© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/05 18. Februar 2005

Leserbriefe

Zu: "Dresden - 13./14. Februar 1945", JF 07/05

Ein Denkmal für die Opfer

Dresden ist eine Kunststadt, die in der Welt ihresgleichen sucht. Im Februar, als der Zweite Weltkrieg sich unweigerlich dem Ende neigt, die Menschen daran denken, wieder ein kriegsfreies Leben führen zu können, die Stadt sich mit Evakuierten und Flüchtlingen aus den Ostprovinzen des Reiches füllt, sind alle Säle, Bahnhöfe, ja selbst große Plätze mit Menschen überfüllt. Man schätzt, daß 400.000 bis 600.000 Menschen sich zusätzlich in Dresden aufhielten, da diese Stadt weder militärisch befestigt ist (keinerlei Flakabwehr, keine Jagdflugzeuge) noch eine besondere Garnisonsstadt (außer Lazaretten im Norden der Stadt) und damit nach menschlichen Ermessen kaum ein besonderes Angriffsziel im militärischen Bereich darstellt. Doch dann das Unbegreifliche. Horden von Bombern und Jägern verüben ein Vernichtungswerk, das in der zivilisierten Welt seinesgleichen sucht. Erschütternde Bilanz: Nur der zivile Bereich wurde vernichtet, das Stadtzentrum im Durchmesser von zirka fünf Kilometern. Die gesamte Industrie und sogar der große Güterbahnhof in Friedrichstadt blieben weitgehend unbeschädigt. Ein riesiger Völkermord an der Zivilbevölkerung war geschehen.

Die Zahl der Toten wird immer ungewiß bleiben, denn durch die große Zahl von Flüchtlingen etc. weiß niemand genau, wie viele Menschen sich in Dresden aufhielten. Wie viele Menschen lagen nach dem Angriff noch verkohlt, erstickt unter den Trümmermassen, wie viele Menschen konnten gar nicht gezählt werden, weil ihre Überreste in dem kochenden Asphalt der Straßen im Feuersturm nicht mehr zählbar waren? Waren es 50.000 oder 400.000? Niemand weiß das, und wenn die Politiker heute von 38.000 Opfern sprechen, entbehrt auch diese Zahl jeglicher Beweise und stellt nur eine propagandistische Floskel dar.

Gedenken wir dieser unschuldigen Toten. Denken wir darüber nach, ob man nicht diesen unschuldigen Opfern, Frauen und Kindern ein Denkmal nicht nur in unseren Herzen, sondern auch offen und sichtbar in der Stadt Dresden errichtet, hinweg über Parteigrenzen und das Geklüngel unserer Politiker, als Mahnmal einer barbarischen Kriegführung auch seitens der Alliierten!

Dieter Hempel, Dresden

 

Letzte Ruhe auf dem Golm

Gut die Berichte über Dresden. Aber ich habe nirgends was über die etwa 30.000 durch Bomben der Westmächte ermordeten Zivilisten in den letzten Kriegstagen in Swinemünde gelesen, die auf dem Golm auf Usedom ihre letzte Ruhe gefunden haben. Selten habe ich solch eine schlichte, sehr beeindruckende Stätte gesehen. Wenn man das mit dem Beton in Berlin vergleicht - grauslich!

Dr. Udo Dietzmann, Mechernich

 

Zu: "Der nächste Aufruf kommt bestimmt" von Paul Rosen, JF 07/05

Aufstand der Anständigen

Die demokratischen Parteien beabsichtigen am 8. Mai einen "Aufstand der Anständigen" am Brandenburger Tor, sicherlich nicht mit Fackelzug durch das Tor (1933) oder mit Aufziehen der Roten Fahne auf dem Tor (1945) oder Stürmung der Mauer am Tor (1989). Nein, sie wollen nach sechzig Jahren den "Tag der Befreiung 1945" begehen!

Wie werden sie ihren Jungwählern erklären, warum 1945 über 15 Millionen Ostdeutsche vor ihren "Befreiern" die Flucht ergriffen? Dort verloren 2,5 Millionen ihr Leben. Wer aber blieb, wurde erschossen, vergewaltigt, in Lager gebracht. Wer nicht verhungerte, wurde 1949 endgültig vertrieben. Hunderttausende starben in Lagern in Ost und West. Die letzten Gefangenen kamen erst zehn Jahre nach dem Krieg auf Intervention von Konrad-Adenauer in Moskau zurück.

Wir wurden 1945 vom Vater, Verwandten, Freunden und der Heimat "befreit". Ich komme heute mit Russen in unserer Heimat besser aus als mit so manchem "Anständigen" unserer Tage. Nur sie sind "anständig" - alle anderen kommen in die "unanständige" Schublade. Dann bleibe ich lieber "unanständig" - trotz des Bundesverdienstkreuzes, das ich 1985 erhielt. 

