© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/04 20. August 2004

Rechtscheibung II: Die Einheitlichkeit der Schriftsprache ist dahin
Jeder wie er will
Thorsten Thaler

In der bundesdeutschen Medienlandschaft gestaltet sich der Frontverlauf zwischen Gegnern und Fürsprechern der Rechtschreibreform inzwischen einigermaßen übersichtlich. Während die Süddeutsche Zeitung und der Rheinische Merkur dem Beispiel der Axel Springer AG (Bild, Bild am Sonntag, Welt, Welt am Sonntag, Hörzu, Maxim, Rolling Stone) und des Spiegel-Verlags gefolgt sind und erklärt haben, ebenfalls zur herkömmlichen Rechtschreibung zurückzukehren, wollen andere Verlagshäuser an den neuen Regeln und Schreibweisen festhalten. Dazu gehören vor allem der Holtzbrinck-Konzern, der die Hamburger Wochenzeitung Die Zeit, den Berliner Tagesspiegel und das Düsseldorfer Handelsblatt verlegt, sowie die Burda-Gruppe mit ihrem Flaggschiff Focus, den Illustrierten Bunte, Freizeit Revue, Super Illu, Freundin, Playboy. und der Schweriner Volkszeitung.

Auch Gruner + Jahr (Stern, Brigitte, Gala, Capital, Geo, Schöner Wohnen, essen & trinken, Eltern, PM, Financial Times Deutschland) und der Essener WAZ-Konzern wollen nicht zur bewährten Rechtschreibung zurück; ebensowenig der in Stuttgart ansässige Verlag Das Beste (Reader's Digest) und die öffentlich-rechtlichen Sender der ARD.

Eine dritte Gruppe tendiert zwar zu den klassischen Rechtschreibregeln, verhält sich aber noch abwartend. Dazu zählen der Bauer Verlag (Zeitschriften: TV Movie, TV Hören und Sehen, Fernsehwoche, Bravo, Auf einen Blick, Neue Post, Laura, Neue Revue; Zeitungen: Magdeburger Volksstimme) und die Hamburger Ganske-Gruppe, der neben der Stadtillustrierten Prinz die Verlage Jahreszeiten (Petra, Für Sie, Vital, Der Feinschmecker, Merian) sowie Hoffmann und Campe gehören.

Eine besondere Variante hat die Satirezeitschrift Pardon (JF 20/04) gewählt. Sie will im November zweigeteilt erscheinen, die eine Hälfte der Auflage von insgesamt 60.000 Exemplaren soll in der alten Rechtschreibung gedruckt werden, die andere Hälfte mit den neuen Schreibweisen. Das bestätigte Pardon-Chefredakteur Bernd Zeller am Dienstag auf Anfrage der JUNGEN FREIHEIT. Mit welcher Rechtschreibung es danach weitergeht, darüber sollen die Leser entscheiden - vorausgesetzt, es gibt ein eindeutiges Ergebnis.


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