© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/05 21. Januar 2005

Ja, ich will
Franz Schönhuber: Der frühere Republikaner-Chef liebäugelt mit einer Kandidatur für den Bundestag - auf dem Ticket der NPD
Thorsten Thaler

Franz Schönhuber, ehemaliger Republikaner-Vorsitzender und seit vorletzter Woche parteiloser Medienberater der NPD-Landtagsfraktion in Sachsen, scheint an der Vision Gefallen zu finden, er könne 2006 Alterspräsident des nächsten Deutschen Bundestages werden. Auf Anfrage der JUNGEN FREIHEIT erklärte der inzwischen 82jährige, in der Politik sei nichts auszuschließen. Allerdings stelle sich die Frage im Moment nicht, die Dinge seien im Fluß. Aus dem Politikerdeutsch übersetzt heißt das im Klartext: Ja, ich will.

Untermauert wird diese Einschätzung durch Schönhubers Hinweis auf das Beispiel von Stefan Heym. Der 2001 verstorbene DDR-Schriftsteller ließ sich 1994 von der PDS als Direktkandidat für den Bundestag aufstellen, trat jedoch nicht in die Partei ein. Nachdem er das Mandat gewonnen hatte, konnte der damals 81jährige Heym als Alterspräsident die Eröffnungsrede des Deutschen Bundestages halten. Nur wenige Monate später legte er sein Mandat dann nieder.

Als weiteres Beispiel nannte Schönhuber im Gespräch mit dieser Zeitung den französischen Filmregisseur Claude Autant-Lara. 1989 wurde der damals bereits 88jährige auf der Liste von Jean-Marie Le Pens Front National ins Europaparlament gewählt, wo er als Alterspräsident die Antrittsrede halten durfte. Kurz darauf gab Autant-Lara sein Mandat wieder zurück.

Ähnliches scheint nun auch Franz Schönhuber vorzuschweben. Zwar betont er, nicht Mitglied der NPD werden zu wollen, für eine Kandidatur wäre das aber auch keine Voraussetzung. Die Partei müßte ihn lediglich auf einem sicheren Listenplatz nominieren. Gerade in Bayern, wo Schönhuber wohnt, dürfte das Gedränge jedoch besonders groß sein - vor allem, wenn der Chef der Deutschen Volksunion (DVU), Gerhard Frey, ebenfalls seinen Anspruch anmeldet, auf der NPD-Liste zu kandidieren. Unweigerlich steht dann die Frage im Raum, wer sich hinter wem einreiht, Schönhuber hinter Frey oder umgekehrt Frey hinter Schönhuber. Auf den Ausgang dieses Revierkampfes zweier Platzhirsche darf man schon heute gespannt sein.

Neuerliche Wendung ist mehr als erstaunlich

Die neuerliche Wendung Schönhubers hin zur NPD ist mehr als erstaunlich. Man muß dazu nicht bis ins Jahr 1990 zurückgehen, in dem der damalige Republikaner-Chef auf einem Parteitag im niederbayerischen Ruhstorf den bis heute in Kraft befindlichen Abgrenzungsbeschluß zur NPD durchsetzte. Selbst bis dahin angesehene und verdiente Funktionäre der Republikaner fielen diesem innerparteilichen Kesseltreiben zum Opfer, nur weil sie früher der NPD angehörten.

Noch im vergangenen Jahr schrieb er in seinem Buch "Der mißbrauchte Patriotismus" über die NPD: "Die verbalen Rückgriffe auf das Vokabular der NS-Zeit häufen sich. Wenn ich mit einigen der zum Teil durchaus intelligenten Funktionäre ins Gespräch kam, so akzeptierten sie mich weniger als ehemaligen Vorsitzender einer rechten Konkurrenzpartei, sondern als einen im Zweiten Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz zweiter Klasse ausgezeichneten Soldaten der Waffen-SS."

Was soll sich daran in den letzten Monaten geändert haben? Nehmen führende NPD-Funktionäre heute etwa weniger Anleihe beim NS-Vokabular? Nach dem Einzug der NPD ins sächsische Landesparlament erklärte Parteichef Udo Voigt in einem Interview mit dieser Zeitung frank und frei, die NPD versuche auch die in Deutschland vorhandene nationalsozialistische Strömung zu integrieren (JF 40/04).

An anderer Stelle in seinem Buch wendet sich Schönhuber gegen die Darstellung verschiedener Presseorgane, er sei Sympathisant der NPD. Wörtlich schreibt er dazu: "Ich bin es nicht, war es nie und wurde nicht selten gerade von NPD-Funktionären hart angegangen." Inzwischen scheinen sich die Zeiten doch geändert zu haben.


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