Arno Werner, Nützen

 

 

Zu: "Frühjahrsputz bei einer Zeitung" von Dieter Stein, JF 07/05

Merkwürdiges neues Logo

In einer Zeit, in der Politik fast nur noch auf der Symbolebene praktiziert wird, können auch Logo-Fragen zum Politikum werden. Alle große Politik seit 1989 zielte und zielt darauf ab, Deutschland und damit auch Europa klein zu halten. Exekutiert wird dies nicht mehr mit offener Gewalt, sondern subtiler und damit für ahnungslose Zeitgenossen kaum merkbar in Form von geistigen Angriffen auf die deutsche Identität, und dies auf allen Ebenen, wie derzeit insbesondere in der Geschichtspolitik zu beobachten ist. Aber auch auf ganz unscheinbaren Feldern wird dieser geistige Kampf ausgetragen. So konnte man Anfang der neunziger Jahre feststellen, daß plötzlich wie von unsichtbarer Hand gesteuert Gemeinden, Ämter und Behörden anstelle ihrer alten traditionsreichen Wappen, Siegel und Symbole in den Briefköpfen irgendein gegenstandloses, häufig wie von Kinderhand hingekritzeltes Logo kreierten.

Wenn nun unvermittelt die JUNGE FREIHEIT ein neues Logo wählt, fragt sich der kritische Beobachter natürlich, ob das Flaggschiff des Nonkonformismus nachhinkend nun auch auf den Zeitgeist einschwenkt, denn Flaggschiff war die JUNGE FREIHEIT bisher nicht durch irgendeine Galionsfigur am Bug, sondern durch ihre Ladung! Die Antwort fällt nicht leicht, denn die Darstellung des Logos schrammt nur knapp am Ungegenständlichen vorbei.

Die Quadriga ist zweifellos ein eindeutiges Bekenntnis, und die Kombination mit der Kuppel des Reichstages soll die Verklammerung mit der Moderne darstellen. Allein dabei wurde vergessen, daß die Forster-Kuppel des Reichstages in gewisser Hinsicht auch Symbol einer verlorenen Schlacht darstellt, indem nämlich die Architekturpolitik weitgehend darauf aus ist, traditionelle Symbole (Reichstag, Zeughaus, demnächst vielleicht das Berliner Stadtschloß) im Falle von An- und Umbauten provokativ zu verfremden und damit in ihrer identitätsstiftenden Funktion herabzusetzen.

Günter Gottschlich, Tübingen

 

Zu: "Das Denkmal bekommt Risse" von Paul Rosen, JF 07/05

Wandlungen der Politiker

Daß Joschka Fischers Wandlung vom Steinewerfer zum Staatsmann nur äußerlich ist, haben Sie sehr schön herausgearbeitet. Schließlich warben die Grünen früher mit den Slogans: "Kein Mensch ist illegal" und "Bleiberecht für alle". Fischers Einstufung als "beliebtester deutscher Politiker" ist aber keineswegs einmalig. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung war öfter die Rubrik "Wer war's?" zu lesen. Es werden bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Kunst und Wissenschaft beschrieben, und der Leser wird aufgefordert, diese zu erraten. Dieses intellektuelle Spiel reizt zum Mitspielen, und so liegt auch folgendes Rätsel nahe: "Er stammte aus kleinen Verhältnissen, zeigte in der Jugend wenig Ehrgeiz und brachte es deshalb weder zu einem Schulabschluß noch zu einer Berufsausbildung. Er kam aus katholischer Familie, hatte aber mit Kirche und Religion nichts am Hut. Mit großem Elan und entschieden staatsfeindlichem Impetus stürzte er sich in die wilden politischen Auseinandersetzungen seiner Zeit, in denen auch politische Morde an der Tagesordnung waren. Eine ausgesprochene rhetorische Begabung förderte seine politische Karriere, die ihn zu den höchsten Staatsämtern führte. Für Jahre wurde er zum beliebtesten Politiker Deutschlands."

Bei dem Bemühen, diesen Politiker zu erraten, stößt man auf die befremdliche Tatsache, daß obige Beschreibung auf zwei ganz verschiedene Politiker paßt: Auf Joschka Fischer und auf Adolf Hitler. Und dann bleibt ein unangenehmes Gefühl beim Betrachten der Kriterien, nach denen wir Deutsche unsere beliebtesten Politiker auswählen.

