© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/04 10. Dezember 2004

Frisch gepresst

Türkei in die EU? Obwohl das Urteil der regierenden Politiker über den Beitritt der Türkei zur Europäischen Union trotz aller aufgeworfenen Bedenken bereits festzustehen scheint, trägt Gerhard Kranz in seinem Buch viele Fakten zusammen, die diesem ideologisch motivierten Feldversuch zu Lasten einer handlungsfähigen EU eindeutig widersprechen. Nicht nur die wirtschaftlichen Daten des Levantestaates sprechen gegen einen Zutritt zum Klub europäischer Industrienationen, sondern auch seine dem "Abendland" entfernt stehende Kultur, deren Strukturen oft durch den islamischen Glauben eine ganz eigene religiös-nationalistische Ausprägung erhalten haben. Verheugen und Co. messen den "demokratischen" Lippenbekenntnissen des islamistisch orientierten Ministerpräsidenten Recip Tayyip Erdogan ein Gewicht bei, das sie in der Praxis noch lange nicht haben müssen. Als besonderes Beispiel führt Kranz die Behandlung von Christen in der Türkei an und den Umgang mit dem Genozid an den Armeniern, deren Schicksal in Ankara heute noch zu den unaufgearbeiteten Tabus gehört (Ohne die Türkei. Argumente gegen einen EU-Beitritt. Verlag Haag + Herchen, Frankfurt /Main 2004, 112 Seiten, broschiert, 12 Euro).

Menschenrechte im Islam. Der frühere Außenminister Pakistans und langjährige Richter und Präsident des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag, Sir Muhammad Zafrullah Khan, hatte schon 1988 die Beziehung zwischen Koran und der Charta der Menschenrechte der Generalversammlung der Vereinten Nationen untersucht. Nun liegt dieses Werk in deutscher Übersetzung vor und könnte auch von hiesigen Apologeten einer multikulturellen Gesellschaft zur Kenntnis genommen werden, die als kleinsten gemeinsamen Nenner diese Charta der Menschenrechte einfordern. Dann könnte man nämlich zur Kenntnis nehmen, daß es keiner juristischen Verrenkung bedarf, aus der Perspektive des "Heiligen Korans" diese vermeintlich "großartigste Charta der Freiheit" als weit hinter Allahs Wort zurückstehend auszulegen. Genau das tut der gläubige Moslem Muhammad Khan, wenn er als juristische Conclusio dieses Diskurses die Sure 10:11 aus dem Koran zitiert: "Aller Preis gehört Allah, dem Herrn der Welten" - und an diesem rührt schließlich kein Kompromiß (Islam und Menschenrechte. Verlag der Islam, Frankfurt/ Main 2004, 165 Seiten, broschiert, 8 Euro).


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