© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/04 03. September 2004

Meldungen

Erneut Rücknahme der Schreibreform gefordert

WEIMAR. Mitglieder der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Berliner Akademie der Künste haben eine völlige Rücknahme der nach ihrer Ansicht "innerlich verfehlten und sehr viel Geld und Arbeitskraft kostenden Rechtschreibreform" gefordert. Dies entspräche dem erkennbaren Willen der großen Mehrheit der Bürger in Deutschland, Österreich und der Schweiz und wäre deshalb ein wichtiger Beitrag zur demokratischen Kultur, hieß es in einer am Montag in Weimar veröffentlichten Mitteilung. Die Rechtschreibreform betreffe im Verlagswesen nicht nur die Schulbuchkonzerne, sondern auch Literaturverlage. Diese gerieten bei einer endgültigen Durchsetzung der Neuregelung in die Zwangslage, Neuauflagen ihrer Bücher entweder in der bisherigen, dann von Amts wegen fehlerhaften Schreibung nachzudrucken oder mit hohen Kosten neu zu setzen, erklärten die Akademiemitglieder. Zu den insgesamt 37 Unterzeichnern gehören unter anderem Martin Walser, Günter Grass, Joachim Fest, Siegfried Lenz, Michael Krüger, Reiner Kunze, Vicco von Bülow, Elfriede Jelinek, Joachim Kaiser und Günter Kunert.

 

Chefredakteure sehen Pressefreiheit bedroht

BERLIN. Nach dem sogenannten Caroline-Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte sehen immer mehr Medien die Pressefreiheit in Deutschland massiv bedroht. In einem Offenen Brief an Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) forderten am Montag 40 Chefredakteure deutscher Zeitungen und Zeitschriften die Bundesregierung auf, Rechtsmittel gegen die Entscheidung einzulegen. "Die Bundesregierung hat das Urteil bisher nicht angefochten. Wenn sie bei dieser Haltung bleibt, entsteht schwerster Schaden für unsere Demokratie", warnen die Unterzeichner in ihrem Schreiben. Bereits zuvor hatten sich der Verband Deutscher Lokalzeitungen, der Presserat, der Deutsche Journalisten-Verband und der Verband deutscher Zeitschriftenverleger gegen das Urteil ausgesprochen. Der Europäische Gerichtshof hatte am 24. Juni entschieden, daß künftig eine Berichterstattung über Personen des öffentlichen Lebens nur zulässig sein soll, soweit es um ihre offizielle Funktion geht. Anlaß für diese Entscheidung war eine Beschwerde des Hamburger Prominenten-Anwalts Matthias Prinz im Namen von Caroline von Monaco gegen die Bundesrepublik. Zu den Unterzeichnern des Offenen Briefes gehörten unter anderem Stefan Aust (Der Spiegel), Helmut Markwort (Focus) und Kai Dieckmann (Bild).

 

Friedrich-Nietzsche-Preis für Durs Grünbein

NAUMBURG. Der Dichter, Übersetzer und Essayist Durs Grünbein hat vorigen Freitag in Naumburg den mit 15.000 Euro dotierten diesjährigen Friedrich- Nietzsche-Preises des Landes Sachsen-Anhalt erhalten. Der 1962 in Dresden geborene Grünbein habe mit originärer sprachlicher Kraft, durchdringender Intellektualität und beeindruckender Gelehrsamkeit nicht nur einen neuen Ton, sondern auch einen neuen Geist in die Literatur des wiedervereinigten Deutschland gebracht, teilte das Kultusministerium mit. Wie Nietzsche sei er ein Grenzgänger zwischen Philosophie und Poesie. Sein essayistisches Tagebuch "Das erste Jahr" (erschienen 2001) enthalte überdies Lehrstücke einer Nietzsche-Kritik, die auch für die wissenschaftliche Nietzsche-Rezeption Maßstäbe setze.

 

Sprach-Pranger

"Two for one world"

Aktion des Hilfswerks Misereor, mit der zum Spenden von zwei Euro für Projekte in Afrika aufgerufen wird.


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