© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/05 22. April 2005

Leserbriefe

Zu: "Die Welt blickt auf Rom" , Sonderseiten zum Tod des Papstes, JF 15/05

Subjektive Beweggründe

Es ist gut und vernünftig, daß die JF sowohl konservative Befürworter wie Kritiker des Papstes zu Wort kommen läßt. Die Interview-Äußerungen von Pater Niklas Pfluger sind in vielen Punkten bedenkenswert. Zugleich freut es mich, daß andere Autoren die moraltheologischen Positionen des Papstes würdigen, vor allem sein Eintreten für das Lebensrecht aller Menschen. Hier hat Johannes Paul II. klar Flagge gezeigt, wobei es an sich selbstverständlich ist, daß das Oberhaupt einer Kirche deren Standpunkte vertritt. Eine positive Würdigung verdient auch die opferbereite Haltung des Papstes, der sich im Dienst an Gott und der Kirche verzehrte.

Verwirrung stiftete der Papst hingegen mit seiner mangelnden Abgrenzung gegenüber nichtchristlichen Religionen, zumal gegenüber dem Islam. Symbolisch für diese Haltung steht das sogenannten "Friedenstreffen" der Religionen in Assisi, dem weitere Treffen dieser Art folgten. Kardinal Joseph Ratzinger hat sich in einer Rede vor chilenischen Bischöfen öffentlich dagegen gewandt, wobei er den Papst hinsichtlich seiner subjektiven Beweggründe in Schutz nahm.

Über die "Unfehlbarkeit" des Papstes gibt es viele unrichtige Vorstellungen. Der Papst ist weder persönlich "unfehlbar" noch hinsichtlich seiner allgemeinen Äußerungen. Laut katholischer Definition ist der Papst nur dann unfehlbar, wenn er ein Dogma - also eine "unfehlbare Glaubenswahrheit" - verkündet, was selten vorkommt. Die letzte Dogmatisierung stammt aus dem Pontifikat von Papst Pius XII. Die vier Päpste, die ihm folgten, haben kein Dogma verkündet.

Felizitas Küble, Münster

 

Nicht nachvollziehbar

So sehr ich Ihre Meinung hinsichtlich des sittlichen Verfalls der westlichen Gesellschaften teile, kann ich Ihren Wunsch nach einem konservativen Papst-Nachfolger nicht nachvollziehen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Aus dem Evangelium heraus lassen sich Zölibat und die Stellung der Frau innerhalb der katholischen Kirche nicht begründen. Es grenzt meines Erachtens fast schon an ein Wunder, daß nicht noch mehr katholische Christen der Institution Kirche den Rücken kehren.

Herwig Stieber, Wadern

 

Wiederkehr des Heilands

Papst Johannes Paul II. lebte, was er lehrte, mit großem Seltenheitswert. Millionen von Menschen strömten ihm zu und werden es im geistlichen Sinn auch in Zukunft tun. Menschen sehnen sich, nach der so lange schon angekündigten Wiederkehr des Heilands. Viele Christen sahen bereits zu seinen Lebzeiten alle Anzeichen dieser Gestalt in ihm, und dies wird sich jetzt nach seinem Tode/Auferstehung zukünftig in ungeahntem Ausmaß verselbständigen.

1986 hatte ich den Papst in Coquimbo, Chile, erlebt, von Hunderttausenden urfrommen Menschen umringt, ja angebetet, in einer Art von tiefster Frömmigkeit, wie sie sonst nur in Indien lebendig ist. 

Werner Brenner, Gröbming

 

Penetrante Lobhudelei

Ich fand Ihre Artikelserie zum Tode des Papstes sehr gut. Mit der Auswahl auch von kritischen Stimmen hoben Sie sich von der penetranten Lobhudelei vieler Medien wohltuend ab. Viele Medien hatten an Ostern noch Filmbeiträge gebracht, in denen sie Zweifel an der Jungfrauengeburt ebenso wie an Jesus Christus selbst schürten.

Michael Schuchardt, Oberursel

 

Anrüchiges Happening

Das medienwirksame Sterben des Papstes förderte seltsame Stilblüten zutage. Da treten ansonsten sexy Moderatorinnen, jung wie der Frühling selbst, plötzlich nicht mehr rassig und raffiniert dekolletiert auf, sonder schwarz geschlossen bis zur Kinnlade, mit feuchtem Schleier um die Augen und gedämpfter Stimme. Die Herren angemessen dunkel in bewegter Ergriffenheit. Da lobt man die Jugend, die plötzlich im Papst ein nachstrebenswertes Vorbild erkennt, mit Rucksack und verklärtem Blick nach Rom pilgert und dieses einmalige, tiefgreifende Ereignis, ohne Kosten und Strapazen zu scheuen, verklärt andächtig zu würdigen weiß. Das war halt mal was anderes.

