© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/05 18. Februar 2005

Heavy Hitler
Musikgeschäft: Die finnische Rockband Stratovarius ist ins Visier hiesiger Sittenwächter geraten
Thorsten Thaler

Immer seltsamere Blüten treibt hierzulande die Angst, in - vermeintlich - politisch unkorrekte Fettnäpfchen zu treten. So sträubt sich jetzt der deutsche Ableger der britischen Plattenfirma Sanctuary Records dagegen, daß die seit Herbst 2003 bei dem Musiklabel unter Vertrag stehende finnische Heavy-Metal-Band Stratovarius auf ihrem nächsten Album einen Song veröffentlichen will, in dem Ausschnitte einer Rede Adolf Hitlers zu hören sind und der - Provokation!, Provokation! - auch noch "Hitler" heißen soll.

Wie das Musikmagazin Rock Hard am Freitag vergangener Woche auf seiner Internetseite unter Berufung auf die finnische Tageszeitung Iltalehti berichtete, versteht Stratovarius-Gitarrist und Bandleader Timo Tolkki, Jahrgang 1966, die ganze Aufregung nicht: "Der Inhalt dieses Songs ist ganz klar gegen Hitler, und ich werde ihn nicht so einfach von der Platte schmeißen. Schon seit meiner Kindheit habe ich mich sehr viel mit diesem Menschen und seiner Entwicklung beschäftigt. Man sollte über dieses Thema reden und es nicht totschweigen."

Inzwischen soll der Liedtext samt Hitler-Eingangsrede ans Bundesinnenministerium geschickt worden sein zwecks Prüfung, ob es sich dabei um "anstößiges" Material handelt. Für den (eher unwahrscheinlichen) Fall, daß die Berliner Sittenwächter großzügig ihren Segen erteilen, könnte die Plattenfirma das Stratovarius-Album dann mit einem roten Aufdruck vertreiben: "Der Inhalt dieser CD ist vom Innenministerium der Bundesrepublik Deutschland für unbedenklich befunden worden, gez. Otto Schily".


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