© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/05 04. März 2005

Parlamente überschreiten ihre Kompetenzen
Dokumentation: Die umstrittenen Passagen aus dem neuen Buch von Papst Johannes Paul II. im Original-Wortlaut
(JF)

Es war ein ordnungsgemäß gewähltes Parlament, das im Deutschland der dreißiger Jahre der Berufung Hitlers an die Macht zustimmte. Und dann war es derselbe Reichstag, der ihm mit dem Ermächtigungsgesetz die Wege ebnete für die Politik der Invasion Europas, für die Organisation der Konzentrationslager und für die Verwirklichung der sogenannten "Endlösung der Judenfrage", d.h. für die Eliminierung von Millionen von Juden in den Vernichtungslagern.

Es genügt, uns, die wir der Zeit noch nahe sind, allein diese Ereignisse ins Gedächtnis zu rufen, um zu verdeutlichen, daß dem vom Menschen aufgestellten Gesetz bestimmte Grenzen gesetzt sind, die es nicht übertreten darf. Es sind die Grenzen, die vom natürlichen Gesetz bestimmt werden, durch das Gott selbst die fundamentalen Güter des Menschen schützt. (...)

Genau aus dieser Perspektive heraus muß man sich - wie ich bereits betonte - zu Beginn eines neuen Jahrhunderts und eines neuen Jahrtausend hinsichtlich einiger gesetzgeberischer Entscheidungen prüfen, die in den Parlamenten der heutigen demokratischen Regime getroffen worden sind. Der unmittelbarste Bezug ist der auf die Abtreibungsgesetze. Wenn ein Parlament den Abbruch der Schwangerschaft autorisiert und damit die Eliminierung eines Ungeborenen erlaubt, begeht es einen schweren Übergriff gegenüber einem unschuldigen menschlichen Wesen, das überdies keinerlei Möglichkeiten der Selbstverteidigung besitzt. Die Parlamente, die solche Gesetze approbieren und erlassen, müssen sich darüber im klaren sein, daß sie ihre Kompetenzen überschreiten und in offenen Konflikt mit dem Gesetz Gottes und mit dem natürlichen Gesetz treten.


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