© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/05 15. April 2005

Zeitschriftenkritik: G/Geschichte
Als Deutschland unterging
Werner Olles

Die monatlich erscheinende Zeitschrift G/Geschichte befaßt sich in ihrer jüngsten Ausgabe mit dem Schwerpunktthema "Führerdämmerung - Der Untergang des Dritten Reiches". Ein besonderes Kapitel ist dabei dem alliierten Bombenkrieg gegen die deutschen Städte gewidmet, der nicht nur militärstrategisch fragwürdig war, sondern auch die von den anglo-amerikanischen Kriegsgegnern erhoffte moralische Wirkung letztlich verfehlte. Zwar wollte auch Propagandaminister Goeb-bels zunächst ganz England "coventrisieren", doch erst die britische Luftoffensive mit dem "Hardliner" Arthur Harris an der Spitze der Bomberkommandos entwickelte sich zu jener absolut mörderischen Waffe, die mit ihren flächendeckenden Bombardements 161 deutsche Städte in Flammenmeere und Ruinenlandschaften verwandelte, weit über eine halbe Million Opfer unter der Zivilbevölkerung forderte und acht Millionen Deutsche obdachlos werden ließ. Die Rüstungsproduktion kam indes durch das Städtebombardement nicht zum Erliegen, da die Fabriken kurzerhand unter Tage verlegt und der Arbeitskräftemangel mit Fremdarbeitern ausgeglichen wurde.

So blieb von der Strategie des "morale bombing" schließlich allein die Zerstörung der historisch gewachsenen alten deutschen Städte wie Hamburg, Köln, Nürnberg, Würzburg, Hildesheim, Pforzheim, Potsdam und nicht zuletzt Dresden. In einem alles vernichtenden Feuersturm ging die von Flüchtlingen überfüllte Barockstadt Dresden, das Elb-Florenz, in der Nacht zum 14. Februar 1945 unter.

Über "Tod und Vertreibung im Osten" berichtet ein weiterer Beitrag. Das Wanken der Ostfront hatte eine Massenflucht ausgelöst, die durch die Greueltaten der vorrückenden Roten Armee in Ostpreußen noch verstärkt wurde. Nun begann ein Wettlauf Millionen Deutscher mit den sowjetischen Soldaten, die, aufgehetzt von rassistischen Parolen wie "Töte die Deutschen", ihre Stunde der Rache gekommen sahen. Exzesse und Massaker wurden zum Alltag für die flüchtenden Menschen, die trotz Schnee und Kälte, Hunger und Durst und kaum mit dem Nötigsten versehen bei Tag und Nacht aus Ostpreußen, Schlesien und Pommern zumeist zu Fuß mit Handwagen oder Pferdefuhrwerken nach Westen zu gelangen versuchten. Die Fliehenden waren überwiegend Frauen, Kinder und alte Menschen, an deren wenigen noch verbliebenen Kräften der eisige Winter zehrte. Viele Wagen blieben im Eis stecken, die Flüchtlinge versanken im Schnee, die Schwächeren überlebten die endlosen Strapazen nicht, erfroren oder starben an Erschöpfung. Fielen sie dem Feind in die Hände, drohten ihnen Vergewaltigung, Mißhandlung, Verschleppung nach Sibirien oder Ermordung. Allein bei dem Versuch, sich über das Frische Haff in Sicherheit zu bringen, kamen über 5.000 Flüchtlinge ums Leben; sie brachen im Eis ein oder starben im Kugelhagel sowjetischer Tiefflieger. Zur Todesfalle wurde auch das Lazarettschiff "Wilhelm Gustloff", das am 30. Januar mit ca. 10.000 Menschen an Bord in See stach. Von Torpedos eines sowjetischen U-Bootes getroffen, konnten sich etwa 1.200 retten, alle anderen kamen in den eisigen Fluten elend um. 

Anschrift: Abo-Service Sailer Verlag. Postfach 1163, 74148 Neckarsulm. Einzelheft 4,30 Euro. Jahresabo 45,60 Euro. Internet: www.g-geschichte.de 


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