Und die Love Parade gibt's ja auch nicht mehr. Und die gleichen, kaum zu Hause angekommen, frönen dann ohne Präservativ und Trauschein weiter wie gehabt ungeschützt der Fleischeslust. Ohne Rücksicht auf Aids und Pillen-Enzyklika, aber in herzlichem Angedenken an den liebenswerten Papst und seine freundliche Zuneigung der Jugend gegenüber. Ein einzig anrüchiges Toten-Happening.

Bernhard W. Tkocz, Oberhausen

 

Den Gottesbegriff vermieden

Hitler wollte die Kirche wie eine Kröte zertreten. Die heutigen Politiker sind da vornehmer: Man wolle die Kirche nicht verbieten, aber überflüssig machen, siehe Karl Marx: "Religion ist Opium für das Volk". Wie der Teufel das Weihwasser, so wurde bei der irrlichtartigen Geschwindigkeit der Abfassung einer EU-Verfassung der Gottesbegriff gemieden.

Selbst in der Kirche hat der Nihilismus, Atheismus und Bolschewismus bereits wichtige hochdotierte Stellungen erobert, siehe z. B. Fäkal-"Kunst" des Österreichers Herrn Nitsch bei Herrn Dr. Lenssen im Museum am Dom. Die Wissenschaft (Fortschrittsglaube) macht trunken, doch auf dem Grunde des Bechers wartet Gott (W. Heisenberg). Wer glaubt, zieht ruhig seine Bahn (H. Ibsen). Die ganze Schöpfung harret (Advent!), daß Kinder Gottes offenbar werden (Heiliger Augustinus).

Martin Oestemer, Leinach

 

 

Zu: "Der Fels Petri ist zermahlen", Interview mit Pater Niklaus Pfluger, JF 15/05

Den Glauben anderer achten

Herr Pfluger zählt zu den leider zahlreichen Menschen, die meinen, über die Freimaurerei reden oder gar urteilen zu können, ohne sie zu kennen. Diese ist ein religiös insofern "neutraler" Männerbund, als es schon in ihren heute noch gültigen sogenannten "Alten Pflichten" von 1723 heißt: "(Aber) obgleich in alten Zeiten die Maurer verpflichtet waren, in jedem Lande von der jedesmaligen Religion des Landes oder der Nation zu sein, so hält man doch jetzt für ratsam, sie bloß zu der Religion zu verpflichten, in welcher alle Menschen übereinstimmen und jedem seine besondere Meinung zu lassen". Und zuvor wird noch gesagt, daß der Freimaurer, "wenn er seine Kunst recht versteht, ... er weder ein dummer Gottesleugner noch ein Wüstling ohne Religion sein (wird)."

Wenn Pfluger behauptet, die Freimaurerei sei bereit, "für den Zusammenschluß der Welt die Wahrheit des Glaubens aufzugeben", weiß er offensichtlich noch nicht einmal, daß die Freimaurerei generell kein christlicher (mit Ausnahmen) oder gar katholischer, sondern ein weltweiter Bund ist, dem Männer auch zahlreicher anderer Religionen angehören, die nicht bereit sein dürften, die Wahrheit ihres Glaubens aufzugeben, die aber den Glauben anderer achten.

Walter-Christian Mehring, per E-Post

 

 

Zu: "Auf den polnischen Revoluzzer war Verlaß" von Alexander Barti, JF 15/05

Früchte des Pontifikats

Das Pontifikat JP II. stand unter den Zeichen von Religionsfreiheit, Kollegialität und unkatholischem Ökumenismus und erinnerte damit an eine andere, freimaurerische Trilogie: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Wieviel Schaden hat dieser Mann, der schon bei seiner Bestattung "heiliggesprochen" wurde, in der Kirche und an den Seelen angerichtet! In Assisi bekräftigte er 1986 seinen eigenen Unglauben. Die Früchte, die dieses Pontifikat hervorbrachte, sind faul und schlecht. Zu Recht schreibt Barti von einer Schreckensbilanz der Ära Wojtilas. Möge er bei Gott Barmherzigkeit finden, und mögen kommende Generationen endlich erkennen, in welch schlimmen Zustand er die Kirche geführt hat.

