© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/04 05. November 2004

Meldungen

"Deutschland ist guter Automobilstandort"

GEISLINGEN. Drastische Lohnsenkungen und Sparprogramme können die Krise bei den Autoherstellern Opel und VW nicht lösen. Die Firmen müßten ihre Strategie ändern. "VW kann kein Billiganbieter werden. Das Unternehmen muß wieder besondere technische Lösungen anbieten, wie einst mit den TDI-Dieselmotoren", forderte der Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) an der Fachhochschule Nürtingen, Willi Diez, letzte Woche in der Zeit. Der VW-Konzern brauche "weder das 100.000-Euro-Auto noch das 5.000-Euro-Auto, sondern attraktive Angebote in der 15.000- bis 20.000-Euro-Klasse". Französische und japanische Firmen zeigten, "wie man mit solchen Autos Geld verdienen kann". Es könne nicht das Ziel sein, "die Löhne auf polnisches Niveau zu bringen. Aber zwischen dem polnischen und unserem heutigen Niveau ist ja noch viel Spielraum", so der IFA-Chef. Daß mehr Autoteile im Ausland bezogen werden, senke die Kosten. "Aber es bleibt gerade bei Premiumautos wichtig, daß die Endmontage in Deutschland erfolgt, made in Germany zieht nach wie vor beim Kunden", erläuterte Diez. "Deutschland ist nach wie vor ein guter Automobilstandort."

 

Versuchskaninchen für ganz Europa

BERLIN. Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe ist weiter davon überzeugt, daß das Lkw-Mautsystem des Konsortiums Toll-Collect zu Jahresbeginn 2005 funktionieren wird. Allerdings hätte er lieber das technisch einfachere österreichische Maut-System gehabt. "Wenn ich damals zu entscheiden gehabt hätte und ich alleine auf der Welt wäre und keine Bindung an Vergaberecht vorläge, wäre ich in meiner vorsichtigen Art den österreichischen Weg gegangen", erklärte der SPD-politiker letzte Woche dem Wiener Standard. "Dann hätte man weiterprobieren können. Wir waren das Versuchskaninchen für ganz Europa", kritisierte der Minister. Er sei aber "überzeugt davon, in zehn, fünfzehn Jahren werden wir alle in Europa satellitengestützte Mautsysteme haben". Es gebe auch keinen Hinweis, daß das Toll-Collect-System ab 2005 nicht funktionieren könnte: "Seit 20. September läuft eine Generalprobe mit verhältnismäßig kleinen Fehlern", meinte Stolpe. Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) forderte hingegen, "zu einer realistischen Zeitplanung zurückzukehren". Ein nochmaliger Mautflop sei das Aus für den propagierten Exportschlager eines satellitengestützten Mautsystems.

 

"Deutschland bleibt Exportweltmeister"

BERLIN. "Deutschland bleibt aller Voraussicht nach auch 2004 Exportweltmeister", erklärte der Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), Anton Börner, letzte Woche in Berlin. Trotz ungünstiger Wechselkursrelationen und steigender Rohstoff- und Energiepreise rechne der BGA mit einem Anstieg der Exporte um 9,5 Prozent auf 725 Milliarden Euro. Die Importe stiegen voraussichtlich nur um 6,5 Prozent auf 567 Milliarden Euro. "Hieraus errechnet sich ein neuer Rekordüberschuß im Außenhandel von 158 Milliarden Euro", so Börner. 2005 rechnet der BGA mit Ausfuhren von etwa 776 Milliarden Euro.

 

Zahl der Woche

Monatlich zwölf Euro gaben 2003 die privaten Haushalte in Deutschland für Bücher aus. In Beamtenhaushalten waren es 23 Euro, in Haushalten von Selbständigen 21 Euro. Haushalte von Arbeitern und Rentnern gaben je neun Euro im Monat aus, Arbeitslose nur sieben.

(Quelle: Statistisches Bundesamt)


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