© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/04 20. August 2004

Leserbriefe

Zu: "Polen ist gefordert" von Matthias Bäkermann und "Auf der Sonnenseite der Nachkriegsordnung" von Peter Lattas, JF 33/04

Für Tisch und Stühle genug

Die Brüskierung der Vertriebenen durch Köhler und Schröder ist bezeichnend für ihre politische Moral und ihre Skrupellosigkeit. Leider muß man davon ausgehen, daß sie deshalb von der Mehrheit der Bevölkerung nichts zu befürchten haben. Das liegt zum großen Teil immer noch in dem Glauben, mit dem "Lastenausgleich" nicht nur genug, sondern mehr als das getan zu haben. Wie es hier im Westen im Einzelfall gehandhabt wurde, dazu ein Beispiel aus meiner Familie (Eltern, 4 Kinder): Da wir außer Hausrat keinen anderen Besitz hatten, erhielten wir auch nur eine Hausratsentschädigung. Und die betrug 800 Mark, also 145 Mark pro Person. Dafür haben sich die Eltern einen Küchentisch und vier Stühle gekauft!

Bernhard Kaiser, Halle/Westfalen

 

 

Zu: "Verstetigung des Protests" von Helmut Schön, JF 33/04

Land der Lügen

Götz Kubitscheck hat da schon recht: Der politische Protest müßte seine Dynamik steigern, politische Arbeit ist die Verstetigung des Protests und der Stimmung. Das wissen natürlich auch die Machthaber. In dem Maße, in dem ihnen die Akzeptanz bei den Menschen abhanden kommt, verstärken sie als Gegenmaßnahme die Kriminalisierung legaler politischer Oppositionsstrukturen. Das ist in Bayern besonders ausgeprägt. Da werden nicht nur Gastwirte unter Druck gesetzt (wie im vorliegenden Fall), da werden Flugblattverteiler oder Demonstrationsteilnehmer grundlos stundenlang "überprüft". Da werden Veranstaltungsbesucher wie Schwerverbrecher behandelt. Polizeipräsidenten, Staatsanwälte und Richter decken diese totalitären Tendenzen und machen sich zu Handlangern einer machtgierigen Politclique. Es gibt sogar eine punktuelle Zusammenarbeit zwischen "Antifa" und staatlichen Stellen - wenn es gegen "Rechte" geht. Selbst den Popanz bombenlegender Skinheads basteln sie sich mit eingeschleusten Agenten selbst. Noch ist alles unter Kontrolle - im Land der Lügen.

Roland Wuttke, Mering

 

 

Zu: "Die Cola wird trotzdem nicht billiger" von Harald Ströhlein, JF 33/04

Kleinbauern gehen vor die Hunde

Kommissar Fischler will dem EU-Volk die Verbilligung von Zuckerprodukten als "verbraucherfreundlich" schmackhaft machen. Das widerspricht dem Trend, die Preisschraube als erzieherisches Element einzusetzen, wie etwa beim Benzin, Zigaretten und Alkohol. Offensichtlich hat es sich noch nicht bis nach Brüssel herumgesprochen, daß der Mensch auch ohne die relativ junge Errungenschaft "Zucker" in Form von reiner Saccharose auskommt, einem Übermaß davon gar eine Reihe Zivilisationserkrankungen zugeschrieben wird. Daß der Preis von Coca-Cola durch den Fall der Marktordnung wenig beeinflußt wird, hängt sicher auch damit zusammen, daß sich die Getränkeindustrie immer mehr mit biotechnisch aus Getreide und Mais hergestellten Zuckerprodukten versorgt. Beispiel Mexiko, der größte Pro-Kopf-Verbraucher von Coca-Cola. Der kleinbäuerliche Zuckeranbau geht vor die Hunde, während die vielgeliebte braune Limo mit US-amerikanischen Maisprodukten gesüßt wird.

Die Zukunft gehört wahrscheinlich ohnehin dem Mais, der demnächst über gentechnische Manipulation den Süßstoff Brazzein erzeugen und den Zuckerkrieg erst so richtig in Gang setzen wird. Hierzu sei jedem der Film "Süßhunger" von Christoph Corves empfohlen.

