© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/04 15. Oktober 2004

Zeitschriftenkritik: Non Nobis
Ritterliche Tugenden
Werner Olles

Der Tempelherren-Orden OMCT (Ordo Militiae Crucis Templi) wurde 1966 gegründet, nachdem sich bereits in den fünfziger Jahren ein Vorläufer unter Führung von Kapitän Felix Graf von Luckner, dem legendären "Seeteufel", konstituiert hatte, aber schon bald an inneren Konflikten auseinandergebrochen war. Als Periodikum, das neben den Mitgliedern auch die deutschen Bischöfe und Bundestagsabgeordneten erhalten, dient dem OMCT die von der Ordensregierung unter der Chefredaktion von Hermann Daniel Stettner herausgegebene und drei- bis viermal jährlich erscheinende Zeitschrift Non Nobis. Neben zahlreichen Farbfotos und Graphiken auf Hochglanzpapier widmet sich die etwa 45 Seiten umfassende Publikation Fragen der Politik, Theologie, Geschichte und Kultur sowie Mitteilungen aus dem Ordensleben. Immer wieder präsentiert Non Nobis aber auch interessante Persönlichkeiten wie Otto von Habsburg oder Rupert Scholz als Interviewpartner.

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift befaßt sich neben dem Schwerpunktthema "Europa - ein Kontinent macht Geschichte: Zahl der EU-Mitgliedstaaten steigt auf 25" mit der christlichen Ökumene. Die überaus schwerwiegende Lage, welche die Welt und die katholische Kirche durchschreiten, übersieht der Autor, der katholische Theologe und Philosoph Wolfgang Thönissen, dabei keineswegs, aber es überwiegt doch ein gewisser Optimismus. Ob dieser allerdings gerechtfertigt ist, wenn sogar Johannes Paul II. in seinem nachsynodalen Schreiben "Ecclesia in Europa" ausdrücklich bekennt, daß die Zeit, in der wir leben, jene einer "schweigenden Apostasie", gekennzeichnet von einer Art "praktischem Agnostizismus und religiöser Gleichgültigkeit" ist, sei dahingestellt. Zudem hat der Ökumenismus als Hauptursache der Liturgiereform die schönsten Schätze der Kirche zerstört, die Heilige Schrift "korrigiert" und damit zum Verlust des Glaubens beigetragen.

Edmund Sawall beschreibt in seinem Text über "Die historische Verpflichtung des OMCT" jene Fragestellungen, vor denen der Tempelherren-Orden angesichts des allgemeinen Werteverfalls und des Niedergangs christlicher Religiosität heute steht. Dagegen setzt der OMCT den Anspruch, nach den ritterlichen Tugenden des mittelalterlichen Templerordens zu streben, an der eigenen geistigen Vervollkommnung zu arbeiten und Antworten auf die brennenden Fragen unserer Zeit zu finden, sowie das Selbstverständnis des Ordens und das Bekenntnis der Ordensbrüder: Glauben an Gott, Hilfe für jedermann, Treue gegenüber dem Orden, Tapferkeit in der geistigen Auseinandersetzung, Gerechtigkeit gegenüber jedermann, Weisheit im Entschluß, Besonnenheit im Handeln, Zucht und Maß im Leben.

Als größter Templerorden in Deutschland fühlt sich der OMCT einer nationalkonservativen Werteordnung verbunden. Aus der Belebung des Tempelrittertums und der Darstellung der weltlichen wie religiösen geistig-geistlichen Grundlagen sucht er seine Zukunftsperspektiven abzuleiten.

Anschrift: Am Kallenberg 9, 88699 Frickingen. Internet: www.tempelherren-orden.de 


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen