© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/04 24. September 2004

Wo bleibt die Nation?
von Detlef Kühn

Unter den Wählern von NPD und DVU in Sachse und Brandenburg gibt es nicht nur Protestler gegen Sozialabbau. Viele bewegt die Frage, wie es mit ihrem Deutschtum steht, das ihnen emotionalen Halt gibt und Stolz auf die eigene Nation ermöglicht. Noch 1990 schwammen fast alle Parteien, Ausnahmen waren PDS und Grüne, auf der durch die Wiedervereinigung entstandenen nationalen Welle. Auch die FDP, im Westen nur noch als Europa-Partei auftretend, wollte in den neuen Ländern als Partei der Einheit wahrgenommen werden und erinnerte an zum Teil lange zurückliegende Verdienste in der Deutschlandpolitik. Der damals hervorgerufene Eindruck, die liberale Partei sei auch nationalbewußt, bescherte ihr schöne Erfolge.

Damit war es vier Jahre später vorbei. Die Wähler im Osten hatten 1994 erkannt, daß die FDP weder nationalliberal war noch sein wollte. Die Partei flog aus allen Landtagen. Dabei bleib es zehn Jahre lang. Jetzt erst gelang wenigstens in Sachsen die Rückkehr in die Landespolitik - knapper als erhofft und damit ohne Aussicht auf Regierungsbeteiligung. Der Erfolg dürfte auch darauf zurückzuführen sein, daß man gelegentlich verstohlen das nationalliberale Fähnchen gezeigt hatte. Allerdings wurde es immer schnell eingezogen; denn man durfte es mit der Parteiführung nicht verderben. Unter Nichtwählern wie Wählern existiert ein erhebliches nationales Potential. Schon beim EU-Beitritt der Türkei werden die bürgerlichen Parteien beweisen, ob es für sie interessant ist. Zweifel sind nicht nur bei der FDP angebracht.


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