Dr. Wolfgang Bodenstedt

 

 

Zu: "Familien sterben" von Paul Rosen, JF 06/05

Fehlinterpretation

Ich kann dem Artikel nur sehr eingeschränkt zustimmen. Denn die Autoren der JUNGEN FREIHEIT glänzen, wenn es um die DDR geht, leider oft mit Unkenntnis und entsprechender Fehlinterpretation. So auch hier. Wieso sollten die DDR-Mächtigen günstige Ehekredite und Wohnungen bei Heirat bereitstellen, wenn ihnen ideologisch Ehe, Familie und die Verantwortung dafür nichts wert gewesen sind? Ist es nicht eher die Werteverschiebung in den Köpfen der Bundesbürger, die hemmungslosen Konsum und ebensolchen Freizeitspaß an erste Stelle gerückt hat? Kinder stören nur, selbst wenn der Staat mit Ganztagsbetreuung lockt und finanzielle Belohnungen in Aussicht stellt. In der DDR hat es genügend Kinder gegeben trotz Mangelwirtschaft und geringem Kindergeld.

Ulrich Jahn, Saalfeld

 

 

Zu: "Hartherzig, verwildert, entartet" von Doris Neujahr, JF 06/05

Antifaschistische Mottenkiste

Die Gründe für den Auftrieb der Rechten sind vielfältig. Politiker, die als Diätentrickser, korrumpierbare Nebenjobber und Raffkes auffallen, haben gegen Rechte keine Chancen, zumal diese Regierung ca. 100 ehemalige Linksextremisten alimentiert! Daß diese ohnehin nicht sonderlich glaubwürdigen Politiker die Geschichte des 20. Jahrhunderts dann aber im Rahmen einer "political correctness" wie einen "Geßlerhut" aus Schillers Wilhelm Tell anbieten, läßt jeden vernünftigen Menschen zweifeln. Daß man zu kindischen Empörungsritualen und tief in die "Antifa-Mottenkiste" greift, trägt zur Glaubwürdigkeit nicht bei. So macht man sich nur zum "Miraculix" der Rechten und liefert ihnen Kraftfutter! Zum Auszug aller Parteien aus dem sächsischen Parlament kann man nur sagen: "Nur ein geschlagener Hirsch verläßt die Lichtung".

Reinhard Wick, Bielefeld

 

Die große Zerstörung

Zu dem Artikel von Doris Neujahr kann hinzugefügt werden, daß das Wort "Holocaust" in allgemeiner Bedeutung vor dem Ersten Weltkrieg in der englischen Sprache im Gebrauch war. In Cassell's Dictionary heißt es: "Holocaust, das Brandopfer; figurativ (bildlich) die große Zerstörung." Auf den Bombenkrieg gegen Städte aus der Luft wurde es im Herbst 1939, nach der Kriegserklärung gegen Deutschland, durch den britischen Premierminister Neville Chamberlain angewendet, allerdings in der Hoffnung, ihn nicht führen zu müssen, wie es später durch Winston Churchill geschah. Bei solcher Anwendung handelt es sich also nicht um eine Kontrastbildung zu der Verwendung des Wortes im späteren Gebrauch, wie es etwa mit der Fernsehserie "Holocaust" (1979) geschah. Die Formulierung von Chamberlain findet sich meiner Erinnerung nach in einem Brief, zitiert wahrscheinlich in Chamberlains Biographie von K. Feiling, 1946.

Dr. Eberhard Avè-Lallemant, München

 

 

Zu: "Zum Samenspender und Zahlmeister degradiert" von Ellen Kositza, JF 06/05

Kuckuckskinder

Die öffentliche Diskussion um die Zulassung heimlicher Schwangerschaftstests befaßt sich - soweit ersichtlich - bisher nur mit den Interessen der Mütter "Kuckuckskinder" und der vom Gesetz als solche postulierten Väter. Völlig ungeachtet geblieben ist der Umstand, daß auch Rechte anderer betroffen sein können. Hat der betroffene "Vater" nämlich Kinder mit einer anderen Frau oder bekommt er solche, so würde das "Kuckuckskind" das Erbrecht dieser Kinder beschränken. Bei diesem handelt es sich aber nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts um ein nach Artikel 14 GG garantiertes Grundrecht. Auf dessen Beachtung hätten die in Rede stehenden Kinder einen Anspruch.

Dr. Theodor Seidel, Berlin

 

 

Zu: "Für die Freiheit", Interview mit Ernst Gottfried Mahrenholz, JF 06/05

Maßlose Enttäuschung

Das Gespräch mit Mahrenholz enttäuscht und erschreckt mich maßlos. Und dieser Mann war einmal Verfassungsrichter, unglaublich!

Wie dieser Mann sich ideologisch und zeitgeistig windet und dreht und munter mit zweierlei Maß hantiert, ist er das beste, schauerlichste Beispiel für den Zustand unserer Justiz. Da kann man getrost jeder Rechtsstaatlichkeit ade sagen.