Ludger Weber, Lippstadt

 

 

Zu: "Zerstörte Hoffnungen" von Klaus Peter Krause, JF 15/05

Entzug der Rechte

Die wohl diffamierendste Antwort auf das EGMR-"Urteil" vom 30. März 2005 in Straßburg kam von der Bundesjustizministerin Zypries: "Endlich herrscht jetzt Rechtssicherheit". Damit hat ein weiterer Minister dem schon seit Jahren anstehenden Rechtsstreit über die entschädigungslosen Enteignungen in der SBZ/DDR, von 1946 bis 1949 und auch später, bestätigt, daß diese willkürlichen Enteignungen mit Vertreibungen, Verfolgungen sowie Verschleppungen, aber auch Ermordungen von zivilen Betroffenen, ihre Richtigkeit haben.

Für die Betroffenen ist das eine weitere Diskriminierung mit dem Entzug ihrer Rechte, vor allem diejenigen, die in der DDR das Regime mit Repressalien überstanden haben. Sie wurden erst von einem immer so hochgelobten, demokratischen und freiheitlichen Rechtsstaat BRD und dann in der Fortsetzung von der EU verurteilt.

Die letzte Hoffnung, doch noch wenigstens einen Teil des Besitzes von Grund und Boden des Betriebes zurückzubekommen, ist zerschlagen.

Ulrich Wünsch, Leipzig

 

 

Zu: "Zerstörerische Kräfte" von Carl Gustaf Ströhm Jr., JF 15/04

Fall für den Psychotherapeuten

Aus Jörg Haider, einst Hoffnungsträger für viele nationaldenkende Menschen in (fast) ganz Europa, ist ein Fall für den Psychotherapeuten geworden. Traurig!

Gert Ziegler, München

 

Haiders persönliche Eitelkeiten

Als Mitglied des inzwischen aufgelösten "Club Jörg" habe ich mit großem Bedauern die Spaltung der FPÖ und die Gründung des "Bündnis Zukunft Österreich" zur Kenntnis genommen. Durch persönliche Freundschaften und enge Verbundenheit aus Kriegszeiten mit österreichischen Luftwaffenkameraden habe ich jahrzehntelang die Entwicklung der FPÖ und den erfolgreichen Aufstieg ihres dynamischen Jörg Haider wahrgenommen. Neben seiner sympathischen, eloquenten Art und seinen auch vom politischen Gegner anerkannten Führungsqualitäten sind mir sein stets ehrenvolles Gedenken für gefallene Soldaten auch der Deutschen Wehrmacht und die Würdigung der noch lebenden ehemaligen Wehrmachtsangehörigen in dankbarer Erinnerung.

Es ist bedauerlich, daß eine Zusammenarbeit mit dem Wiener FPÖ-Chef Heinz Christian Strache und so hervorragenden Persönlichkeiten wie Andreas Mölzer und John Graf Gudenus, aus welchen Gründen auch immer, nicht zustande gekommen ist. Das Wohl Österreichs sollte über persönlichen Eitelkeiten stehen. Die Bedeutung Jörg Haiders Wahlspruchs "Wer zur Quelle will, muß gegen den Strom schwimmen!" hat eine schmerzhafte Unterbrechung erfahren, die einer gewissen Tragik nicht entbehrt.

Gerd-Joachim Kalkowski, Hildesheim

 

 

Zu: "Nationales Dilemma für die Internationalisten" von Ekkehard Schultz, JF 15/05

Kaltblütig ausgeliefert

Herr Schultz preist in seinem Bericht über eine Veranstaltung der Sudetendeutschen Gesellschaft die "große Solidarität" der tschechischen Sozialdemokratie mit der reichsdeutschen Emigration (darunter Ollenhauer!) nach 1933. Vermutlich geht diese Aussage auf das 1967 erschienene Buch Bohumil Cernys ("Most k novemu zivotu. Nemecka emigrace v CSR v lech 1933-1939" ) zurück, das irreführend von "tschechischer" Hilfe spricht, obwohl die Hauptlast der Flüchtlingsbetreuung von der sudetendeutschen Sozialdemokratie getragen wurde.

Auch der Kommunist Walter Ulbricht, der sich lange Zeit im Erzgebirge aufhielt, wurde dort nicht von tschechischen, sondern von sudetendeutschen Genossen betreut (Sudetendeutsche Zeitung, 15. April 1983). Was die 20.000 Männer der Republikanischen Wehr ("RW", hervorgegangen aus der Versammlungsschutztruppe der sudetendeutschen Sozialdemokraten) angeht, so trifft ziemlich das Gegenteil dessen zu, was Referent Miksch mitteilt. Als sie sich nach Abschluß des Münchner Abkommens im Vertrauen auf die Solidarität der Demokraten in die Rest-Tschechei absetzten, wurden sie von den tschechischen Behörden kaltblütig der reichsdeutschen Gestapo ausgeliefert, und das, obwohl sie bereit gewesen waren, die CSR mit der Waffe in der Hand zu verteidigen.

