© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/04 29. Oktober 2004

Blick in die Medien
Umfrage
Ronald Gläser

Aus George Orwells großartigem Roman "1984" wissen wir: "Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft. Wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit." Da ist was dran. Trotzdem ist es um den Geisteszustand der deutschen Nation nicht so schlimm bestellt wie bei den Zeitgenossen Winstons, dem tragischen Helden in "1984". Das beweist eine Umfrage der völlig unpolitischen Zeitschrift Geo auf ihrer Internetseite www.geo.de  . 

Ende vergangener Woche hatten bereits knapp 1.300 Personen daran teilgenommen. Mehr sind es bei einer Meinungsumfrage von Infratest oder Emnid auch nicht. So antworteten auf die Frage "Waren die Vertreibungen der Deutschen aus ihren damaligen Siedlungsgebieten am Ende des Zweiten Weltkriegs Unrecht?" drei Viertel aller Befragten mit Ja. Auf die Frage "Wie beurteilen Sie die Rolle des Bundes der Vertriebenen (BdV)?" wählten die meisten folgende Antwort: "Der BdV ist wichtig, damit die Erinnerung an die Deutschen im Osten lebendig bleibt." Nur zwanzig Prozent sprachen sich gegen ein Mahnmal für die deutschen Heimatvertriebenen aus. Fast achtzig Prozent wollen den deutschen Uno-Sitz. Geschichte spielt da keine Rolle, sagen sie. George Orwell hat vieles vorhergesehen: Neusprech, Doppeldenken und Gedankenpolizei. Das gibt es heute alles. Es heißt nur anders: Rechtschreibreform, politische Korrektheit und Verfassungsschutz. Gut, daß er in einer Sache falsch lag: Er hat nicht an das Internet gedacht!


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