Armin Spürgin, per E-Post

 

 

Zu: "Wiederbelebte Kriegspropaganda" von Klaus Wippermann, JF 33/04

Tiefsitzende Germanophobie

Klaus Wippermanns hervorragende Rezension des Werkes von John Horne und Alan Kramer über die angeblichen deutschen Kriegsgreuel in Belgien belegt, daß in jüngster Zeit Geschichtspolitik zeitgeschichtliche Forschung verdrängt. Ein Blick auf Werke von Goldhagen, Bartov, Howard oder Weinberg zeigt, daß tiefsitzende germanophobe Ressentiments und Klischees in tonangebenden Teilen der anglo-amerikanischen Historiographie dominieren, welche ihrerseits geopolitische Konstanten widerspiegeln. Wenn Horne/Kramer im wesentlichen die propagandistisch motivierten belgischen und französischen Kommissionsberichte von 1914/15 und 1919 kopieren, ist es nicht von Belang, daß die in Frage stehenden Ausschreitungen in Belgien 1914 wenn nicht vollständig, so doch zum großen Teil eine Erfindung alliierter Propaganda sind, die namentlich von der Bryce-Kommission 1915 verbreitet wurde, um die USA zum Kriegseintritt gegen Deutschland zu bewegen. Innenpolitisch hatte die antideutsche Greuelpropaganda die Aufgabe, die phasenweise meuternden britischen Truppen zu disziplinieren und die von sozialen Spannungen zerrissene Heimatfront zu stabilisieren. Soldaten wurde beispielsweise erzählt, daß die Deutschen aus den Leichen der gefallenen britischen Soldaten in einer Fabrik im Schwarzwald Glyzerin herstellten.

Der Kriegsgegner und spätere Vorsitzenden des House of Lords, Arthur Ponsonby, hat in vielen Beispielen die alliierte Propaganda in seinem 1928 erschienenen und heute noch lesenswerten Buch "Falsehood in Wartime" (dt. 1930 "Lügen in Kriegszeiten", Nachdruck Viöl 1999) widerlegt. Die Instrumentalisierung von Greuelpropaganda für politische Zwecke war eine Spezialität der britischen Presse, die in dieser Hinsicht erstmals nach den Berichten über die "Bulgarian atrocities" 1876 im Burenkrieg 1899-1902 zu voller Form auflief und im Krieg gegen Jugoslawien erneut ihre einschlägige Kompetenz demonstrieren konnte.

Alfred Wollmann, Erding

 

 

Zu: "Ja zu Homo-Rechten" von Angelika Willig, JF 33/04

Aufrechten Gang beibehalten!

Der Schöpfungsordnung (meinetwegen auch der Naturordnung) entsprechend bedarf es Mutter und Vater, das heißt Frau und Mann, um eine Familie gründen zu können, in deren Gemeinschaft mit den natürlichen Eltern als ersten Bezugspersonen das Kind liebe- und verantwortungsvoll erzogen werden und zu einem mündigen Menschen heranwachsen kann. Seit Anbeginn der Menschheit hat sich dieses Prinzip bis zur Gegenwart bis auf individuelle unrühmliche Ausnahmen bestens bewährt. Ein Infragestellen der schöpfungsgemäßen Naturordnung der Familie ist ein weiterer Schritt zur Auflösung tragender Gesellschaftsstrukturen zu Lasten der Schwächsten, der Kinder, denen die notwendige Möglichkeit der Persönlichkeitsorientierung, unter anderem auch die der geschlechtlichen Identität, genommen bzw. erschwert wird. Ein verbessertes Erb- und Versicherungsrecht für Haushaltungsgemeinschaften wäre sinnvoll. Dieses ließe sich allerdings nicht zum gesellschaftumwälzenden Politikum ausschlachten. Und darum geht es doch letztendlich! Ein Ja für die Homo-Rechte bedeutet in meinen Augen, sich dem Zeitgeist, der ein Geist der Verwirrung ist, zu beugen.

Die JUNGE FREIHEIT sollte den von ihr gewohnten, bewährten und von dem allergrößten Teil ihrer Leserschaft hochgeschätzten aufrechten Gang beibehalten.

Ellinor Blenk, per E-Post

 

Häufig intelligent

Eines vorweg: Homosexualität ist keine genetisch bedingte, also angeborene, Erscheinungsform von Menschen. Das sind unumstößliche wissenschaftliche Ergebnisse der modernen Hirnforschung und seit längerem auch der psychiatrischen und psychologischen Wissenschaften. Christa Meves informiert in ihrem neuesten Buch "Verführt. Manipuliert. Pervertiert." ausführlich auch über die neuesten Forschungsergebnisse zu diesem Thema.

Trotzdem nehmen wir es hin, daß in unserem Lande Homosexualität mehr und mehr gesellschaftsfähig gemacht wird. Neben Wowereit, Ole von Beust, Volker Beck gehört nun auch Guido Westerwelle zu den ob seines "Outings" hochgelobten Politikern. Im Focus wird sogar gefragt, ob es Westerwelle nun nützen oder schaden würde, ob es ihm mehr Wähler einbringen wird.

Homosexuelle Männer sind sehr häufig intelligente, anständige, vernünftige Männer. Männer, die ideale Väter für unsere künftigen Generationen wären. Was wir trotz aller Bulmahnschen Bildungsreformen nicht schaffen werden, könnten die Gene - weitergegeben an die Kinder dieser Männer - bewirken. Mit abtreibungswilligen oder auf Kinder verzichtenden intelligenten Frauen und sich als Väter verweigernden Männern aber werden wir zu einem sterbenden Volk.

Annemarie Kirsche, Salzgitter

 

Es ändert sich von selbst

Dieses Thema wird in absehbarer Zeit mit wesentlicher Hilfe der Grünen aus folgenden Gründen nicht mehr aktuell sein:

Die nicht-mohammedanischen Bevölkerungsteile der BRD verzichten in erheblichem Umfang auf Kinder. Ohne Änderung der demographischen Daten (Geburtenrate) wird sich dieser Bevölkerungsteil in wenigen Generationen verabschiedet haben. Hierzu paßt eine Bemerkung von Claudia Roth im Interview "Ich habe Lust auf Macht" im Rheinischen Merkur 26/02: "Langfristig bin ich dafür, daß der Paragraph 218 gestrichen wird". Die von den Grünen geforderte Homo-Ehe wird mit Erteilung des Rechts auf Adoption an der demographischen Situation wohl kaum etwas ändern.

Uwe Schmidt, Rudersdorf

 

Gemeinheit

Die Verfasserin verkürzt Sexualität auf materielle Bedürfnisbefriedigung, sei es am Menschen, am Vieh oder an einem Gegenstand; das Wunder von Liebe, Leidenschaft und Anziehung zwischen Mann und Weib ist ihr unbekannt. Und da "wir" "unfähig zu einer simplen Fortpflanzung" sind, sitzen wir mit den Homos im gleichen Boot? - O sancto simplicitas! Woher hat sie denn diesen Unsinn? Was ist denn an "künstlicher" Befruchtung und Hormonbehandlung so künstlich? Eine vorherige Information hätte der Verfasserin nicht geschadet. Im übrigen handelt es sich dabei um extreme Ausnahmen.

Daß Gleichgeschlechtliche keine Kinder zeugen können, das ist es doch nicht! Die nach Willigs Vorstellung "natürlichen" Familien, die so viele Kinder haben wollen wie möglich, gibt es auch heute: Etwa bei orthodoxen Juden oder strenggläubigen Moslemen - diese mit "Kaninchen und primitiven Urvölker" gleichzusetzen, offenbart Willigs Seelenzustand; von der Gemeinheit ganz abgesehen!

Hansjürgen Auwärter, Bad Wimpfen

 

JF im Sommerloch?

Frau Willigs Ausführungen sind provokativ, vor allem für die konservative JF-Leserschaft. Ist die JF "umgefallen", oder ist sie in ihr eigenes "Sommerloch" geraten? Scharfsinnig und gekonnt hat die Frau die Zustände der Gesellschaft erfaßt, relativiert, der sexuellen Gleichmacherei der Spaßgesellschaft angepaßt. Die sittlichen Aspekte und überhaupt das Sein des Menschen - es liegt an Kindern - werden ignoriert. Während einer Diskussion zum Thema in Lemgo vor rund drei Jahren riet ich dem Grünen Volker Beck: "Schnappen Sie sich eine sympathische Lesbe, zeugen Sie zwei bis drei Kinderchen, und in alten Jahren werden Sie noch so froh dazu sein!" Allgemeines Gelächter. Es war ernst gemeint.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

 

Zu: "Aber dann ist doch Schluß, oder?" von Dieter Stein, JF 31-32/04

Es gibt noch Vorbilder

Langsam, leider zu langsam, aber doch merklich wandelt sich das Klima. Es ist schick, die Schwangerschaft zu zeigen. Verschiedene Stars aus Unterhaltungsmusik und Film beziehen, unterschwellig oder offen, ihre Kinder in ihre Vermarktung mit ein. Sollten Sie es ertragen können, den führenden privaten Radiosender in Berlin-Brandenburg zu hören, wird Ihnen das auffallen. Früher wären Kinder als lästiges Hindernis versteckt worden, wenn es sie überhaupt gegeben hätte. Wir mögen die Vorbildfunktion, die Popstars haben, belächeln. Unterschätzen sollten wir sie nicht. Sie gilt nicht nur der Mode. Wenn sie zu mehr Familien und mehr Kindern führt, sollten wir uns freuen. Vergessen werden sollte auch nicht, daß junge Leute nach Umfragen sich so viele Kinder wünschen, daß wir uns um die Demographie nicht sorgen müßten. Vielen bleibt im Leben dieser Wunsch aus den verschiedensten Gründen versagt.

