© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/05 21. Januar 2005

Frisch gepresst

Hochseefischerei. Die Geschichte der deutschen Hochseefischerei, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzt, ist die Geschichte eines langsamen Niedergangs. Nach 1945 und erst recht seit den sechziger Jahren, in den Zeiten forcierter Europäisierung, verdichtet sich im Schicksal der Menschen, die in diesem relativ kleinen Wirtschaftszweig ihr Auskommen fanden, auch die Geschichte des "Standorts Deutschland". Zumindest bietet sich eine derartige Verschränkung von sektoraler und allgemeinwirtschaftlicher Entwicklung für einen Historiker an. Und Ingo Heidbrink, Leiter der Abteilung Fischereigeschichte im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven, hat diesen Zugang gewählt. Entstanden ist ein vom Verlag vorzüglich ausgestattetes, wissenschaftlich anspruchsvolles und doch spannend erzähltes Werk, das quasi vom Nordatlantik aus, mit der Schilderung des letztlich für Deutschland aussichtslosen Kampfes um die Nahrungsressource Fisch, die politisch-ökonomischen Verhältnisse der von "Umstrukturierung zu Umstrukturierung" fortschreitenden Bundesrepublik in den Blick nimmt ("Deutschlands einzige Kolonie ist das Meer!" Die deutsche Hochseefischerei und die Fischereikonflikte des 20. Jahrhunderts. Covent Verlag, Hamburg 2004, 260 Seiten, durchgehend bebildert, 39,90 Euro).

Polnische Dokumente. Vor fast sechzig Jahren endete durch die kriegsbedingte Flucht und die anschließende Vertreibung eine viele Jahrhunderte andauernde Geschichte Ostdeutschlands. Dieser schicksalhafte Bruch wurde gemäß seiner Dimension in der Bundesrepublik eher randständig behandelt. Insbesondere die polnische Sicht auf das mit Millionen deutschen Opfern verbundene Drama blieb auch durch mangelnden Zugang zu polnischen Archiven bis 1990 eher unreflektiert. Der Marbuger Osteuropahistoriker Hans Lemberg und sein Warschauer Kollege und frischgebackener Viadrina-Preisträger Wlodzimierz Borodziej haben nun den vierten Band ihrer Dokumente aus polnischen Archiven herausgegeben, welche die Behandlung und Vertreibung der Deutschen und der Neubesiedlung von Polen in den Wojewodschaften Pommerellen und Danzig (Westpreußen) und Breslau (Niederschlesien) beschreiben ("Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden ..." Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945-1950. Verlag Herder-Institut, Marburg 2004, 805 Seiten, gebunden, Karte, 78 Euro).


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