© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/04 20. August 2004

Meldungen

Kulturrat gegen Abschaffung der KMK

BERLIN. Der Deutsche Kulturrat lehnt Forderungen nach Abschaffung der Kultusministerkonferenz (KMK) ab. Die Länder bräuchten ein Gremium zur Abstimmung über die gesamtstaatlichen Linien der Bildungs- und Kulturpolitik, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, am Montag in Berlin. Die Abschaffung der KMK sei "keine Lösung". FDP-Chef Guido Westerwelle und CDU-Bundesvize Christoph Böhr hatten die Diskussion zur Rechtschreibreform zum Anlaß genommen, die Abschaffung der KMK zu fordern. Westerwelle hatte die Kultusministerkonferenz als "Bremser-Gremium" bezeichnet, Böhr hatte ihr vorgeworfen, die großen Zukunftsaufgaben der Bildungspolitik seien "mit diesem Gremium nicht zu lösen". Zimmermann dagegen will nur das "lähmende Einstimmigkeitsprinzip" in der KMK abschaffen. Wenn dieses durch ein Prinzip mit Mehrheitsentscheidungen abgelöst würde, werde die KMK "zu der politischen Stimme werden, die wir in der Kultur- und Bildungspolitik brauchen", sagte Zimmermann.

 

Bayreuth-Tenor attackiert Schlingensief

FRANKFURT/MAIN. Mit neuen Attacken gegen Regisseur Christoph Schlingensief hat der Sänger Endrik Wottrich den Streit um die Bayreuther "Parsifal"-Aufführung wieder entfacht. Im Spiegel bezeichnete der Tenor, der in Schlingensiefs "Parsifal"-Neuinszenierung der diesjährigen Richard-Wagner-Festspiele die Titelrolle singt, den Regisseur als Mann, "der sich nicht zehn Minuten hintereinander konzentrieren kann". Zu Schlingensiefs Arbeit meinte Wottrich: "Was er zum Stück daherfaselte, zeigt, daß er nichts wesentliches durchdrungen hat, schon gar nicht Wagners Werk." Die Kritik des Sängers gilt allerdings dem modernen Regietheater insgesamt: "In Deutschland ersetzt Quatschen inzwischen den Inhalt. Bei meinen ausländischen Kollegen heißt der hiesige Inszenierungsstil nur noch Euro-Trash, Euro Müll. Deutschland ist weltweit berühmt dafür." Schlingensief äußerte die Befürchtung, nun werde "alles kaputtgemacht". Er sei "deprimiert" und fühle sich wie "offen aufgeschnitten". Sein Kontrahent Wottrich gibt ihm keine positive Prognose: "Wer keine Grenzen spürt, so wie Herr Schlingensief, macht, was er will. Aber so jemand wird nirgendwo ankommen."

 

Nobelpreisträger Czeslaw Milosz gestorben

WARSCHAU. Der amerikanisch-polnische Literaturnobelpreisträger Czeslaw Milosz ist vergangenen Samstag im Alter von 93 Jahren in Krakau gestorben. Dort lebte er seit seiner Rückkehr in sein Heimatland nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Er gilt als einer der bedeutendsten polnischen Dichter des 20. Jahrhunderts. Milosz hatte ab 1951 mehrere Jahrzehnte im Exil verbracht, zunächst in Frankreich, später in den USA. Während dieser Zeit wurde er zu einem prominenten Symbol des Widerstands gegen die kommunistische Regierung. Den Nobelpreis erhielt er 1980, im Gründungsjahr der Gewerkschaft Solidarnosc, die die Demokratiebewegung gegen das damalige Regime anführte. Mit dem Werk "Verführtes Denken" aus dem Jahr 1953, einer Studie über die Lage der Intellektuellen im stalinistischen Polen, wurde Milosz international bekannt. In Polen wurden seine Bücher erst veröffentlicht, nachdem er den Nobelpreis erhalten hatte.

 

Sprach-Pranger

"Boys' Day"

Vorschlag von Familienministerin Renate Schmidt, um männliche Jugendliche an frauentypische soziale Berufe, z.B. in der Altenpflege oder bei der Kinderbetreuung, heranzuführen.


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