sondern auch für hier Eingebürgerte und Asylbewerber, die sich ebenfalls ihre früheren Nationalpässe von ihren Behörden wiedergeben lassen.

Nach meiner Erfahrung lehnten es deutsche Behörden bisher ab, das überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, und es ist nicht zu erkennen, daß sich daran künftig wesentliches ändern wird.

B. Hafenberg. per E-Post 

 

 

Zu: "Am Ende werden wir gewinnen", Interview mit Alexander von Stahl, JF 16/05

Unterdrückte Meinungsfreiheit

Wer politisch interessiert ist und Augen und Ohren offenhält, hat das Zutrauen zum deutschen Rechtsstaat längst verloren. Darum würde es mich nicht wundern, wenn die JUNGE FREIHEIT mit ihrer Verfassungsklage nicht gewinnen wird. Schon der Gedanke, daß Schnüffler damit beschäftigt sind, jede Zeile der JF zu durchsuchen, um etwas zu finden, läßt an einen Polizeistaat denken, der seine Macht auch mit der Unterdrückung der Meinungsfreiheit festigt.

Friedrich Obdach, Duisburg

 

 

Zum JF-Brennpunkt: "Agieren im Grenzbereich", JF 16/05

Gesetzwidrige Absichten

Das Verfassungsschutzamt NRW entlarvt immer deutlicher seine gesetzwidrigen Absichten. Der jüngste "Bericht" wimmelt nur so von Unterstellungen, Mutmaßungen und beleglosen Behauptungen. Das zeigen Formulierungen wie "Hauptangriffsziele der 'Neuen Rechten' sind ...", "Mit dieser Forderung ... bestreitet die Autorin eine Lösungsmöglichkeit innerhalb des parlamentarischen Systems ...", "Dabei wird deutlich, daß ...", "... dient offenbar nur dazu ...", "Unausgesprochen verweist die Autorin damit auf ...", "... sind quasi eine Wahlempfehlung der JF", "Damit reiht sich die JF ein in ...", "Die vom JF-Autor gewählte Bezeichnung ist dazu bestimmt ...".

Solche Wertungen sind nach dem Gesetz nicht Aufgabe einer Verfassungsschutzbehörde. Im Gegenteil, sie schützt damit nicht, sondern verhindert die Wahrnehmung von Verfassungsrechten wie Presse- und Meinungsfreiheit. Was gäbe es wohl für ein Geheul, wenn man die taz, den Bayernkurier oder Rheinischen Merkur in gleicher Weise sezieren und stigmatisieren würde, was keine Kunst wäre? Man kann nur hoffen, daß Alexander von Stahls Glaube an den Rechtsstaat bestärkt wird.

Dr. Albrecht Giese, Per E-Post

 

 

Zu: "'Sternstunden' der Vertreiber" von Fritz Schenk, JF 16/05

Krebsgeschwür der Vertreibung

Johannes Paul II. "rieb uns Irdischen wieder und wieder das Evangelium und die christlichen Gebote unter die Nase", schreibt der begeisterte Autor. Die Nagelprobe freilich blieb Karol Wojtyla schuldig: das Einfordern christlicher Nächstenliebe von seinen Landsleuten gegenüber ihren Nächsten an der Westgrenze. Dabei schien er von Herkunft, Amt und Wissen und diplomatischem Geschick her prädestiniert als Vermittler zwischen beiden Völkern an der Oder. Hat aber der polnische Papst je sein christliches Volk an der Weichsel gemahnt, dessen nie "aufgearbeitetes" unchristliches Tun an den wehrlosen deutschen Nachbarn von 1945 endlich zu bedenken? Es wäre ein wichtiges Anliegen gewesen, folgenreicher vielleicht als alles andere Weltbemühen dieses Pontifikats, das glattgeredete Krebsgeschwür von Landnahme und Vertreibung endlich zur Heilung in Wahrheit und "Gerechtigkeit" anzugehen.

Stephanie Heidelmeyer, Alzenau

 

 

Zur Meldung "Rechtschreibung: Neue Änderungsvorschläge", JF 16/05

Vorbild Niederlande

Seit Jahren wundere ich mich, daß bei dem immer wieder aufgeworfenen Thema Rechtschreibreform nie auf die niederländische Reform verwiesen wird. Ihre einfachen, eindeutigen Regeln wären ausgezeichnet auf die deutsche Sprache anwendbar und würden Schwierigkeiten wie Dehnung, Schärfung und Groß- und Kleinschreibung eindeutig regeln, wodurch die deutsche Rechtschreibung viel leichter erlernbar wäre.

