© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/04 22. Oktober 2004

Meldungen

Martin Luther als Mann für das 21. Jahrhundert

MÜNCHEN. Kurz bevor das nach 1871 von protestantischen Würdenträgern hymnisch so gefeierte "heilige evangelische Reich deutscher Nation" den Ersten Weltkrieg verlor, wurde in Wittenburg die Luther-Gesellschaft gegründet. Sie besteht heute noch und bekennt sich wie einst dazu, "den Gemeinden die Kräfte der Reformation Luthers bewußt zu machen und sie bei der Einübung evangelischen Christseins zu unterstützen". Doch zu Beginn des 21. Jahrhunderts scheint unklarer denn je zu sein, worin die "Kräfte der Reformation Luthers" bestehen. Zumal die Gesellschaft selbst in den jüngsten Heften ihrer Zeitschrift (Luther, 1 und 2/04) bemüht ist, ihren Namenspatron ins relativierende Licht der Rezeptionsgeschichte zu tauchen. Zwar weist Rudolf Mau in seinem Überblick über die politische Instrumentalisierung Luthers seit den Befreiungskriegen die um 1945 gern erhobene Anklage zurück, vom Reformator führe ein direkter Weg zu Hitler, doch muß er einräumen, daß es angesichts der Vielzahl politischer Vereinnahmungen schwerfalle, den "authentischen" Luther zu entdecken. Den glaubt dafür der Jenaer Kirchenhistoriker Volker Leppin im Zuge der nun seit vierzig Jahren gefestigten "neuen Nüchternheit" offerieren zu können: Dem sozialen, dem in mystischen Traditionen stehenden und eben deshalb als "Brückenbauer" zum Katholizismus sich empfehlenden "ökumenischen" Luther sei auch im 21. Jahrhundert die Aktualität nicht abzusprechen.

 

USA: Stark ausgeleiertes Karrieresprungbrett

BERLIN. US-amerikanische Wissenschaftler sind nicht gut auf die Bush-Regierung zu sprechen. Die Union of Concerned Scientists (UCS) beschuldigt die Präsidenten-Mannschaft seit langem, die Darstellung wissenschaftlicher Fakten systematisch zu manipulieren. Von dieser Kritik schwappte spätestens etwas über den großen Teich, als der Bericht der US-Umweltbehörde unter Druck des Weißen Hauses im Abschnitt "Klimaveränderungen" rigide zensiert wurde. Trotzdem gilt die Bush-Administration nicht als forschungsfeindlich, wie die Deutsche Universitäts-Zeitung (9/04) meint, die deutschen Jungakademikern die USA als "Karrieresprungbrett" empfiehlt. Jedoch kommen auch Gegenstimmen zu Worte wie ein deutscher Stammzellenforscher, der angesichts der US-Restriktionen mit Rückkehrabsichten nach Deutschland blickt, wo sich inzwischen "gute Medizinforschung" betreiben lasse.

 

Zweisprachigkeit ergibt größere Nervendichte

LONDON. Die Struktur des Gehirns kann sich durch das frühe Erlernen einer zweiten Sprache verändern: Zweisprachler haben eine größere Dichte von Nervengewebe in einem mit Sprachfertigkeit verbundenen Teil des Gehirns (Nature, Band 431). Die Wissenschaftlerin Andrea Mechelli vom Wellcome Department of Imaging Neuroscience in London verglich die Unterschiede in der Dichte von grauer und weißer Nervengewebssubstanz von englischen Muttersprachlern mit zweisprachigen Probanden. Die Veränderungen waren besonders deutlich am sogenannten linken unteren Parietalcortex erkennbar, einer für Sprache zuständigen Region des Hirns. Die Veränderungen in der Struktur des Gehirns waren zudem bei zweisprachigen Probanden um so ausgeprägter, je bessere Sprachkenntnisse sie aufweisen konnten und je früher sie diese erlernten.

 

Erste Sätze

Die Universität ist die sichtbare Darstellung des höchsten geistigen Lebens der Nation.

René König: Vom Wesen der deutschen Universität, Berlin 1935


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