© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/05 11. Februar 2005

Frisch gepresst

George Orwell. Brillante Kritik an totalitärer Meinungssteuerung machte Orwells Werke "1984" und "Animal Farm" in der DDR zu brisanten und strafwürdigen "Hetzschriften"; lange Haftstrafen waren die Folge. Dieses Kapitel zum Thema "Literatur in der Diktatur" veranschaulichen Autoren wie Hans Eberhard Zahn, Baldur Haase und Karol Sauerland: Sie dokumentieren die Verfolgung politisch Mißliebiger in der DDR, skizzieren Orwells Aktualität und werfen Schlaglichter auf die west-östliche Orwell-Rezeption. Zeitloses Fazit: "Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht, den Leuten zu sagen, was sie nicht hören wollen." (Bernd Lippmann/ Steffen Leide, Hrsg.: Das Orwell'sche Jahrhundert? Ludwigsfelder Verlagshaus, Ludwigsfelde 2004. 157 Seiten, broschiert, 20 Euro).

 

Max Goldt. "Politische Systeme, die die Macht hätten, die Volksschwächen auszurotten, haben den Nachteil, daß sie mit rauchenden Ruinen und Leichenbergen zu enden pflegen." Mit dieser ebenso resignativen wie treffenden Analyse muß sich der nonkonforme Beobachter mit dem bescheiden, was er in fast zwanzigjähriger Tätigkeit als Kolumnist und Buchautor zur Vollendung bringen konnte: gepflegtes Ablästern über gegenwärtige Borniertheit und Unterdurchschnittlichkeit, welche kulturell von der unteren Mittelschicht ihre Prägung erfährt. So zieht Goldt über Bild, taz, "zurückgetretene" Minister und Privatfernsehen her, nimmt Klischees aufs Korn und preist die Möglichkeit, sich dem Ganzen doch - ganz tolerant - durch stilles "Vorbeigehen" zu entziehen (Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens. Rowohlt Verlag, Reinbek 2005, 172 Seiten, gebunden, 17,90 Euro).


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