Karl Schönberg, Sinzig

 

Einseitige Schuldzuweisungen

Herr Mahrenholz meint, die Veranstalter "widerlicher Aktionen", heißt Autonome und linker Pöbel, seien anders als die NPD keine Konstante in der deutschen Politik. Diese Gruppierungen haben aber schon vor Jahren Hannover mit ihren "Chaostagen" verwüstet, nützen seit Jahrzehnten den 1. Mai zu Randale in Kreuzberg und rücken friedliche Anti-Atomkraft-Demonstrationen durch Gewalttaten ins Zwielicht, so daß sehr wohl von einer Kontinuität gesprochen werden kann.

Auch seine beschwichtigende Behauptung, daß die Kriegführung der Alliierten nicht kritisiert, dagegen jede Tat der Deutschen "sorgfältig abgewogen" wurde, ist zurückzuweisen. Da wurde und wird nichts abgewogen, sondern in Bausch und Bogen verdammt und einseitige Schuldzuweisungen vorgenommen.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: "Goldhagen schießt gegen den Vatikan" von Ivan Denes, JF 06/05

Das Menschenmöglichste getan

Es sind nicht nur Ostküsten-Organisationen, die immer wieder behaupten, Papst Pius XII. habe während des Zweiten Weltkrieges zu wenig für die Rettung der Juden getan. Das wird auch von unseren Medien gerne übernommen. Wie es damals tatsächlich war, beschreibt die Deutsche Ordensfrau P. Lehnert in ihrem Buch "Ich durfte ihm dienen". Dennoch tat Pius XII. das Menschenmöglichste, um den Juden und anderen Verfolgten zu helfen. Das mußte alles im geheimen geschehen, sonst wäre die Verfolgung intensiviert worden, wie es in Holland der Fall war, nachdem die dortigen Bischöfe einen entsprechenden Protest verfaßt hatten. Pius XII. war über zehn Jahre als Nuntius in Deutschland tätig und galt als "Freund der Deutschen". Wird er deshalb auch noch nach seinem Tode auf solch infame Weise verfolgt?

Berthold Müller, Illmensee

 

 

Zur Meldung: "Struck tilgt den Namen Mölders", JF 06/05

Keine Vorbilder für die Truppe

Nun darf auch Werner Mölders kein Vorbild mehr für die Truppe sein. Strucks Weisung kommt nicht von ungefähr, hatte doch schon Volker Rühe 1995 die Generaloberst-Dietl-Kaserne in Füssen neben der General-Kübler-Kaserne in Mittenwald umbenennen lassen. Rühe lieferte auch gleich das geistige Rüstzeug dazu, indem er feststellte, daß die Bundeswehr keine andere Tradition als sich selbst benötige. Dieser "Traditionspflege" fühlte sich auch Rudolf Scharping verbunden, als er die General-Rüdel-Kaserne in Feldwebel-Schmid-Kaserne umbenannte. Das große Verdienst des so Geehrten bestand darin, polnische Partisanen gegen die eigenen Kameraden mit Waffen versorgt zu haben!

Oberst Mölders ist übrigens nicht 1943, sondern am 22. November 1941 auf dem Weg zum Staatsbegräbnis für Ernst Udet über Breslau tödlich verunglückt. Beide ruhen auf dem Berliner Invalidenfriedhof, wo ihre Grabstätten nach der Schändung und Einebnung durch das DDR-Regime wiedererrichtet wurden. Der um besagte DDR vergrößerten BRD blieb es vorbehalten, den Namen Mölders erneut zu entehren. So schließt sich der Kreis.

Gerd Kresse, Schwülper

 

Wo bleibt die Empörung?

Es ist unglaublich, was sich Verteidigungsminister erlaubt! Aufgrund der Recherchen eines Fernsehmagazins werden der Name und die Ehre des Fliegerhelden Mölders auf den "geschichtlichen Müllhaufen" geworfen. Man nimmt dem Elitegeschwader Mölders mit einem Federstrich seinen Namen und seine Tradition. Damit nicht genug, man muß auch noch die nach Mölders benannte Kaserne umbenennen. Offensichtlich sind wir inzwischen auf die "Ermittlungen eines Fernsehmagazines" angewiesen. Es ist doch "verlogen", daß im Bundesverteidigungsministerium seit 1955 offensichtlich niemand gewußt hat, wer Mölders war! Jetzt plötzlich stört man sich daran, daß er an den Einsätzen der Legion Condor teilgenommen hat. Die wahre Geschichte kennt eben keiner mehr, und somit kann man den Namen Mölders wenigstens noch ausschlachten und sich als Minister in der Öffentlichkeit "medienträchtig als Oberdemokrat" präsentieren.

Dirk Marchfeld, Eimeldingen


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