© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/05 25. Februar 2005

Frisch gepresst

Rechtschreibreform. Seit Jahren zählt der Schriftsteller und Lyriker Reiner Kunze zu den engagiertesten Streitern gegen die unselige Rechtschreibreform. Ihm, der für sein Bemühen um Bewahrung und Pflege einer gewachsenen, lebendigen Sprache im Herbst 2004 mit dem Preis der Stiftung für Abendländische Besinnung ausgezeichnet wurde, ist aus diesem Anlaß jetzt auch eine Festschrift gewidmet. Unter den insgesamt 16 Beiträgern sind bekannte deutsche Sprachschützer wie Friedrich Denk, Theodor Ickler und Hans Krieger ebenso vertreten wie ausländische Wissenschaftler. Nicht alle Texte beziehen sich unmittelbar auf die Rechtschreibreform, ihre Gemeinsamkeit besteht vielmehr in der aus unterschiedlichen Blickwinkeln vorgenommenen Betrachtung von Sprache und Sprachkunst in all ihren Ausdrucksformen. Doch gerade die assoziative Annäherung an Reichtum und Vielfalt unseres wichtigsten Kulturgutes macht den Reiz dieses Sammelbandes aus. (Im Wundergarten der Sprache. Beiträge gegen die Rechtschreibreform. Herausgegeben von Stefan Stirnemann, Edition Isele, Eggingen 2004, broschiert, 176 Seiten, 12 Euro).

Streitbare Literaten. Die Idee, das kollektive Befinden der bundesdeutschen Nachkriegsgesell-schaft anhand ihrer Literaturdebatten zu analysieren, mag reizvoll sein. Ob dafür jedoch ein am King's College der Universität London und der Washington University in St. Louis lehrender Literaturprofessor der geeignete Autor ist, darf nach der Lektüre des Buches von Robert Weninger ("Streitbare Literaten. Kontroversen und Eklats in der deutschen Literatur von Adorno bis Walser", Verlag C.H. Beck, München 2004, broschiert, 296 Seiten, 14,90 Euro) mit einem dicken Fragezeichen versehen werden. Weninger untersucht in seiner Studie jene zwölf Literaturdebatten, die mit den Namen Thomas Mann, Theodor W. Adorno, Rolf Hochhuth, Emil Staiger, Heinrich Böll, Rainer Werner Fassbinder, Thomas Bernhard, Christa Wolf, Botho Strauß, Peter Handke, Martin Walser und Günter Grass verbunden sind. In dem deskriptiven Teil durch ausführliches Zitieren von Originalquellen weitgehend informativ und lesenswert, kann seine "gewiß nicht immer objektive Kommentierung" (Weninger über sich selbst) in manchen Fällen doch nicht ohne Widerspruch bleiben.


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