© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/05 08. April 2005

Leserbriefe

Zur Meldung "Kanzler freut sich über Sieg und Befreiung", JF 14/05

Geschichtliche Selbsttäuschung

Die Präsidenten von Estland und Litauen erklärten, daß sie nicht an den Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Befreiung, in Moskau teilnehmen werden. Sie begründeten ihre Absage mit dem Hinweis auf das historische Unrecht, welches ihrem Volk widerfahren ist. Bundeskanzler Schröder reist nach Moskau, um mit seiner Person die Niederlage Deutschlands "angemessen zu würdigen". Ich meine, hier liegt ein geschichtliche Selbsttäuschung vor. Für die Alliierten gab es nur einen Auftrag, Deutschland wird nicht besetzt zum Zweck der Befreiung, sondern ist ausschließlich als besiegter Feindstaat anzusehen! 

Ekkehard Ahland, Schloß Holte-Stukenbrock

 

 

Zu: "Anpfiff zum Abpfiff" von Paul Rosen, JF 13/05

Was hat Schwarz-Gelb zu bieten?

Ich stimme Paul Rosen zu, daß Rot-Grün das Vertrauen bei den Bürgern verloren hat und politischen Konkurs anmelden muß. Was hat denn die mögliche Alternative Schwarz-Gelb an politischen Gemeinsamkeiten zu bieten? Momentan sehe ich nur viele politische Traumschlösser und Strategien, um die Bürger zu veräppeln.

Karl-Heinz Westenhöfer, per E-Post

 

 

Zu: "Pfarrer Fliege und die Kuschelkirche" von Dieter Stein, JF 13/05

Dem Zeitgeist angepaßt

Ich selbst bin gläubiger Christ und sehr erschüttert über das, was in den letzten Jahren mit der Evangelischen Landeskirche passiert. Sie tut alles, um sich dem Zeitgeist anzupassen und sich bei der Welt beliebt zu machen, nur ihre eigentliche Aufgabe will sie nicht anpacken: Den Menschen die frohe Botschaft von Jesus Christus zu verkünden. Dort, wo das noch getan wird, wachsen die Gemeinden.

Wo allerdings ausschließlich über Soziales geredet wird, wo Gott mit der Segnung von homosexuellen Paaren verspottet wird, wo Jesus Christus ausgeklammert wird, um sich ja nicht mit Moslems anzulegen, da geht alles zugrunde. Wer an das, was er anzubieten hat, nicht mehr glaubt oder sich dafür schämt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er keine Kunden mehr anzieht.

Samuel Beckmann, Berlin

 

Gemischtwarenladen Kirchentag

Kirchentage waren seit den siebziger Jahren in wesentlichen Teilen reine Polit-shows. Seitdem der Stellenabbau endlich und zuletzt auch den Pfarrberuf getroffen hat, setzt seit einigen Jahren ein zaghaftes und partielles Umdenken ein, so im Bereich der auf die Kirchentagsmacher "konservativ" wirkenden Kirchenmusik, die seit Jahrzehnten durch ihre kulturelle Arbeit Menschen im säkularen Umfeld der Ortsgemeinde weiter sich für Kirche interessieren läßt, es darum aber im Multikultigemischtwarenladen "Kirchentag" weiterhin bedeutend schwerer hat als pseudoreligiöse Folkloregruppen.

Mein Programmvorschlag für den Kirchentag - ein hochkonzentriertes Orgelsoloprogramm mit Neuer Musik - wurde abgelehnt. Mit der Absage erhielt ich zugleich die in diesem Zusammenhang unverschämte Einladung, mit meinen Chören nach Hannover zu fahren, um dort die Statisterie zu verstärken - was so natürlich nicht ausformuliert wurde.

Tragisch ist, daß der Exodus wertkonservativer Christen und ihre Entscheidung, auszutreten, statt in der Ortsgemeinde massiv aufzutreten, nur dazu führt, daß diejenigen, die in der Kirche weiter standhaft auf das "conservare" (= bewahren) setzen, immer mehr geschwächt werden. Mir nützt ein ausgetretener Lutheraner, der nur larmoyant über die linke Kirche klagt, nichts. Ich brauche Mitstreiter, die kompetent und unbeirrbar dafür sorgen, daß sich dem Abwärtstrend entgegengestemmt wird. Jeder - sei es mit theologischem oder politischem Konservativismus begründete - Austritt stärkt die Gegenseite, die nicht zögert, dort sofort abzubauen, wo noch intakt verkündigt wird: bei der Kirchenmusik, wegen des verminderten Kirchensteueraufkommens. 

