© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/05 08. April 2005

Fall Mölders
Der Kampf gegen die Traditionen rührt am Selbstverständnis der Bundeswehr
Hans-Peter Rissmann

Stell‚ dir vor, die Bundeswehr steht im Kampf und ihre oberste militärische Führung ist getreu dem Motto "Männer seid nicht feige, laßt mich hinter den Baum" in volle Deckung gegangen. Ist dies das transformierte Selbstverständnis vom künftigen "Staatsbürger in Uniform"? Soll die Bundeswehr zur Armee ohne Identität umgebaut werden? Die jüngsten Ereignisse um die Tilgung des Traditionsnamens Mölders deuten darauf hin.

Die bemerkenswerte Weisung des Verteidigungsministers Struck (SPD) ist jedoch nur ein weiteres siegreiches Gefecht linker Kräfte auf ihrem Feldzug zur Deformierung Deutschlands. Zu ihrem Schlachtplan gehört die systematische Schwächung und Entmilitarisierung der Bundeswehr. So wie unter anderem in Deutschland die Gemeinschaft der Familie planmäßig zersetzt und allmählich zerstört wird, soll auch die auf Traditionen aufbauende soldatische Gemeinschaft der Bundeswehr ausgelöscht werden. Diese Kampagne gegen die Wehrhaftigkeit der Bundesrepublik ist Teil eines seit 1968 in unserem Lande tobenden Kulturkampfes Links gegen Rechts. Dabei geht es darum, wer unsere Wertvorstellungen bestimmt, wer erlaubt, was gedacht, geschrieben und gesagt werden darf.

Teil dieser wehrkraftzersetzenden Kampagne sind die Errichtung von Deserteur-Denkmälern und die "Wehrmachtausstellung" ebenso wie das "Mörder"-Urteil und der Bildersturm in Kasernen. Planmäßig werden soldatische Persönlichkeiten, Symbole, Brauchtum und Kasernennamen nach ideologischen Aspekten durchleuchtet und entsorgt. Derartige Maßnahmen waren bisher Kennzeichen von ideologisch gleichgeschalteten Streitkräften totalitärer Systeme, nicht aber die einer staatstragenden Armee in einer Demokratie.

Der Fall Mölders markiert nur eine Etappe. Denn schon gilt die Traditionswürdigkeit des ersten Bundeswehr-Generalinspekteurs Heusinger, der übrigens am 20. Juli 1944 vor Hitler den Lagevortrag hielt, als bedenklich. Eine von friedensbewegten Grünen und umfirmierten Kommunisten erstellte Liste führt zahlreiche Namen auf, die aus dem historischen Bewußtsein der Bundeswehr gestrichen werden sollen. Darunter befinden sich der von Hitler unter entwürdigenden Umständen entlassene Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst von Fritsch, ebenso wie der "Wüstenfuchs" Generalfeldmarschall Rommel. Die Streichliste gipfelt darin, auch die Namen des Widerstandskämpfers Generalmajor von Tresckow und des Hitler-Attentäters Oberst von Stauffenberg aus der Bundeswehr möglichst zu entfernen. Stauffenberg wird vorgeworfen, "zentrales Motiv seines Handelns war der Erhalt des Deutschen Reiches".

In ihrer Lagebeurteilung beim Kampf um die "richtige" Traditionspflege scheint die Bundeswehrführung vergessen zu haben, daß mit dem Fall der Mauer zwar die sichtbare Bedrohung des Kalten Krieges ein Ende gefunden, aber keineswegs die unsichtbare, indoktrinäre Gefährdung aufgehört hat, deren geistige Väter sich mitten unter uns befinden. Denn der Bundestagsbeschluß zur Tilgung des Namens Mölders kam nach altbewährter, heimtückischer Spontimethode am späten Freitagnachmittag des 24. April 1998 durch eine Gruppe von etwa 25 Bundestagsabgeordneten der PDS und Bündnis 90/Die Grünen zustande. Das mehr als 600 Abgeordnete zählende Parlament und die zum Schutz der Bundesrepublik aufgestellte Bundeswehr beugten sich einer solchen Minderheitendiktatur.

Bemerkenswert ist, wie das einst intakte Band der Kameradschaft und Solidarität zwischen den Generationen durchschnitten wird. Erschreckend ist, wie der Wahlspruch auf den alten Koppeln aller Soldaten (Einigkeit - Recht - Freiheit) zur Worthülse degeneriert. Die Einigkeit zwischen den Generationen wird zunehmend zerstört, denn zahlreiche pensionierte Generale und Offiziere protestierten gegen die Struck-Order, während die aktive Generalität feige schwieg. Und eines der wichtigsten Grundrechte, die Meinungsfreiheit, wird immer stärker eingeschränkt. Den empörten Soldaten des betroffenen Mölders-Geschwaders wurde von oberster Stelle ein Protestschreiben untersagt. Hatten die Gründungsväter der Bundeswehr nicht einmal den mündigen "Staatsbürger in Uniform" mit eigener Meinung und Willensbekundung gefordert? Offensichtlich wird nun von einer willfährig vollstreckenden Spitzengeneralität Kadavergehorsam gefordert. Gerade die oberste militärische Bundeswehrspitze muß sich den Vorwurf gefallen lassen, daß sie gegenüber den linken Agitatoren keinen erkennbaren Widerstand mehr leistet. Denn deren Ziel ist es, durch systematische Zersetzungstätigkeit die Wehrhaftigkeit der Demokratie insgesamt zu untergraben und damit zum Einsturz zu bringen.

Einige Spitzenmilitärs sorgen vielmehr dafür, daß die wachsende Geschichtslosigkeit in der Truppe zur Verunsicherung führt. Denn Traditionspflege dient in erster Linie dem Zusammenhalt der Truppe. Das mutlose Verhalten höchster Generale forciert den bestehenden latenten Vertrauensverlust gegenüber der Bundeswehrspitze.

Der steuerzahlende Bürger indes fragt sich, was ist diese Bundeswehr ohne militärische Wurzeln im Ernstfall wert? Der französische General Goupil stellte einst fest: "Eine Armee ohne Tradition ist ein nihilistischer Haufen".


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