© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/05 29. April 2005

Im Interesse der USA
Die "Economic Hit Men"
Friedrich Romig

Heute werden oft die Unterdrückungsmechanismen bereits vergangener und untergegangener Herrschaftssysteme bloßgelegt, weit seltener solche, die unsere Gegenwart bestimmen und noch weit in die Zukunft hineinreichen werden. John Perkins' Buch "Bekenntnisse eines Economic Hit Man" gehört zu den Ausnahmen.

Die "Economic Hit Men" (EHN) sind hochbezahlte Experten, die Länder auf der ganzen Welt um Milliarden Dollar betrügen. Sie schleusen Geld von der Weltbank, der US Agency for International Development (USAID) und anderen ausländischen "Hilfsorganisationen" auf die Konten großer Konzerne und in die Taschen weniger reicher Familien, die die natürlichen Rohstoffe unseres Planeten kontrollieren, um durch diese Abhängigkeit deren Loyalität zu sichern. Die im wirtschaftlichen Interessen der USA durchgeführte Tätigkeit der EHN bedient sich auch schmutziger Methoden wie betrügerischen Finanzanalysen, Wahlmanipulationen, Bestechung, Erpressung bis hin zu Mord.

Umgekehrt sichern die lokalen Politiker ihre Positionen ab, indem sie Fabriken, Kraftwerke und Flughäfen bauen lassen. Fügen sich Politiker nicht dem System, dann treten die "Schakale" der Geheimdienste in Funktion, die "innere Unruhen" und "Massenproteste" organisieren und selbst vor Morden nicht zurückschrecken. Und wenn auch das nicht zum Erfolg führt, wird auf militärische Mittel zurückgegriffen, werden "humanitäre" Kriege geführt und ganze Länder einfach besetzt.

Perkins schildert nur Vorgänge, in die er persönlich involviert war, so aus Ekuador, Chile, Kolumbien, Venezuela, Guatemala, Panama, Indonesien, Saudiarabien, Afghanistan, Irak, Iran, und das ohne die großen Zusammenhänge aus den Augen zu verlieren. Perkins' Buch ist spannend zu lesen, der informativer Wert wird allerdings ab und an durch penetrante Gewissensreflexionen und naive Gutmenschenattitüden beeinträchtigt. Als Illustration für die auf hohem Niveau geleistete Kritik des Nobelpreisträgers Joseph Stiglitz an den Schattenseiten der Globalisierung und der Politik der internationalen Finanzinstitutionen ist es aber allemal von Wert.

John Perkins: Bekenntnisse eines Economic Hit Man. Unterwegs im Dienste der Wirtschaftsmafia. Riemann Verlag, München 2004, 383 Seiten, brosch., 19 Euro


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