© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/05 04. März 2005

Unter Druck geraten
Spiegel contra Hochhuth
Thorsten Thaler

Nein, mit Paul Spiegel werde er nicht diskutieren, sagte Rolf Hochhuth am Dienstag dieser Woche in einem Telefonat mit der JUNGEN FREIHEIT. Damit widersprach der wegen eines Interviews mit dieser Zeitung unter öffentlichen Druck geratene Schriftsteller, Essayist und Bühnenautor Pressemeldungen, wonach er im April mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland ein Streitgespräch führen werde. Ein solches Gespräch hatte der Vorsitzende der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft in Wuppertal, Hajo Jahn, noch vergangenen Freitag angekündigt.

Die Literaturgesellschaft hatte Hochhuth bereits im Januar als Hauptredner einer Gedenkveranstaltung am 24. April eingeladen. In der Gemarker Kirche sollte er im 60. Todesjahr der Dichterin Else Lasker-Schüler zum 60. Jahrestag des Kriegsendes sprechen. Außerdem markiert der 24. April den 90. Jahrestag des Gedenkens der Armenier an den Völkermord in der Türkei. Was jetzt aus dem Vortrag wird, ist offen.

Nachdem die veröffentlichte Empörung über das Hochhuth-Interview ihre erste Spitze erreicht hatte, teilte Hochhuth der Lasker-Schüler-Gesellschaft in einer Stellungnahme mit, er bedaure es "aufrichtig, wenn durch das Interview in der Zeitschrift JUNGE FREIHEIT Gefühle der jüdischen Bürger verletzt worden sein sollten. Nichts lag mir ferner." Und: "Wer mein Lebenswerk kennt, der weiß, daß ich alles andere als ein Holocaust-Leugner bin." Unter diesen Verdacht hatte Hochhuth der Zentralrats-Präsident Spiegel gestellt (JF 09/05). Inzwischen hat Rolf Hochhuth - entgegen anderslautenden Meldungen - auch erklärt, er habe sich bei Paul Spiegel nicht entschuldigt. 


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