© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/05 14. Januar 2005

UMWELT
Alles hat seinen Preis
Alexander Barti

Auf der 3. Vertragstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention 1997 Kyoto einigten sich die Uno-Staaten erstmals auf verbindliche Ziele und Maßnahmen für den Klimaschutz. Das als Kyoto-Protokoll bekannt gewordene Papier ebnete aber auch den Weg für einen zweifelhaften Handel, nämlich den mit Abgasen. Die EU hat den Handel mit CO2-Emissionsberechtigungen seither vorbereitet, und seit dem 1. Januar ist er in Kraft. Das Prinzip: Unternehmen, die nach heutigen Erkenntnissen "klimaschädliches" CO2 ausstoßen, müssen über Emissionsberechtigungen - sogenannte Zertifikate - verfügen. Hat das Unternehmen nicht genügend Berechtigungen zur Verfügung, kann es seinen CO2-Ausstoß verringern, indem es klimafreundliche Technologien und Brennstoffe nutzt - oder es muß zusätzliche Berechtigungen auf dem sich nun bildenden Markt erwerben.

Die Zertifikate werden kostenfrei nach einer bestimmten Norm durch eine in Deutschland ansässige Behörde vergeben. Es geht also wieder los mit den Berechtigungsscheinen, mögen die älteren Semester denken. Schon jetzt darf man prophezeien, daß dieser moderne Ablaßhandel zwar finanziell sehr erfolgreich sein wird, er die Umweltverschmutzung aber kaum Weise verringert. Denn dieses Tauschgeschäft funktioniert nach der Logik der "freien Marktkräfte": Alles hat seinen Preis, wenn ich viel verbrauche (in diesem Fall also Gase produziere), muß ich auch viel bezahlen. Das Streben nach mehr Umsatz wird so nicht gestört, der Abgashandel wird ein zusätzlicher Kostenfaktor, den am Ende der Konsument zahlt. Die Ökosteuer funktioniert ähnlich: Es wurde kaum weniger Auto gefahren, Deutschlands Wälder sind noch kränker - aber die Ökosteuergelder sprudeln.


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