© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/04 05. November 2004

Meldungen

Das Schwert des Islam in der Hand Ungläubiger

BERLIN. Das "Schwert des Islam" muß nicht erst von der iranischen Nuklearelite geschmiedet werden. Es liegt schon bereit, in den Händen von Pakistans Militärmachthaber Pervez Musharraf. Sicherheitspolitisch ist das aus westlicher Sicht nicht unbedenklich. Denn Musharrafs Regime sitzt als US-Allianzpartner im "Kampf gegen den Terror" nicht eben fest im Sattel. Dafür ist der radikalislamistische Widerstand gegen die prowestliche Politik des Präsidenten zu stark. Stürzt Musharraf, hätten Islamisten die Hand am roten Atomknopf. Gut, daß uns Karl-Heinz Kamp, 1993 promoviert über "nukleare Kurzstreckenwaffen" an der Hamburger Bundeswehruniversität, nun sicherheitspolitischer Koordinator der Konrad-Adenauer-Stiftung, jetzt beruhigt (Internationale Politik, 9/04). Offenbar haben die USA einen direkten Zugang zu den pakistanischen Atomwaffen bekommen. Sehr wahrscheinlich hätten US-Spezialkommandos die Bewachung der kritischen Teile der Kernwaffen übernommen und dürften im Falle eines Umsturzes in der Lage sein, sie unbrauchbar zu machen. Das "Atomwaffenpotential eines labilen Regimes in einer der politisch heikelsten Regionen kann als weitgehend sicher angesehen werden".

 

Stalinismus-Opfer bald vollständig ohne Einfluß

MÜNCHEN. Keine andere "Sowjetrepublik" war stärker von den stalinistischen Verfolgungen betroffen als Litauen. Ein Sechstel aller Deportierten zwischen 1946 und 1952 kam aus Litauen. Die Gesamtzahl der Deportierten wird zwischen 120.000 und 600.000 geschätzt. Gemessen am Anteil der Gesamtbevölkerung liegt damit deren Zahl um das Fünffache höher als die der mitteldeutschen Internierten (120.000 bis 260.000). Für den politischen Einfluß der Opferverbände in Litauen und im Gebiet der Ex-DDR spielt diese Ausgangslage eine entscheidende Rolle, wie Sören Urbansky nachweist (Osteuropa, 8/04). Denn die im Gegensatz zu den zersplitterten deutschen Verbänden zentral organisierten litauischen Interessegruppen haben im letzten Jahrzehnt ihre ideellen und materiellen Ansprüche weitgehend durchsetzen können, wenn ihnen auch seit 2000 "liberale Kräfte" entgegentreten. In Deutschland hingegen sei es nicht einmal gelungen, hinreichend "exponierten öffentlichen Gedenkraum" zu schaffen. Das öffentliche Interesse an dieser Opfergruppe bleibe gering, ihre Organisationsstrukturen werden schwächer, ihr kaum nennenswerter politischer Einfluß "dürfte in den kommenden Jahren vollständig erlöschen".

 

Rundes Jubiläum für den vierten Stamm in Bayern

MÜNCHEN. Anläßlich des fünfzigsten Jahrestages der Schirmherrschaft des Freistaates Bayern über die etwa eine Million Heimatvertriebenen aus Böhmen und Mähren wies Ministerpräsident Edmund Stoiber letzten Mittwoch auf dem Staatsempfang in Sudetendeutschen Haus in München darauf hin, daß die Sudetendeutschen neben Altbayern, Franken und Schwaben als der vierte Stamm Bayerns gelten, ohne den grundsätzlichen Anspruch auf Interessenvertretung durch die bayerische Regierung zu betonen. Am 5. Juli 1954 hatte der Freistaat durch den damaligen Ministerpräsidenten Hans Ehard die Schirmherrschaft über die vertriebene Volksgruppe in Bayern übernommen.

 

Erste Sätze

Das System der UdSSR in den achtziger Jahren ist durch eine zunehmende Zahl von Widersprüchen und Problemen gekennzeichnet.

Wolfgang Leonhard: Dämmerung im Kreml. Wie eine neue Ostpolitik aussehen müßte, Stuttgart 1984


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