© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/04 22. Oktober 2004

Meldungen

Verwaltungen haben "Beharrungsvermögen"

BERLIN. Der Wirtschaftswissenschaftler Jürgen Kromphardt hat den angekündigten Sparkurs bei Karstadt-Quelle und Opel kritisiert. Die Firmen versuchten durch Personalabbau aus der Verlustzone herauszukommen. "Das mag im Einzelfall hilfreich sein", erklärte das frühere Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung für Wirtschaftsfragen letzte Woche im Deutschlandfunk. Gesamtwirtschaftlich gesehen sei es "ein Problem, denn wenn die Arbeiter und die Angestellten bei Opel, Karstadt oder anderen Stellen weniger verdienen, dann können sie wiederum weniger kaufen, so daß also dann andere Betriebe in Schwierigkeiten kommen", warnte Kromp-hardt. Besser wäre, wenn die Unternehmer, "nachdem sie sehen, daß die Exporte so gut laufen, wieder anfangen zu investieren, ihre Produktionsanlagen zu modernisieren. Das schafft dann neue Arbeitsplätze, schafft neue Kaufkraft", meinte der Berliner Ökonom. Großunternehmen hätten nur eine Chance, wenn sie innovativ blieben und Änderungen nicht verschliefen. "Es ist eine alte Erfahrung, daß Verwaltungen ein gewisses Beharrungsvermögen haben. Das gilt nicht nur für die öffentliche Verwaltung, sondern das beobachtet man auch in der Verwaltung von großen Unternehmen", sagte Kromphardt.

 

"Aldisierung" in vielen Wirtschaftsbereichen

HAMBURG. Die verschärfte Preiswettbewerb in vielen Wirtschaftsbereichen zwingt Markenfirmen, mehr Geld für Produkt- statt für Imagewerbung auszugeben. Diesen neuen Trend ermittelten Werbemarktanalysten der Hamburger Agentur Nielsen Media Research. Auf dem Werbemarkt fänden tiefgreifende Veränderungen statt, erklärte Nielsen-Media-Chef Ludger Vornhusen letzte Woche. "Die fortgesetzte Aldisierung in vielen Wirtschaftsbereichen zwingt die Werbetreibenden dazu, den konkreten Mehrwert ihrer Produkte zu beweisen und zu kommunizieren", meinte Vornhusen. Dies gelinge zum Teil "sehr gut". Die Autoindustrie habe 40 Millionen Euro weniger für Imagewerbung, dafür aber 60 Millionen Euro mehr für neue Produkte ausgegeben. Die Telekombranche investierte 70 Millionen Euro mehr, die Finanzbrache sogar 160 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Nach Mediengattungen entfallen 5,3 Milliarden Euro (41,5 Prozent der Werbeinvestitionen) auf das Fernsehen. Tageszeitungen erhielten 3,25 Milliarden Euro von der Werbebranche, Magazine nur knapp 2,8 Milliarden Euro.

 

Euro war doch nicht überall ein Preistreiber

SINZIG. Die großen Billigketten Aldi, Lidl und Plus bieten seit der Euro-Einführung viele Waren günstiger an. So habe Aldi-Nord seit Anfang 2004 etwa 300 Preise um bis zu 20 Prozent gesenkt. Dem hätten lediglich 150 kleinere Preiserhöhungen gegenübergestanden, teilte letzte Woche der Sinziger Wirtschaftsinformationsdienst "Preiszeiger" mit. Auch bei Aldi-Süd, Lidl und Plus gebe es deutliche Preisnachlässe. Aufschnitt, Käse, Fertigsuppen oder Wasser seien deutlich billiger als zu Jahresbeginn. Viele Produkte seien inzwischen sogar günstiger als vor der Euro-Einführung.


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