© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/04 01. Oktober 2004

Meldungen

Estnischer Denkmalstreit wurde radikal gelöst

PERNAU. Die vor einem Jahr stattgefunden Debatte um ein Gefallenendenkmal für estnische Soldaten, die auf deutscher Seite im Zweiten Weltkrieg gegen die Sowjetunion gekämpft hatten, ist in eine neue und vielleicht abschließende Runde gegangen. 2003 wurde das errichtete Denkmal nach Protesten vor allem jüdischer Opfergruppen abgerissen, da die stilisierten estnischen Soldaten in Waffen-SS-Uniformen dargestellt waren. Daraufhin wurde ein anderes Denkmal auf Betreiben des Landrates Tiit Madisoo im westestnischen Lihula errichtet: diesmal statt SS-Runen das estnische Symbol des Schwertes und Eichenblatts im Kragenspiegel der Soldaten. Doch auch dieses Denkmal stieß auf Proteste. Sogar der estnische Premierminister Juhan Parts schaltete sich ein. Man dürfe nicht Männer ehren, die "für den Faschismus" gekämpft hätten, urteilte der Premier zum Hohn der Esten, die Angehörige im Kampf gegen die sowjetische Okkupation Estlands verloren haben. Die erneute Beseitigung des Denkmals Anfang des Monats zog dann auch wütende Proteste mit Steinhagel gegen die Polizei und die Abrißfirma nach sich (Eesti Rada). Obwohl auch das estnische Parlament die Errichtung eines Ehrenmals für die eigenen Gefallenen beschlossen hatte, bleibt es nach wie vor bei dem nun mit zahlreichen Blumen und Kränzen geschmückten Sockel des abgeräumten Lihulaer Mals.

 

Einblicke in ein beseitigtes Multikultistan

LÜBECK. Eine Berufung an die Universität Czernowitz kam für einen Dozenten in der Habsburgermonarchie fast einem Deportationsbefehl gleich. Gemessen an der bürgerlichen Kultur Wiens und Prags wirkte die ostgalizische Peripherie "Kakaniens" tatsächlich wie eine Etappe auf dem Weg nach Sibirien. Durch die multikulturell eingefärbte Brille, die sich Historiker unserer Tage gern aufsetzen, war Czernowitz kein Einödstandort, sondern die Metropole einer der "sprachlich, ethnisch und konfessionell vielfältigsten Regionen Ostmitteleuropas". Die Lübecker Academia Baltica, die die Kronlande Galizien und die benachbarte Bukowina mit solchen Worten anpreist, hat sich diese Brille offenbar auch aufgesetzt. Doch nicht um die "kulturelle Vielfalt" dieser Region kennenzulernen, sondern um über die von verschiedenen Akteuren ins blutige Werk gesetzte "ethnische Flurbereinigung" während des Zweiten Weltkriegs zu informieren, laden die Lübecker zu einer Tagung über "Aussiedlung, Umsiedlung und Migration in Ostgalizien und der Bukowina 1939-1947" für die Zeit vom 15. bis 17. Oktober in die Akademie Sankelmark nahe Flensburg.

 

Ratten bei Erdbeben als Retter in der Not

NEW YORK. Ein besonders effektives Tiertraining hat John Chapin von der Universität in Brooklyn mit Ratten entwickelt. Er implantiert ihnen Elektroden im Gehirn, die bei erwünschten Handlungen das Lustzentrum reizen. Umgekehrt wird die erfolgreiche Handlung am Aktivitätsmuster im Gehirn abgelesen und durch einen Sender auf dem Rücken der Tiere an die Mannschaft weitergeleitet. Auf diese Weise lernen Ratten, den Geruch von Menschen sehr fein zu erkennen und zu "melden". Das macht man sich in der Praxis schon bei der Suche nach Erdbebenopfern zunutze. Hunde sind für diese Aufgabe zu groß und zu schwer.

 

Erste Sätze

"Sau tot" und "Jagd vorbei" bliesen die Hörner, die Pleßschen kurz und hart, die hannoverschen lang und weich.

Hermann Löns (gefallen am 26. September 1914 vor Reims): Mein Grünes Buch, Bremen 1901


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