© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/05 28. Januar 2005

Meldungen

Der EU-Buddhismus als Zwischenstation

FREIBURG. Mit Blick auf die sich leerenden Kirchen scheint es gute Gründe für die Annahme zu geben, der Zug in Richtung Atheismus sei im einst "christlichen Abendland" kaum noch aufzuhalten. Allerdings scheint er noch an Zwischenstationen "Ersatzreligionen" oder den europäischen Ablegern außereuropäischer Weltreligionen zu halten. Wie groß etwa die Zahl der Buddhisten im EU-Raum inzwischen sei, könne nicht ermittelt werden. Aber, so Georg Evers (Herder Korrespondenz, 11/2004), Asienreferent im Missionswissenschaftlichen Institut Missio in Aachen, die 46 buddhistischen Organisationen, die sich in der Europäischen Buddhistischen Union zusammengeschlossen haben, lassen eine vorsichtige Schätzung zu: wohl 500.000 "Abendländer" sehen in der asiatischen Heilslehre eine religiös-spirituelle Alternative. Daß der Buddhismus jedoch keine geschlossene Heilsfront ist, demonstriert Evers in überblicksartig die zerklüftete religiöse Landschaft in Asien, wo die Positionen vom stark politisierten und militant antichristlichen Buddhismus auf Sri Lanka bis zu einem geduldeten Beruhigungsmittel für Unterschichten in China reichen. Da es also kein geistiges Zentrum gibt, bleibe abzuwarten, ob sich hierzulande "tatsächlich tragfähige neue Formen buddhistischen Lebens" auf Dauer entwickeln kann.

 

Kulturkritik für Redenschreiber

POTSDAM. Wer einen bunten kulturkritischen Strauß der Kapitalismus- und Ökonomiekritik der letzten zweihundert Jahren betrachten möchte, kommt mit Johann Baptist Müllers Aufsatz über "Die Ökonomisierung unserer Lebenswelt" voll auf seine Kosten (Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, 4/2004). Vor allem Redenschreiber werden ihm für Anregungen danken, schüttet doch Müller noch einmal das eigentlich schon büchmannreife Zitaten-Füllhorn aus - von Friedrich Nietzsche, Max Scheler und Walter Benjamin bis zum geschäftstüchtigen Edward Luttwark ("Turbo-Kapitalismus"). Keiner der Standardvorwürfe fehlt: "Vergötzung des Marktgeschehens", die Eroberung und Besetzung "seelischer Tiefenschichten" durch die "bedürfnisreizende Aktivität der Werbeökonomie". Mit Scheler darf dann die stereotype Klage nicht fehlen, daß das "Erlösungswissen" vom "Herrschafts- und Leistungswissen" erdrückt werde. Und mit Eugen Kogon stimmt Müller in die Klage ein, daß in einer "kommerzialisierten Gesellschaft" kein "ethisches und idealistische Potential" mehr erzeugt werde. Allerdings verrät Müllers Kompilation der sattsam bekannten Positionen deutscher Kulturkritik nicht, wo das "idealistische Potential" heute außerhalb von Schiller-Gedenkveranstaltungen zu finden sein könnte.

 

Der Untergang - Vergessene deutsche Gedenktage 1944/45

Vor sechzig Jahren: Angriff auf die "Festung Berlin"

Am 1. Februar 1945 wird die noch von mindestens 2,7 Millionen Menschen bewohnte Reichshaupt-stadt Berlin zur Festung erklärt. Ein äußerer Sperring mit Panzersperren und Schützengräben wird ausgebaut. Zwei Tage später wird die Berliner Innenstadt von einem schweren US-Bombenangriff heimgesucht. Insgesamt über 900 Bomber lassen ihre tödliche Fracht nieder. Über 2.000 Berliner fallen dem Bombenterror zum Opfer. Prominentester Luftkriegstoter ist der Präsident des Volksgerichtshofes, Roland Freisler.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen