© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/04 01. Oktober 2004

Zitate

"Wir haben es mit radikal modernen Wählern zu tun, ohne Tradition und Bindung. Deshalb sind die Gewinne und Verluste im Osten immer extremer. Die Leute verhalten sich wie Konsumenten: Was gefällt, wird gekauft - wenn es nicht funktioniert, wird etwas anderes gekauft. Ein Zeichen für eine starke Bindung an den Staat ist das gerade nicht. Ausgenommen war davon bislang die PDS. Aber bei den Jüngeren scheint sich das zu ändern: Man wählt sie; wenn sie nicht sofort bringt, was man will, wird sie abgewählt."

Wolfgang Engler, Soziologe, in der "taz" vom 22. September

 

 

"Die deutsche Häme und der deutsche Hang zum Moralisieren haben einen Dämpfer bekommen. Man wird eine Weile keine Witze über die dummen Österreicher und die noch dümmeren Italiener machen, die sich einen Haider und einen Berlusconi leisten. Ich schätze, daß es vier bis zehn Wochen dauern wird, bis sich die deutschen Kommentatoren wieder trauen werden, mit dem Finger auf andere zu zeigen."

Henryk Broder, Publizist, im Wiener "Standard" vom 22. September

 

 

"Wir reden immer nur von den 25 Prozent Ostdeutschen, die die PDS wählen (...). Von denen, die keine der rechten oder linken Parteien wählen, über die wird leider ziemlich wenig gesprochen."

Rita Kuczynski, Philosophin, im Deutschlandfunk am 21. September

 

 

"Zwar ist es unwahrscheinlich, daß sich ein solcher Wahlausgang auf Bundesebene wiederholt, doch besteht die Gefahr, daß sich das Land 15 Jahre nach der Vereinigung in zwei Lager spalten könnte: Während die reicheren Westler die Notwendigkeit von Reformen zögernd akzeptieren, suchen die ärmeren und frustrierten Ossis Trost am Rande des politischen Spektrums."

Kommentar der Londoner Zeitung "The Guardian" vom 22. September

 

 

"Entweder man lädt die Rechtsextremen gar nicht erst ein, oder man geht cool mit ihnen um. Daß die anderen Parteienvertreter den Tisch verlassen, wenn die braunen Brüder loslegen mit ihren rabiaten Dumpfbackigkeiten, ist in Ordnung; von Journalisten hingegen ist professionelle Gleichbehandlung zu erwarten, nicht aber der billige Versuch, sich durch blanke Unhöflichkeit einen antifaschistischen Glorienschein zu verschaffen."

Peter Henkel in der "Frankfurter Rundschau vom 21. September

 

 

"Entscheidend bleibt aber eben der Punkt der GEZ-Gebühr der öffentlich-rechtlichen Stationen, die eigentlich eine Steuer ist. Sie basiert darauf, sicherzustellen, daß nicht die Kanäle des Volkes wie schon im Dritten Reich oder der DDR mißbraucht werden zur Kommunikationsverengung. Aber genau das passiert mittlerweile mehrheitlich."

Tim Renner, bis Anfang des Jahres Chef der Plattenfirma Universal Deutschland, im Interview mit der Zeitschrift "melodie & rhythmus" (Heft 2/2004).


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