© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/05 11. März 2005

Meldungen

Walter Kempowski bekommt Nossack-Preis

BERLIN. Der Schriftsteller Walter Kempowski bekommt den mit 10.000 Euro dotierten Hans-Erich-Nossack-Preis. Kempowski habe "in seinem umfangreichen Werk, das viele literarische Gattungen umfaßt, ein differenziertes erzählerisches und dokumentarisches Bild Deutschlands im 20. Jahrhundert geliefert", teilte der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft vorige Woche in Berlin mit. Kempowskis Werk zeige "das Leben und Sterben in Deutschland von 1900 bis zur Gegenwart". Der Preis, der jedes Jahr für das Lebenswerk eines Autors vergeben wird, wird am 9. Oktober in der Universität zu Rostock verliehen. Kempowski wurde 1929 in Rostock geboren. 1948 wurde er von einem sowjetischen Militärtribunal wegen angeblicher Spionage zu 25 Jahren Zuchthaus verurteilt, von denen er acht Jahre in Bautzen verbüßte. Nach seiner Entlassung zog er in die Nähe Bremens und arbeitete jahrelang als Dorfschullehrer, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Mit Romanen wie "Tadellöser & Wolff" (1971) und "Aus großer Zeit" (1978) wurde Kempowski zum Chronisten des deutschen Bürgertums. Seine mehrbändige "Echolot"-Collage, von der soeben der letzte Teil erschienen ist, reflektiert die Zeit des Zweiten Weltkriegs.

 

Christa Wolf fordert größere Ehrlichkeit

FREINSHEIM. Politiker und Wirtschaftsführer sollten nach Ansicht der Berliner Schriftstellerin Christa Wolf ehrlicher und "ohne Täuschungen" mit der hohen Arbeitslosigkeit in Deutschland umgehen. Bei der Entgegennahme des mit 2.500 Euro dotierten Hermann-Sinsheimer-Preis für Literatur und Publizistik 2005 für ihr Lebenswerk sagte die 75jährige Autorin ("Kassandra", "Der geteilte Himmel") vergangenen Sonntag im pfälzischen Freinsheim, daß bei bundesweit mehr als fünf Millionen Arbeitslosen die Lustlosigkeit breiter Bevölkerungsschichten gegenüber der parlamentarischen Demokratie gefährlich sei und deshalb stärker thematisiert werden müsse. Der Preis erinnert an den 1883 in Freinsheim geborenen jüdischen Schriftsteller, Theaterkritiker und Journalisten Hermann Sinsheimer (1883-19509), der unter anderem in den 1920er Jahren Chefredakteur der satirischen Zeitschrift Der Simplicissimus war. 1938 emigrierte er nach Großbritannien. Seit 1983 wird die Auszeichnung alle zwei Jahre verliehen, zuletzt 2003 an Walter Kempowski.

 

Ausstellung zu Martin Walser eröffnet

MÜNCHEN. Seit Dienstag dieser Woche ist im Literaturhaus München eine Ausstellung über den umstrittenen Schriftsteller Martin Walser zu sehen. Hinter den politischen Skandalen um den Autor seien das Werk und der Lebenslauf eines "exemplarischen Intellektuellen" aus dem Blick geraten, erläuterte das Literaturhaus. Die Ausstellung unter dem Titel "Martin Walser. Nichts ist ohne sein Gegenteil wahr" solle dazu beitragen, fixierte Vorurteile in Frage zu stellen und einen vielzitierten Autor wiederzuentdecken. Gezeigt werden Filme von und über Walser in zehn Themenkomplexen sowie Fotos, Briefe, Erstausgaben und Manuskripte. Zur Eröffnung las der 1927 in Wasserburg am Bodensee geborene Martin Walser erstmals aus seinen Tagebüchern der Jahre 1951 bis 1963, die unter dem Titel "Leben und Schreiben" erscheinen sollen. Die Schau wird bis zum 1. Mai zu sehen sein. Eine ausführliche Ausstellungskritik lesen Sie in einer der nächsten JF-Ausgaben.

 

Sprach-Pranger

"fit for live"

Titel eines Jugendprojekts in Schwerin für Schulverweigerer. Quelle: Das Parlament, 28. Februar 2005


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