© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/04 17. September 2004

Meldungen

Hitler-Darsteller Ganz greift Guido Knopp an

HAMBURG. Bruno Ganz, Hitler-Darsteller in dem Kinofilm "Der Untergang" (JF 38/04), hat ungewöhnlich heftige Kritik an der Arbeit des ZDF-Historikers Guido Knopp geäußert. "In seinen Filmen kommen die Sachverhalte sehr einfach daher und werden auch noch so brav eingesülzt, damit man es auch wirklich gut aufnehmen kann", sagte Ganz der Bild am Sonntag. Der 63jährige Schweizer fügte hinzu: "All das, worum es wirklich ging, wird weggeschnitten, und wo es anfängt, wehzutun, bekommt man nur kleine Häppchen." Außerdem kritisierte Ganz "den ganzen Merchandising-Apparat", der mit den Sendungen verbunden sei: "Was soll da meine Achtung erregen?" Knopp reagierte dem Bericht zufolge gelassen auf die Vorwürfe. Er sagte dem Blatt: "Von allen Hitler-Darstellern, die ich gesehen habe, liefert Ganz die gelungenste Interpretation. Allerdings ist der Herr Ganz als Schauspieler mit Sicherheit um Längen besser denn als Historiker."

 

CDU-Kritik an InstitutsChef Gerhard Besier

DRESDEN. Die von dem Kirchenhistoriker Gerhard Besier geforderte Amnestie für Stasi-Zuträger ist in der sächsischen CDU auf Ablehnung gestoßen. Besier, Direktor des Dresdner Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung, hatte gegenüber der Zeitung Dresdner Neueste Nachrichten (DNN) gefordert, die Verfolgung von Kontakten zum früheren Ministerium für Staatssicherheit zu beenden. Eine Amnestie für Stasi-Zuträger sei um so mehr an der Zeit, als es sich hierbei nicht um kriminelle Delikte, sondern um moralische Vergehen handele. Der Fraktionsvorsitzende der CDU im Sächsischen Landtag, Fritz Hähle, sagte dazu gegenüber der DNN, für moralische Verfehlungen gebe es keine Amnestie. "Dafür kommt nur einer in Frage: ein Priester." Hähle nannte Besiers Forderungen "unmaßgeblich" und legte ihm Zurückhaltung nahe: "Er hat nicht in der DDR gelebt." Zustimmung zu den Äußerungen des Institutsleiters kam von der PDS. Besier war von 1992 bis April 2003 Professor für Historische Theologie an der Universität Heidelberg. In mehreren Publikationen warf er den evangelischen Kirchen eine unzureichende Aufarbeitung ihrer Stasi-Verstrickungen vor.

 

Enzensberger attackiert Kultusminister

HAMBURG. Im Streit um die mißglückte Rechtschreibreform hat der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger die Kultusminister der Länder scharf angegriffen. Sie bildeten sich ein, daß ihnen die "Lufthoheit über die deutsche Sprache zustünde", kritisierte er in einem Gastbeitrag für die Bild-Zeitung am Mittwoch voriger Woche. Dieser Irrtum habe sie dazu verleitet, eine Reform zusammenzubasteln, von der nun nach langem Hin und Her nur noch "ein Trümmerhaufen" übriggeblieben sei, so Enzensberger. Er forderte zugleich dazu auf, die neuen Regeln zu ignorieren, statt darüber zu schimpfen.


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