© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/04 12. November 2004

Meldungen

Gauck fordert mehr Nationalbewußtsein

BONN. Der frühere DDR-Bürgerrechtler und Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Joachim Gauck, hat die 68er-Generation für ein mangelndes Selbstbewußtsein in der deutschen Bevölkerung verantwortlich gemacht. Nach der Verdrängung der Schuld im Blick auf den Nationalsozialismus in der Nachkriegszeit hätten die 68er "den nationalen Schulddiskurs so ausgeweitet", daß dieser "neurotische Dimensionen" angenommen habe. Bei den Bürgern habe sich daraus ein "vermindertes Ja zur eigenen Nation" entwickelt, sagte der evangelische Theologe dem Rheinischen Merkur aus Anlaß des 15. Jahrestags des Mauerfalls. Gauck fordert die Deutschen auf, mehr Nationalbewußtsein zu zeigen. "Auf sich stolz zu sein, fällt den Deutschen unendlich schwer. Ich verstehe nicht, warum sich weite Teile des Volkes heute lieber ängstlich wegducken und den Umbruch von damals am liebsten aus ihrem Gedächtnis tilgen würden. Wir könnten mit Freude in die Zukunft blicken, wenn wir uns selbst immer wieder klarmachten, daß wir nicht nur geeignet sind zur Diktatur und zum Morden, sondern vor allem, um für Freiheit und Demokratie zu kämpfen", so Gauck.

 

EAK-Chef Rachel gegen EU-Beitritt der Türkei

BERLIN. Gegen die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen der Europäischen Union (EU) mit der Türkei hat sich der Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CDU/CSU, der Bundestagsabgeordnete Thomas Rachel, gewandt. "Tatsache bleibt, daß die Türkei die Standards für eine Mitgliedschaft in der EU nicht erfüllt und damit nicht reif für eine Mitgliedschaft ist", schreibt der Politiker in der EAK-Zeitschrift. Die Situation für die Minderheit der Christen in der Türkei sei nach wie vor "unakzeptabel und tritt geradezu all das mit Füßen, was wir in der gegenwärtigen Europäischen Union unter einer freiheitlichen Religionsausübung verstehen". Darüber hinaus wäre die EU mit der Aufnahme der Türkei integrationspolitisch überfordert, so Rachel. Er hoffe, daß sich die Regierungschefs der EU-Staaten bei der entscheidenden Sitzung des Europäischen Rates im Dezember gegen eine Aufnahme von Beitrittsverhandlungen aussprechen.

 

Stefan Krawczyk erhält Auszeichnung

HALLE. Der Liedermacher Stefan Krawczyk erhält die Auszeichnung "Das unerschrockene Wort". Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird in Erinnerung an den Reichstag in Worms 1521 vergeben, auf dem der Reformator Martin Luther (1483-1546) den Widerruf seiner Lehren verweigerte. Im Sinne des Reformators soll die Ehrung für "wegweisende, zukunftsgerichtete Überlegungen" gewährt werden. In der Jury stimmberechtigt sind unter anderem die Oberbürgermeister von 14 Lutherstädten. Der Preis wird am 9. April 2005 in Halle verliehen. Letzte Preisträgerin war die österreichische Theologin Gertraud Knoll.


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