© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/05 25. März 2005

Meldungen

Emanzipationskräfte des Gulag-Systems

WIEN. Dem slowenischen Philosophen Slavoj Zizek ist aufgefallen, daß der deutsche Medienmarkt sich weit für die "Ostalgie" geöffnet hat (Profil, 9/05). Revolutions- und Parteilieder aus SED-Zeiten könne man problemlos erwerben, nicht aber "eine CD mit Nazi-Parteiliedern". Diese eigenartige Akzeptanz des "stalinistischen Universums" sei damit zu erklären, daß noch immer die kommunistische Ideologie verfange, der zufolge der Stalinismus in der Tradition der Aufklärung stehe. Dieser letzte Faden, der die Herrscher des Gulag-System in unseren Köpfen weiterhin mit der "Zivilisation" verbinde, sei bisher nicht gerissen. An diesem "emanzipatorischen Potential" des Kommunismus hält auch Zizek fest, um damit Ernst Noltes "Relativierung des Nazismus" zu einem "sekundären Echo auf das kommunistische Böse" zurückzuweisen. Solche rationale Gleichsetzung von Totalitarismen führe "immer" zu der These, daß "der Faschismus 'besser' war als die kommunistische Bedrohung". Silvio Berlusconis Apologie Mussolinis liege auf dieser Linie, ebenso wie der Antrag einer Gruppe konservativer Abgeordneter des EU-Parlaments, kommunistische Symbole genauso verbieten zu lassen wie NS-Symbole. Hierin spürt der rote Nostalgiker Zizek eine Erosion der angeblich wichtigsten Grundlage europäischer Nachkriegsidentität: "der antifaschistischen Einheit".

 

Karlsruhe prüft politische Aktivität an Universitäten

TRIER. Das Oberverwaltungsgericht Koblenz hat mit Beschluß vom 28. Januar 2005 den Antrag des Trierer Studenten Safet Babic abgelehnt, der Studentenschaft an der Trierer Universität zu untersagen, politische Erklärungen abzugeben und Tätigkeiten zu unterstützen oder zu fördern, die keinen studien- oder hochschulbezogenen Inhalt haben. Mit seinem Eilantrag scheiterte Babic bereits in erster Instanz vor dem Verwaltungsgericht Trier. Die verfaßte Studentenschaft müsse sich allerdings auf die Wahrnehmung studentischer Interessen beschränken, stellten die Koblenzer Richter klar. Gegen diese Entscheidung hat der Student nun Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe und beim rheinland-pfälzischen Verfassungsgerichtshof in Koblenz eingelegt.

 

Der Untergang - Vergessene deutsche Gedenktage 1944/45

Vor sechzig Jahren: Rote Armee erobert Danzig

Am 30. März 1945 kapitulieren letzte Einheiten der Wehrmacht im eingekesselten Danzig. Die westpreußische Metropole, die durch schwere Bombardierungen der Royal Air Force am 9., 16. und 23. März weitgehend zerstört war, wurde durch die nachfolgende Brandschatzung der Roten Armee vollends zur Trümmerwüste. Noch am 25. März gelingt 4.000 Zivilisten und Soldaten mit der "Ubena" über die Ostsee der letzte Ausbruch aus der Hansestadt.

 

Erste Sätze

Es gibt Gestalten, große Gestalten der Geschichte, die für ihre Zeit nur, und dann auch für alle Mal, ihr Werk getan und ihr Wort gesagt haben - und damit basta!

Theodor Haecker: Vergil. Vater des Abendlandes, Leipzig 1931


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