© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/04 19. November 2004

Ohne Linie
von Dieter Stein

Der sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt hat erklärt, die Wähler der NPD zurückgewinnen zu wollen. Nach Milbradts Ansicht sollte sich die CDU vermehrt anderen Themen öffnen. "Dazu gehört das Thema Heimat. Die Sachsen wollen auch stolz sein auf ihr Land." Das Thema Zuwanderung werde in Deutschland viel zu intellektuell diskutiert. Es gebe zum Teil irrationale Ängste, die nicht ignoriert werden dürften. Wolfgang Bosbach (CDU), Unionsfraktionsvize im Bundestag, sprang Milbradt bei und forderte, alle demokratischen Parteien müßten sich um diejenigen bemühen, die zwar rechtsextrem gewählt, aber "kein gefestigtes rechtsradikales Weltbild haben".

Wer's glaubt, wird selig. Denn: Die Union hat in den letzten Jahren allerharmloseste Debatten über "deutsche Leitkultur", Patriotismus und Zuwanderung beim ersten Hüsteln in den linksliberalen Feuilletons, sekundiert vom linken CDU-Flügel, auf Knopfdruck wieder abgewürgt. Überwiegend die CDU, aber auch die CSU läßt sich von den Medien diktieren, was als konservativ noch zulässig zu gelten hat und was nicht. Beim erstbesten Widerstand knicken die Vorstände ein und werfen die Flinte ins Korn.

Schlimmstes jüngstes Beispiel, allen noch in Erinnerung: der skandalöse Ausschluß des aufrechten Konservativen Martin Hohmann aus der CDU. Helden wie Bosbach oder Milbradt könnten sich als ersten Schritt bei Hohmann entschuldigen und dafür sorgen, daß dieser Mann, der ansonsten symbolhaft für den amputierten rechten Flügel der Union steht, wieder rehabilitiert wird.


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