Rolf Schaefers, Köln

 

 

Zu: "Mindestlöhne halten keine Billigarbeiter auf" von Bernd-Thomas Ramb, JF 16/05

Berufsfremde Laienakteure

Wir haben heute den durch die Osterweiterung bewirkten, für alle, selbst für Rot-Grün voraussehbaren schärferen Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt, was von der Rot-Grün-Regierung, die den Osterweiterungsprozeß ohne Rücksicht auf Schaden für Deutschland stets vorangetrieben hat, nun voller naiver Überraschung registriert wird.

Dazu fällt uns dann auch gleich ein Bündel von staatsdirigistisch-sozialistischen Maßnahmen ein, um denselben zu verhindern, flankiert vom lautstarken Geschrei der Ewiggestrigen von den Gewerkschaften, die übrigens auch stets zu den vehementesten EU-Osterweiterungs-Befürwortern gehörten. Die Zauberworte zur Wettbewerbsverhinderung heißen heute "Entsendegesetz-Erweiterung" und "Mindestlohn".

Der ökonomische "Sachverstand" der oft berufs- und ausbildungslosen oder zumindest absolut berufsfremden Laienakteure in Berlin und in den Gewerkschaftszentralen hat die Bundesrepublik (trotz des im Grundsatz nicht ganz falschen Hartz IV) bereits heute an den Rand des wirtschaftlichen Ruins gebracht.

H.-U. Dummersdorf, Burscheid

 

 

Zu: "In jeder Lage obenauf" von Doris Neujahr, JF 16/05

Unwahrhaftigkeit vieler Politiker

Der Beitrag muß besonders begrüßt werden, da er nicht nur Weizsäcker kennzeichnet, sondern auch die Mentalität und Unwahrhaftigkeit vieler führender Politiker mit der Folge, daß wir vergeblich nach Vorbildern ausschauen, die uns die Parteiverdrossenheit nehmen könnten!

Dr. Hans Doerner, Bad Kissingen

 

 

Zu: "Phantom 'Neue Rechte'" von Dieter Stein, JF 16/05

Keinerlei Anhaltspunkte

Als gelegentlicher Mitleser Ihrer Zeitung und obwohl überzeugter Linker, bin ich der Meinung, mich im Sinne der Meinungsvielfalt in diesem Lande hinter Ihre Zeitung stellen zu müssen. Ich stimme mit den wenigsten Ihrer Beiträge überein, bin aber unvoreingenommen genug, um festzustellen, daß ich keinerlei Anhaltspunkte finden kann, die es rechtfertigen, Ihr Blatt als verfassungsfeindlich einzustufen. Daß Sie politisch weiter rechts stehen als andere Blätter und somit eine Außenseiterposition einnehmen, ist offenkundig, aber das ist in meinen Augen noch kein Grund, Sie in die Ecke des Rechtsextremismus zu drängen. Vieles bietet Stoff für Kontroversen, aber genau das hält unsere Demokratie lebendig, und solange es auf einem gewissen Niveau geschieht, halte ich auch rechte Presse für unabdingbar in unserer Demokratie, die sich mitunter in der Vielfalt unserer Zeitungen niederschlägt.

Sebastian Jung, Heidelberg

 

 

Zu: "Alle sind gegen mich" von Frank Liebermann, JF 16/05

Sympathisches reifes Paar

Eine Trauung mit Hindernissen. Was ist daran aber so ungewöhnlich, daß Charles und Camilla nun endlich doch geheiratet haben? Gönnt man ihnen das nicht, daß nach 34 Jahren - eine wirklich ungewöhnlich lange Zeit, in der beide reichlich Gelegenheit hatten, sich zu prüfen - der Bund fürs Leben geschlossen wird? Scheint so.

Auch wenn es den obligatorischen Hochzeitskuß nicht gab, muß es die erhitzten Gemüter doch etwas beruhigen. Charles und Camilla sind ein sympathisches reifes Paar, das eine lange Bewährungsprobe gut überstanden hat und gemeinsam die Zukunft in Harmonie erleben will, und das sollte man ihnen unbedingt von ganzem Herzen gönnen, verdient haben sie es.

Uta Fritzsche, Mönchengladbach

 

 

Zu: "Die Welt blickt auf Rom" von Dieter Stein, JF 15/05

Ausgegrenzte Atheisten

Seit geraumer Zeit fühlt man sich als Atheist in der JUNGEN FREIHEIT immer stärker ausgegrenzt. Als abschreckende Beispiele für Atheismus müssen Hampelmänner wie Trittin und Wowereit herhalten, um die moralische Unterlegenheit der Ungläubigen zu demonstrieren. Doch kann man einem Atheisten pauschal Wertelosigkeit anlasten?

Wer mit leiblicher Auferstehung, unbefleckter Empfängnis und einer scheibenförmigen Erde nichts anfangen kann, ist meiner Meinung nach eher Realist als Werteloser. Und auch die katholische Tagespolitik ist eher ideologisch begründet als zeitgerecht. Oder läßt sich sonst den Boykott der Familienplanung in Afrika begründen?

Was soll weiterhin daran verkehrt sein, vor der Eheschließung Sex zu haben, was soll daran familienfeindlich sein, mittels Pille den Nachwuchs - zu seinem Vorteil - zur gewünschten Zeit zu empfangen?

Bernd Schmidt, Herne

 

Suspektes Papsttum

Mit Recht prangert der Autor den "lebensfeindlichen Zeitgeist" an, dem scheinbar nur noch die Kirche widerstehen kann, aber auch den Niedergang der Evangelischen Kirche in Deutschland, die sich diesem Zeitgeist unterworfen hat.

In keiner Weise kann man ihm als Protestant jedoch zustimmen, wenn er in der katholischen Kirche das "Rückgrat des weltweiten, auch des protestantischen Christentums" sieht. Abgesehen von den menschlichen Zügen, dem Charisma und den "politischen" Leistungen der Person des verstorbenen Papstes, hat er in seiner Amtszeit die Entfernung zum Protestantismus eher noch vergrößert. Dem Protestantismus ist und bleibt das Papsttum suspekt. Zu groß sind die Unterschiede, vor allem was die Rechtfertigungslehre, aber auch die Marienverehrung, die Unfehlbarkeit des Papstes und die Verschiedenheit in der Auffassung der Eucharistie anbelangt. Schließlich ist zu bedenken, daß bis heute von Rom der Bann gegen Luther nicht aufgehoben wurde und die evangelische Kirche nicht als Kirche anerkannt ist. Würde der Protestantismus die katholische Kirche als "Rückgrat" anerkennen, bedeutete dies Verrat an der Reformation sowie die Rückkehr nach Rom.

Arno P. Müller, Bad Rodach

 

 

Zu: "Nachwuchs in der Offensive" von Holger Wartz, JF 15/05

Ideologischer Ersatzkrieg

Daß die Bezeichnung "sozial" im Parteinamen der SPD zu den größten Etikettenschwindeleien in der deutschen Parteienlandschaft zählt, wissen wir spätestens seit "Hartz IV". Daß nun auch noch der letzte Anflug demokratischer Redlichkeit dem immer skurriler werdenden "Kampf gegen Rechts" geopfert wird, zeigen jene ominösem "Orientierungspunkte" zweier unreifer Junghinterbänkler, denen offenbar der linksradikale Gaul durchgegangen ist. Wahrscheinlich um zu vertuschen, daß man in der Genosse-der-Bosse-Partei schon längst nicht mehr im klassischen Sinne "links", sondern globalisierungsergeben und wirtschaftsliberalistisch orientiert ist, wird auf einem ideologischen Ersatzkriegsschauplatz blindwütig auf alles eingedroschen, was nur den kleinsten Anklang von national-konservativ oder patriotisch aufweist.

Wolfgang Walter, Kutzenhausen

 

 

Zu: "Meine Tochter liegt im Koma" von Klaus Rösler, JF 15/05

Zu Hause pflegen

Wer hat die Eltern von Terri Schiavo daran gehindert, sie mit zu sich nach Hause zu nehmen und sie dort zu pflegen? Wie das aussehen könnte, beschreibt Klaus Rösler. Er lebt mit dem komakranken Mädchen Marie in seiner Familie zusammen. Dieser Mensch hat das Schicksal in die eigenen Hände genommen. Wer könnte ihm vorschreiben, was mit seiner Tochter zu geschehen hat? Keiner!

Margarethe Gaag, Per E-Post

 

 

Zu: "Unter Generalverdacht" von Wolfgang Philipp, JF 08/05

Kein Sturm der Entrüstung

Nach Ihrem ausführlichen und informativen Artikel über das Antidiskriminierungsgesetz hatte ich einen Sturm der Entrüstung auf der Leserbriefseite erwartet. Und was kam? Nichts! Sollte diesen wichtigen Artikel niemand gelesen haben? Oder sollte er etwa alle Leser kaltgelassen haben?

Ich jedenfalls konnte danach nicht schlafen. Ich verstehe einfach nicht, warum sich keiner dazu geäußert hat. Darüber konnte man doch nicht zur Tagesordnung übergehen, vorausgesetzt man hat verstanden, was das Gesagte bedeutet. Der Artikel ließ keinen Zweifel daran.

Ilse Conrad-Kowalski, Lübeck


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