© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/05 07. Januar 2005

Statistik-Trick IV
von Jörg Fischer

Kurz vor der Bundestagswahl 2002 legte die von VW-Personalvorstand Peter Hartz geleitete Kommission ihre Vorschläge für "Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt" vor, die in trauter Eintracht von Regierung und Opposition in den letzten zwei Jahren in "Reformgesetze" verwandelt wurden. "Hartz I" brachte die erfolglosen "Personal Service Agenturen", "Hartz II" die teuren "Ich-AGs", "Hartz III" benannte die Bundesanstalt in "Bundesagentur" für Arbeit um, die Arbeitsämter wurden zu "Arbeitsagenturen", die Arbeitslosen zu "Kunden", ihre Berater zu "Fallmanagern", die sie im "Jobcenter" treffen. Außerdem gibt es nun einen Bundesagenturchef, der mit etwa 250.000 Euro pro Jahr das Doppelte des früheren Amtsleiters kassiert. Solche Millionen-Ideen sollten die Arbeitslosigkeit bis Ende 2005 um zwei Millionen reduzieren - hieß es im Sommer 2002.

Im Dezember 2004 waren aber immer noch 4.464.200 Arbeitslose gemeldet - 149.200 mehr als im Dezember 2003. Dies ist der höchste Stand seit 1991, wenn die - zwecks Statistik-Schönung - nicht mehr erfaßten Teilnehmer an "Trainingsmaßnahmen" mitrechnen würden. Die Wende soll nun "Hartz IV" bringen. Doch mit der Degradierung von allen, die über ein Jahr keine Arbeit finden, zu Sozialhilfe-Bittstellern wird keine einzige Stelle geschaffen - das kann nur die Wirtschaft. Mit "Ein-Euro-Jobs" kann man zwar die Statistik noch mehr manipulieren - aber keinen einzigen Cent einsparen. Ende diesen Jahres werden daher wohl weiter über vier Millionen "Fälle" in Nürnberg gemeldet und Hunderttausende in die Armut gestürzt sein.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen