© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/05 07. Januar 2005

Kolumne
Die Bundesbank
Bruno Bandulet

Um die Bundesbank ist es stiller geworden seit der Euro-Einführung. Sie habe keine Existenzberechtigung mehr, wird von interessierter Seite kolportiert. Nichts könnte falscher sein.

In einer einzigen Etage der Bundesbank ist immer noch mehr wirtschaftspolitischer Sachverstand versammelt als im gesamten Kabinett Schröder. Kein Wunder, daß der Dilettant Hans Eichel immer wieder versucht, der Notenbank den Mund zu verbieten, daß er ihr die Verwaltung der Staatsschulden entzogen hat, daß er wohl darauf spekulierte, mit Axel Weber als Nachfolger von Ernst Welteke einen gefügigen Bundesbankpräsidenten zu bekommen. Da hat sich der Finanzminister offenbar getäuscht. Kurz vor Weihnachten kam es zum ersten Eklat: Die Bundesbank weigerte sich, wie von Eichel gewünscht, einen Teil ihrer Goldreserven zu verkaufen. Richtig!

Erstens läßt sich mit Substanzverzehr keine Schuldenkrise lösen - selbst massive Goldverkäufe wären nur ein Tropfen auf den heißen Stein der nahezu hoffnungslosen Staatsverschuldung. Zweitens sind die Goldreserven der solideste Posten auf der Aktivseite der Bundesbankbilanz - sie untermauern langfristig die Qualität des Geldes. Drittens bildet das stabile Gold einen unentbehrlichen Risikoausgleich zu den sich abwertenden Dollarreserven unserer Notenbank. Viertens würde das Gold dringend benötigt, sollte sich eines Tages die Frage einer Rückkehr zur D-Mark stellen (was niemand für alle Zukunft ausschließen kann). Und fünftens ist Gold ein unverzichtbares Souveränitätsmerkmal - nicht umsonst sitzen die Amerikaner auf ihren Reserven und geben nichts ab. Die Behauptung, die Bundesbank werde mit der Einführung des Euro im Grunde nicht mehr benötigt, ist böswillig und dumm. Sie - und nicht etwa die Europäische Zentralbank - bringt die Banknoten in Deutschland in Umlauf. Nicht etwa die Bundesbank ist eine Filiale der EZB, sondern die EZB ist ein Tochterinstitut der Bundesbank und der anderen Euro-Zentralbanken. Nicht bei der EZB, sondern bei der Bundesbank wird der größte Teil der deutschen Devisenreserven gehalten. Wie groß der Einfluß der deutschen Zentralbank auf die geldpolitischen Entscheidungen der EZB konkret ist, hängt auch davon ab, daß Berlin ihr den Rücken stärkt.

Im übrigen ist es riskant und falsch, daß sich immer noch der größte Teil der deutschen Goldreserven im Tresor der New Yorker Fed befindet. Sie sollten baldmöglichst nach Frankfurt repatriiert werden. Gold ist die letzte, die eiserne Reserve. Aber nur, wenn es im eigenen Keller liegt.

 

Dr. Bruno Bandulet ist Herausgeber des DeutschlandBriefes und des Finanzdienstes G&M.


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