© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/05 28. Januar 2005

Mit Volldampf daneben
Klamauk: "New York Taxi"
Werner Olles

New Yorker Taxifahrer sind notorische Einzelgänger. Das weiß der aufmerksame Kinozuschauer spätestens, seit Robert DeNiro 1975 in Martin Scorseses "Taxi Driver", von der Stadt und ihrem Lebensmilieu gleichermaßen fasziniert und angewidert, seinen tragischen Kreuzzug gegen die ihn umgebende Flut von Schmutz und Niedrigkeit unternahm. Mit kühler Intensität und analytischer Schärfe schilderte der Film nicht nur die psychische Deformation seines Protagonisten, sondern zeigte, daß der Ausbruch individueller Gewalt immer auch mit einem allgemeinen Klima latenter Brutalität und seelischer Abstumpfung korrespondiert.

Daß Tim Storys ("BarberShop") Remake der von Luc Besson Ende der neunziger Jahre inszenierten und in Frankreich äußerst erfolgreichen "Taxi"-Serie damit nichts zu tun hat, wird jedoch bereits in den ersten Szenen deutlich. Während Besson, der auch "New York Taxi" produzierte und am Drehbuch mitarbeitete, mit seinen Originalen immerhin unterhaltsame Action-Komödien drehte, die zwar mitunter auch Slapstick mit Zerstörungswut verwechselten, aber dann doch mit zahlreichen gelungenen Anspielungen auf die französische Mentalität, Kultur und Filmgeschichte aufwarteten, hat Storys Film von alldem nichts zu bieten. Wenn die dunkelhäutige Belle Williams (Queen Latifah), New Yorks schnellste und risikofreudigste Taxichauffeurin, die heimlich von einer Karriere als Rennfahrerin träumt, auf Washburn (Jimmy Fallon), den dämlichsten Fahrer des New York Police Department trifft, bedeutet das zwar jede Menge mit viel Klamauk und Radau verbundene Karambolagen, aber man vermißt schon sehr bald schmerzlich den Charme und Esprit von Bessons Original.

Dabei hätte die Geschichte von der Jagd des so ungleichen Paares nach drei gefährlichen Bankräuberinnen durch die brodelnde Metropole New York durchaus spannend und witzig sein können. Aber subtiler Humor ist nun einmal nichts jedermanns Sache, und so gerät die Verfolgung der drei bösen Schönen, die von Brasiliens Top-Fotomodell Gisele Bündchen als Bandenchefin Vanessa angeführt werden, schnell zur behäbigen, einfallslosen Gaudi. Rasanz vermittelt hier allein die PS-Zahl, und das ist dann letztlich selbst für amerikanische Action-Komödien zu dürftig. Auch Hollywood-Altstar Ann-Margret in der Rolle von Washburns Mutter vermag diesen Film nicht mehr zu retten. Und Luc Besson sollte sich seine nächsten Projekte vielleicht vorher etwas genauer ansehen.


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