Jörg Strodthoff, per E-Post

 

 

Zu: "Niederlage, nicht Befreiung", Interview mit Ursula Besser, JF 13/05

Natürlich eine Niederlage

Frau Dr. Besser war schon immer eine mutige Frau, die sich nicht fremden Meinungen beugte und sich vor keinen Karren spannen ließ. Sie verdient Respekt und Hochachtung.

Natürlich war der 8. Mai 1945 eine Niederlage mit fürchterlichsten Folgen für unser Land und seine Menschen. Das schließt nicht aus, daß der 8. Mai auch für den deutschen Neubeginn steht, der noch immer nicht an seinem Ziel angekommen ist. Wer den 8. Mai mit einem Fest begehen will, tötet unsere deutschen Opfer ein zweites Mal und schändet ihr Gedenken.

Hans Engel, Berlin

 

 

Zu: "Metternichs Erben" von Marcus Schmidt, JF 13/05

Zwielichtige Diskussionskultur

Die Diskussionskultur in der Bundesrepublik Deutschland funktioniert inzwischen nach folgender Regel: Parteien und Medien bestimmen in stillschweigend angemaßter Beurteilungskompetenz in ständiger Wiederholung die Bewertung historischer und zeitgenössischer Ereignisse mit der Folge, daß der nicht informierte Bürger bei Nennung des Stichwortes dessen Bewertung sofort assoziiert und derjenige, der nicht so reagiert, der öffentlichen Verdammnis anheimfällt.

Ein Lehrbuchbeispiel hierfür ist der Fall Presserelations GmbH. Der Begriff "alliierter Bombenterror" steht als festgeschrieben fest. Der Umstand, daß aus einschlägigen Veröffentlichungen hervorgeht, daß auch amerikanische und britische Stimmen - z. B. Churchill am 28. März 1945, die Fortführung des Terrors sei zu überdenken - den Begriff Terror so oder sinnverwandt verwenden, liegt außerhalb des Wahrnehmbaren.

Dr. Theodor Seidel, Berlin

 

Standesbewußter Aristokrat

Metternich verdient es nicht, mit dem heutigen Umerzogenen in einen Topf geworfen zu werfen. Der Fürst war ein standesbewußter Aristokrat, der die egalitäre und materialistische Umstürzlerei bekämpft hat. Die revolutionären Bewegungen des 19. Jahrhunderts werden nicht dadurch aufgewertet, daß sie mit nationalen Zielen verbunden waren, denn gerade damals zeigte sich der Nationalismus von seiner traditionsfeindlichen Seite.

Richard Stockmann, per E-Post

 

 

Zu: "Einigung über Mauermahnmal gescheitert" von Ekkehard Schultz, JF 13/05

Beeindruckt und ergriffen

Wer Berlin besucht und die Kreuze am Checkpoint Charlie sieht, kann nur beeindruckt und ergriffen sein. Frau Hildebrandt hat Berlin und Deutschland etwas gegeben, wozu der Berliner Senat, mit den Nachfolgern der Mauermörder in einer Koalition verbunden, nicht fähig und wohl auch nicht willens war. Nun versteckt sich der Berliner Senat hinter einer Bank und wäscht seine unsauberen Hände in Unschuld. Und die Berliner CDU? Man kann sie leider vergessen. Ihr Fraktionsvorsitzender will am 8. Mai die totale und mit unzähligen Opfern verbundene Kapitulation unseres Landes feiern. 

Martin Bensburg, Salzhausen

 

 

Zu: "Ohne deutschen Paß an die Wahlurne" von Jochen Arp, JF 13/05

Sprachlich mißverständlich

Den Begriff Deutsch-Türken halte ich für sprachlich mißverständlich. Man spricht von Rußlanddeutschen, Wolgadeutschen usw., wenn deutsche Gruppen in den jeweiligen Ländern bezeichnet werden sollen. Als Deutsch-Amerikaner, Deutsch-Chilenen werden Angehörige dieser Staaten benannt, die einen deutschen Hintergrund haben. Im Verständnis dieser Wortbildungen müßten Türken mit deutschem Paß Turk-Deutsche und in Deutschland lebende Türken Deutschland-Türken heißen. Deutsch-Türken wären in der Türkei angesiedelte Deutsche.

Rudolf Schäfers, Köln

 

 

Zur Meldung "Koalition ändert umstrittenes Gesetz", JF 13/05

Das Maß ist voll

Viel wird lamentiert über das Antidiskriminierungsgesetz. Wie immer aber klingt dann durch: Wenn die da oben es so machen, können wir es nicht ändern. Vielleicht erreichen wir ja mit unseren Protesten kleinere Erleichterungen. Diese Haltung ist nicht erfolgversprechend.

In unserer Praxis bilden wir seit über 40 Jahren regelmäßig Lehrlinge aus, in den letzten 25 Jahren regelmäßig mindestens zwei pro Jahr. Wir haben diese Lehrlinge ausgebildet, obwohl sie zu teuer (Anweisungen der Kammern), zu schlecht ausgebildet (Schule, Pisa) und zu selten im Betrieb ( Berufsschule, Sport und Religion) waren. Wir haben das für unseren Nachwuchs gerne auf uns genommen.

Nun aber ist das Maß voll: Wenn ich (wie seit 30 Jahren) mit bis zu 40 Bewerbern pro Jahr Vorstellungsgespräche führe und dann zwei einstelle, so kann und will ich mir mit dem Antidiskriminierungsgesetz nicht 38 Klagen der Nichteingestellten (und der sie beratenden Vereine und Verbände) einhandeln. Es tut mir für die Kinder leid, aber dann ist Schluß!

Vom Tage des Inkrafttretens des Antidiskriminierungsgesetzes an wird in unserem Betrieb kein Lehrling mehr eingestellt, und wir rufen alle auf, schon im Vorfeld ebenfalls diese Erklärung abzugeben, damit die Herr(inn)en in Berlin wissen, was sie anrichten!

Klaus Petri, Lippstadt

 

 

Zu: "Eigentum und Freiheit" von Klaus Peter Krause, JF 13/05

Gutmenschenglauben

Der Artikel gehört als Elementarwissen in die Hand jedes Politikers, darüberhinaus aber auch in die Hand jedes Schülers und Lehrers! Wohlstand wird nun mal nicht vom Staat geschaffen, obwohl alle Gutmenschen offensichtlich genau dies glauben! 

Harald Brüne, Willingen

 

 

Zu: "Sie folgen ihm wie Lemminge" von Doris Neujahr, JF 13/05

Keinesfalls einzigartig

Götz Alys in zahlreichen Artikeln, Feuilletonbeiträgen und jetzt auch noch in Buchform verbreitete These von Hitlers "Volksstaat" belebt nicht nur die geschichtspolitisch willkommene Kollektivschuldthese wieder, sondern hat auch einen perfiden innenpolitischen Subtext. Man mag es zunächst einer gewissen Betriebsblindheit Professor Alys zuschreiben, wenn er dazu neigt, alle möglichen Übel der Welt, darunter auch die Krise des deutschen Sozialstaates von der Kilometerpauschale bis zum Ehegattensplitting, auf sein Spezialgebiet, den Nationalsozialismus, zurückführen zu wollen. Endlich erfahren wir, daß der "Gefälligkeitsstaat", wie Aly den Sozialstaat in politisch korrekter neoliberaler Manier nennt, eine Erfindung Hitlers gewesen sei, der damit angeblich seine Expansionspolitik innenpolitisch abfedern wollte.

Daß sozialpolitische Initiativen im Nationalsozialismus keineswegs einzigartig waren, zeigt jedoch ein Blick auf den "New Deal" Roosevelts und das sowjetische Gegenmodell, mit dem der Nationalsozialismus direkt konkurrieren mußte. Insofern ist Alys atemberaubende These monokausal, unhistorisch und germanozentrisch, deren überwiegend positive Rezeption aber symptomatisch für die Degeneration einer von pathologischem Kulpismus geprägten offiziösen deutschen Historiographie.

Alfred Wollmann, Erding

 

 

Zur Meldung "Opfer des 17. Juni werden entschädigt", JF 13/05

Opferverachtende Begründung

Es ist erstaunlich, daß SPD und Grüne endlich einen Antrag der Landesregierung Sachsen-Anhalt unterstützen, der die Opfer des 17. Juni entschädigen soll, und hier keine Berührungsängste mit der Vergangenheit zeigen!

Noch am 21. April 2004 lehnten die Fraktionen der SPD und Grünen im Bundestag den Antrag der CDU/CSU bezüglich der "Entschädigung deutscher Zwangsarbeiter" mit der opferverachtenden Begründung ab, daß all dies Leid - es waren immerhin Millionen deutsche Kinder, Frauen und Männer! - seine Wurzeln im Unrecht der NS-Zeit und damit in Deutschland habe! Sind denn die Opfer des 17. Juni im "DDR"-Deutschland nicht auch auf deutschem Boden verblutet? 

Willibald J.C. Piesch, Hamburg

 

 

Zur Meldung "Nach Kritik: Friedman nicht zum Kirchentag", JF 12/05

Kirchentag boykottieren

Obwohl sich die evangelische Kirche soviel darauf zugute hält, daß Frauen in ihr höchste Kirchenämter besetzen können, geben die "Kirchenmänner", wenn es darauf ankommt, offenbar alleine den Ton an. Es wäre sonst wohl kaum möglich, daß durch die Einladung von Michel Friedman zu einem Vorgespräch zum 30. Evangelischen Kirchentag, der im Mai in Hannover stattfindet, die Frauen übergangen und im Grunde erniedrigt werden. Es ist widerlich!

Hoffentlich haben die Frauen jetzt genügend Stolz und soviel innere Kraft, daß sie den Kirchentag boykottieren, um damit den offenbar allein tonangebenden Männern in der evangelischen Kirche auf diesem Wege mitzuteilen, daß es sie gibt und sie die größte Kraft in der Kirche sind. 

Ruth Bachmann, Bad Arolsen

 

 

Zu: "Schattenwelt Multikultopia" von Ellen Kositza, JF 11/05

Problemfälle einfach abschieben

Den Ärger mit Multikulti gibt es wirklich, aber er hat viel mehr und wichtigere Facetten, als in Ihrem Artikel aufscheinen. Das beginnt schon bei einigen Lektionen, die wir von den Amerikanern als Paradebeispiel einer Multikulti-Gesellschaft immer noch nicht gelernt haben. Dieses interessante Volk verlangt von allen Zuwanderungswilligen den Nachweis fundierter Sprech- und Schreibfähigkeiten im Englischen. Helmut Kohl und Josef Fischer haben darauf großzügigerweise verzichtet. Sollten die ins Land Gelassenen während ihrer Zeit bis zur Naturalisierung strafauffällig werden, dann wird mit ihnen in den USA ziemlich kurzer Prozeß gemacht. Solche Problemfälle werden dort einfach zurückgeschoben.

Im übrigen sind Zuwanderungsströme in Deutschland nichts Neues: Schon im Kaiserreich wurden 1,5 Millionen junger Polen in kürzester Zeit ins Ruhrgebiet geholt, um dem deutschen Steinkohlenbergbau mächtig auf die Sprünge zu helfen. Deshalb hört sich dort noch heute jeder zweite Familiennamen sehr polnisch an. 

Bert Mayer, Stadtbergen

 

 

Zu: "Multikulti ist gescheitert", Interview mit Heinz Buschkowsky, Jf 11/05

Anpassung verboten

Die Behauptung, die Integration sei gescheitert, ist falsch. Scheitern kann eine Entwicklung, ein Handeln nur dann, wenn es die Alternativen gibt: entweder Realisierung bzw. Erfolg, Mißerfolg oder Scheitern.

Da der Koran aber zum einen an mehreren Stellen Anpassung, Einordnung, Integration verbietet, zum anderen Geist und Inhalt dieses Buches gegen jedwede Öffnung eines Moslems gegenüber den Ungläubigen sprechen, die auch unter dem Etikett Götzendiener, Heuchler und Weltverderber firmieren, ist es doch für jeden Moslem trivial, sich jeder Integrationsbemühung kategorisch zu verschließen und diese den einschlägigen Suren gemäß als Teufelswerkzeug zu interpretieren. Eine Ausnahme ist dort zu sehen, wo sich ein Ungläubiger in Richtung Moslem bewegt und sich dort integriert. Mit allem Drum und Dran.

H. Benito Ernst-De Nardo, Starnberg

 

 

Zu: "Für Deutschland sterben", Interview mit Wolfgang Huber, JF 9/05

Etwas richtigstellen

Zu meinem Interview vom 24. Februar über meinen Vater Kurt Huber und die Weiße Rose möchte ich etwas richtigstellen und möglichen Mißverständnissen vorbeugen. Es ist falsch, daß Frau Inge Aicher-Scholl an einer Sympathiekundgebung für die RAF teilgenommen hat. Es tut mir leid, daß ich das behauptet habe, und ich entschuldige mich dafür. Ich habe es mit einem ganz anderen Vorgang in Mutlangen verwechselt. Christoph Probst hatte drei, nicht vier Kinder.

Mißverständlich ist der undifferenzierte Gebrauch des Wortes "Demokratie". Es sollte klar sein, daß niemand, der das Scheitern der Weimarer Demokratie erlebt hat, der gesehen hat, wie Hitler in dieser Staatsform ganz legal an die Macht kommen konnte, sich für die Zeit nach Hitler wieder dieselbe Staatsform gewünscht hätte. Statt "Demokratie" sollte man deshalb an den meisten Stellen "Weimarer Demokratie" lesen; denn die Teilnehmer an Aktionen der Weißen Rose waren nicht antidemokratisch, wie aus einem Bericht von Falk Harnack eindeutig hervorgeht. Kurt Huber bezeichnet in einem Aufsatz über den Empirismus England als "das klassische Land der Demokratie". Eine solche hätte er sich für das Nachkriegsdeutschland gewünscht.

Prof. Dr. Wolfgang Huber, München


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