Friedeberd Volk, per E-Post

 

 

Zu: "Mölders Gedenkstein mit Blumen überhäuft" von Paul Rosen, JF 14/05

Antipoden der Helden

Ich glaube, daß ein Kriegsheld für jeden Politiker schwer zu ertragen ist. Wo ist denn der Politiker? Der Antipode des Helden. Auch der Politiker General Eisenhower hat den Kriegshelden Patton nicht ertragen können.

Joachim Gohlike, Münster

 

Unnötige Vermischung

Wie steht es eigentlich um das Berufsverständnis der Soldaten selbst, das unter den erheblich veränderten Rahmenbedingungen eingekehrt ist? Nationale Elemente wurden bereits bei der Aufstellung der Bundeswehr vernachlässigt bzw. bewußt verdrängt. Dies wird in der Gegenwart dadurch fortgesetzt, indem man die soldatischen Leistungen von Wehrmachtssoldaten mit den vermeintlichen politischen Kriegszielen vermischt.

Kein Wunder, melden sich Traditionsgegner innerhalb der Bundeswehr zu Wort und fordern Namensänderungen von Kasernen ein. Ein Vorgang, der wohl in keiner Armee von Bedeutung vorstellbar wäre. Bestimmen etwa sonst künftig die einzelnen Soldatenjahrgänge selbst, welche Namen ihre Kasernen oder Schiffe tragen sollen?

Johann Troltsch, Kempten

 

 

Zu: "Bitte nicht füttern" von Alexander Barti, JF 14/05

Jagdideologische Gründe

Das Jagdgesetz verpflichtet die Verantwortlichen zur Wildfütterung in der Notzeit. Schon seit Jahrzehnten muß gefüttert werden. Obwohl im Landkreisgebiet Miesbach in den Wintermonaten örtlich über zwei Meter Schnee bei mehr als fünfzehn Grad minus lagen, war nach Ansicht des Ökologischen Jagdvereins (ÖJV) nicht eindeutig Notzeit und daher auch keine Fütterungspflicht.

Der ÖJV hat im Landkreis Miesbach nur wenig Mitglieder, hauptsächlich aber Förster. Nur aus "jagdideologischen Gründen" will dieser Verein - wie auch die Grünen - unbedingt eine Änderung der Jagdgesetzgebung.

Matthias Duschl, Miesbach

 

 

Zu: "Gruppentherapie für die Besiegten" von Baal Müller, JF 14/05

Totale Umerziehung

Es ist verdienstvoll, wenn Baal Müller das im Jahre 1965 erschienene Buch "Charakterwäsche" von Caspar v. Schrenck-Notzing wieder in Erinnerung bringt und diese ungemein wichtige Veröffentlichung jetzt in einer Neuauflage erscheint. Das Buch müßte jedem Deutschen zur Pflichtlektüre verordnet werden. Den alliierten Umerziehern ist durch den Einsatz modernster skrupellosester Mittel und mit Unterstützung eines Heeres von hilfswilligen Deutschen die totale Umerziehung eines ganzen Volkes gelungen.

Immanuel Herter, Wiesloch

 

 

Zu: "Ohne Nettelbeck und Gneisenau" von Thorsten Hinz, JF12/05

Kommunistisches Konstrukt

Der sonst höchsten Ansprüchen genügende Thorsten Hinz unterlief in seinem Kolberg-Beitrag ein Formfehler, der allerdings der Korrektur bedarf. Er sitzt dem Mißverständnis auf, daß Ortsnamen, für die es mehrere Bezeichnungen gibt, in zeitlicher Folge umbenannt werden. So gesehen gibt es jedoch keine offiziellen Ortsnamen. Vielmehr hat jedes Volk eigene Namen für wichtige Städte im Ausland bzw. in ehemals zugehörigen Gebieten. Demzufolge war und bleibt Kolberg im Deutschen Kolberg, unabhängig von politischer Zugehörigkeit oder Aussage. Gleiches gilt schließlich für Warschau oder Mailand.

Umgekehrt haben die Polen Kolberg auch lange vor dem Jahr 1945 Kolobrzeg genannt, gleiches trifft für Stettin (Szczecin). Die vermeintliche Exklusivität bestimmter Namensformen ist ein Konstrukt kommunistischer Regime ohne jegliche sprachrechtliche Grundlage.

Bernd Bulir, Berlin


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