© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/05 01. April 2005

Frisch gepresst

Tätergedenken. Vor zwei Jahren geriet der Streit um die Gräber des Spöttinger Friedhofes in Landsberg am Lech bundesweit in die Schlagzeilen (JF 00/03). Die für den Friedhof zuständige bayerische Staatsregierung veranlaßte gegen die Stimmen lokalpolitischer Vertreter, daß die Grabkreuze der dort nach 1945 als Kriegsverbrecher Hingerichteten fortan ihrer Namenstafeln entledigt wurden. Angeregt von dieser Debatte hat der Starnberger Heinrich Pflanz eine Dokumentation über den Friedhof und die dort Bestatteten zusammengetragen. Neben gesammelten Lebensläufen von SS-Männern aus KZ-Wachmannschaften, Soldaten, die der Lynchjustiz gegen amerikanische Soldaten oder Bomberpiloten beschuldigt wurden, Angeklagten aus Kriegsverbrecherprozessen oder alliierten Kriegsgefangenen, die sich nach der Kapitulation Morde oder schwere Raubzüge zuschulde kommen ließen, hat Pflanz in einer lobenswerten Fleißarbeit Abschiedsbriefe, bisher unveröffentlichte Aussagen aus Vernehmungen oder Prozessen zusammengetragen. In nicht wenigen Fällen wird deutlich, wie juristisch zweifelhaft sich die Todesurteile begründen, die sich oftmals nur auf Denunziationen, Aussagen Dritter oder fragwürdiger Belastungszeugen stützen (Der Spöttinger Friedhof. Selbstverlag, Landsberg 2004, 424 Seiten, gebunden, Fotos, 34,90 Euro, erhältlich über Heinrich Pflanz, Postfach 10 15 46, 86885 Landsberg/Lech).

Irak-Krieg. Trotz durchgeführter Wahlen und anderslautender Beteuerungen der Besatzungsmächte hat sich die Lage im Irak nicht wesentlich verbessert, resümieren der äthiopische Diplomat Mohammed Hassan und der US-Journalist David Pestieau. Historische Beispiele aufzählend, weisen die Autoren auf den klassischen Umstand einer aggressiven, an wirtschaftlichen und strategischen Gesichtspunkten orientierten Okkupation hin, welche wenig mit postulierten Zielen wie Freiheit oder Demokratie gemein hat. So sei auch der anhaltende Widerstand als Phänomen eines gegen die Besatzer gerichteten Kampfes zu bewerten, wie er viele Beispiele im Emanzipationskampf gegen den Kolonialismus finde. Den alle Lehren konsequent ignorierenden USA stellen Hassan und Pestieau nicht nur moralisch, sondern auch militärisch-politisch ein unbefriedigendes Zeugnis aus (Irak. Der Widerstand Auge in Auge mit den Besatzern. Zambon Verlag, Frankfurt/ Main 2004, 176 Seiten, broschiert, 15 Euro).


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