© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/04 03. September 2004

Zitate

"Die neoliberale Epidemie ist ja keine Spezialität der CDU, da kann man hingucken, wo man will - sie bricht fast überall aus. (...) Solidarität ist keine Nostalgie. (...) Das Desaster steht uns noch bevor. Bisher ist das alles noch Trockenschwimmen - wenn Hartz IV ab 1. Januar in Kraft tritt, geht es richtig ins Wasser. Da werden die Leute erst sehen, was los ist. Die Proteste werden sich ausweiten. (...) Als Optimist sage ich: Das ist ein neoliberaler Rausch, dem bald ein Kater folgen wird. Die Privatisierung des Sozialstaates hat keine Zukunft. Sie ist teuer und ungerecht."

Norbert Blüm, Ex-CDU-Vize, in der "taz" vom 21. August

 

 

"Wenn Menschen unverschuldet ihre Stelle verlieren oder erst gar keine finden, kann es keine Lösung sein, die Regeln des Zumutbaren immer weiter zu verschärfen. (...) Mit nationalem Regelwerk sind internationale Wirtschaftskreisläufe nicht mehr zu beeinflussen. Ein weitgehend entmachteter Staat bemüht sich darum, eine zunehmend fragile Situation dadurch zu stabilisieren, daß er jenen mehr zumutet, die nicht abhauen können. Es sei denn, auf die Straße."

Thomas Maron in der "Frankfurter Rundschau" vom 24. August

 

 

"Im übrigen würde kein Land der Erde auf die Idee kommen, eine neue Rechtschreibung von staatlicher Seite zu entwickeln. (...) Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob sich Sprache evolutionär entwickelt, oder ob sich eine Gruppe von selbsternannten Experten bzw. von den Kultusministern ernannten Experten hinsetzt und ein neues Sprachsystem entwickelt, das mit dem, was gebräuchlich ist, nichts zu tun hat."

Stefan Aust, "Spiegel"-Chef, im Wiener "Standard" vom 14. August

 

 

"Typisch Amis: Jetzt, wo sie unsere Weiber durchhaben, gehen sie! Aus fernen Kindertagen klingt mir noch jenes Volkslied im Ohr: 'Jede Amihur hot a Armbanduhr, aber onseroiner der hot nix.' Wahrscheinlich waren wir für unsere amerikanischen Freunde nie mehr als Vietnamesen mit runden Augen. Geradezu entsetzt darf man sein, wenn der US-Verteidigungsminister Rumsfeld erklärt, er erwarte 'keine russischen Panzer in der norddeutschen Tiefebene'. Als treue Verbündete dürfen wir darauf hinweisen: Wir haben damals auch keine amerikanischen Landungsboote in der Normandie erwartet."

Harald Schmidt, Schauspieler, im "Focus" 35/04

 

 

"Nur eine Minderheit der Ostdeutschen ist der Meinung, die Demokratie sei die beste Staatsform für sie. Drei Viertel sind dem Irrglauben verfallen, daß der Kommunismus eine gute Ideologie war, die nur schlecht umgesetzt wurde. (...) Das einzige, was Deutsche im Westen und im Osten verbindet, ist ihre Verachtung für Schröder. Dabei wäre es eigentlich fairer, den früheren Kanzler Helmut Kohl für die Situation verantwortlich zu machen."

Kommentar in der Londoner Tageszeitung "The Times" vom 25. August


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