© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/05 28. Januar 2005

Meldungen

Erste Bilder vom Wrack der "Steuben"

HAMBURG. Als eine der großen Katastrophen der zivilen Schiffahrt gilt der Untergang des Flüchtlingsschiffes "Steuben", welches von sowjetischen U-Booten am 9. Februar 1945 vor der hinterpommerschen Küste torpediert und versenkt wurde. Knapp 4.500 Flüchtlinge und Besatzungsmitglieder riß das Schiff mit in die kalte Ostsee. Lange nach Entdeckung des Wrackes der berühmteren "Wilhelm Gustloff" wurde die "Steuben" erst im vergangenen Frühjahr entdeckt. Nun veröffentlicht die Deutschland-Ausgabe des National Geographic in ihrem Februar-Heft erstmals Bilder des "Steuben"-Wrackes, welche mit Hilfe eines Tauchbootes aufgenommen werden konnten. Die polnische Marine hat den Fundort - Grabmal für tausende Menschen - aus Angst vor Wrackräubern noch geheimgehalten. Später soll die Stelle auf Seekarten aber entsprechend markiert werden. Der Leiter der Abteilung Hydrographie der Polnischen Marine in Gdingen äußerte derweil die Hoffnung, daß die Totenruhe dann von kommerziellen Tauchunternehmen verschont bleiben wird.

 

Zu Gast bei Jünger: Patriot und Globalist

BERLIN. Vom fast hundertjährigen Ernst Jünger hat es in seinen letzten Lebensjahren nichts Neues mehr gegeben, bestenfalls Variationen zu altbekannten Themen. Dessenungeachtet wirkte das herrschaftliche Anwesen im oberschwäbischen Wilflingen nicht nur auf eingeschworene Jünger-Leser wie ein Magnet. Nach und nach werden daher nun die Ausbeuten der "subtilen Jagd" auf den Autor publiziert, die jeweils "letzten Gespräche". Auch der schwedische Dokumentarist Björn Cederberg, der 1996 mit einem Film über Jünger begann, veröffentlichte unlängst sein "Bild" des Mannes, der für ihn in der Kindheit ein "preußischer Cowboy", zuletzt aber ein Faszinosum, ein "Vernunftmensch und Magiker, Patriot und Globalist" gewesen ist (Sinn und Form, 5/04). Jünger, ab und an sekundiert vom "Stierlein", der Gattin, Sekretärin und Archivarin Liselotte, repetiert seine Ansichten über das vom ihm erwartete Zeitalter der Titanen, den 20. Juli 1944, LSD-Versuche, die Liebe zu den Käfern und die tieferen Motive des Ordnens und Sammelns, das "Solidität und Zeitlosigkeit der Existenz" verbürge. Verpuppt in seine Vorstellung vom heraufziehenden titanischen Äon zeigte Jünger keinerlei Interesse an der Dystopie seines einstigen Gastes, des Dramatikers Heiner Müller, an die ihn Cederberg erinnert: "Müller hat gesagt, die Zukunft würde eine Mischung aus Stalinismus und Islam sein und wir alle würden auf den Feldern arbeiten und in den Moscheen beten."


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