Jens-K. Geißler, per E-Post

 

 

Zu: "Skandal im Priesterseminar" von Alexander Barti und Georg Oblinger, JF 31-32/04

Hoch anzurechnen

Der eigentliche Skandal ist doch, daß glaubenstreue Seminaristen in den meist modernistisch regierten, deutschsprachigen Diözesen Repressalien bis hin zur Gehirnwäsche mit Hilfe von gruppendynamischen Psychotechniken ausgesetzt sind. Daß Bischof Krenn sich dagegen eingesetzt hat, ist ihm erst einmal hoch anzurechnen. Überhaupt bin ich ihm dankbar für seinen Kampf gegen innerkirchliche Häretiker und 68er Revoluzzer. Ich bitte daher, nicht vorschnell nach Augenschein und Hörensagen zu urteilen oder gar zu verurteilen.

Walfried Krämer, Köln

 

 

Zu: "Mit der Wirklichkeit nichts zu tun", Interview mit Carl-Dieter Spranger, JF 28/04

SED noch aktiv

Auch mich haben Personen der sechzigerer Jahre geprägt, Beatles, Brandt, Baader. Darum fällt es mir schwer, so gemäßigte Worte wie Herr Spranger zu finden. Meine Kommentare über das SED-Unrecht veranlaßten einen Richter zu fragen, ob ich ein Märtyrer (im Kampf gegen die SED-Nachfolger in unserem heutigen Deutschland) sein wolle.

Ich konnte darauf nicht antworten, mir fehlt die juristische Ausbildung des Herrn Spranger. So bin ich froh, daß Sie das abdrucken, was ich nicht mehr behaupten darf. Nämlich, daß die SED heute so aktiv ist wie nie zuvor. Und zwar von Flensburg bis Freiburg. Keineswegs ein regionales Ereignis.

Hartmut Niemke, Germsbach

 

 

Zu: "Scheinwerfer gegen die schwarze Gnosis" von Wolfgang Saur, JF 27/04

Unterschlagen

Wenn heute in der Öffentlichkeit unsere kulturellen Wurzeln angesprochen werden, ist immer von Judentum, Christentum und griechisch-römischer Antike die Rede. Eine andere Quelle, im Dritten Reich überbetont, wird dabei regelmäßig unterschlagen, ja man gerät schon durch ihre bloße Erwähnung in den Verdacht rechtsradikaler Gesinnung.

Deshalb ist interessant, was der Nazigegner, Jesuitenpater und Anthropologe Alfred Delph in der Neujahrsnacht 1944/45, wenige Wochen vor seiner Hinrichtung, schrieb: "Und ein Deutschland, in dem die abendlichen Urströme: Christentum, Germanentum (nicht Teutonentum) und Antike nicht mehr quellrein fließen, ist nicht Deutschland und kein Segen für das Abendland."

Jörn Seinsch, Gummersbach

 

 

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In Ruhe abwarten

Es ist immer wieder herzerfrischend, die Leserbriefe in Ihrer Zeitung zu lesen. Ich kann nur sagen: "Gemach, gemach, Gevatter". Die Zeit arbeitet für uns. Es ist eine alte Erkenntnis: Man gebe den "Sozis" die Macht in die Hand, und ein Staat ist verloren. Das Zeitalter des Sozialismus ist vorbei, man will es nur noch nicht wahrhaben. Was wir zur Zeit erleben, ist das Aufbäumen einer untergehenden Schicht, die sich nicht eingestehen kann und will, gescheitert zu sein. 1944 hieß es: "Wir werden siegen, weil wir siegen müssen"! Heute heißt es: "Der Aufschwung kommt!". Damals wie heute kann man nur sagen: "Der Krieg ist verloren!" Warten wir in Ruhe ab, was geschehen wird. Nach dem Zusammenbruch wird man dafür dankbar sein, daß es uns bürgerlich Konservative noch gibt.

Dr. med. Friedrich Walter, Wankendorf


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