© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/04 06. August 2004

Frisch gepresst

Spanienkämpfer. Die deutschen Freiwilligen der "Internationalen Brigaden" im spanischen Bürgerkrieg von 1936-1939 genossen in der DDR nicht nur hohes Ansehen, sondern auch hohe militärische und politische Würden. In ihnen spiegelte sich nicht nur frühe kommunistische Überzeugung, sondern auch "tätiger Antifaschismus", der in der Legitimation des zweiten deutschen Staates überaus wichtig war. Nirgends sonst ließ sich der ideologische Anspruch mit dem Heroismus der revolutionären Tat verbinden. In seiner Dissertation beschreibt der Tübinger Historiker Michael Uhl die Kultivierung dieses Gedenkens bis hin zum antifaschistischen Gründungsmythos. Losgelöst von der bis heute meist in diesem Sinne gefärbten Forschung und unter Berücksichtigung der bis 1990 in der DDR unter Verschluß gehaltenen Dokumente kann Uhl die Brüchigkeit dieses Mythos aufzeigen. Stellvertretend dafür steht das Schicksal vieler Brigadisten, die ab 1939 in der Sowjetunion Zuflucht suchten und dort dem Terror Stalins ausgeliefert waren, den viele aus ihren Reihen nicht überlebten. Mit dem Verschweigen des Schicksals - auch seitens ihren Kampfgenossen - offenbart sich die Perfidie, mit der im Sozialismus das Individuum der Ideologie untergeordnet wurde (Mythos Spanien. Das Erbe der internationalen Brigaden in der DDR. Dietz Verlag, Bonn 2004, 556 Seiten, broschiert, 29,80 Euro).

Biblische Irrtümer. Vor wenigen Jahrhunderten hätte der Autor Walter-Jörg Langbein mit dem Bestreiten vieler Überlieferungen aus dem Neuen Testament allerhärteste kirchliche Strafen über sich ergehen lassen müssen. Die Behauptungen, daß Jesus nicht getauft und die meisten seiner Wunder widersprüchlich oder gar unwahr gewesen seien, daß er Brüder und Schwester gehabt hätte, rütteln auch heute noch christlichen Dogmen. Selbst Jesu Tod am Kreuz bestreitet der studierte evangelische Theologe und deutet die Überlieferung als eine Steinigung mit anschließender Zuschaustellung des Leichnams. Viele der fast naßforsch geschilderten Annahmen dürften allerdings vielen, insbesondere katholischen Theologen die Haare zu Berge stehen lassen. Bibelunkundigen bietet das "Lexikon" zumindest Anlaß, sich dem Buch der Bücher aus dieser "quellenkritischen" Perspektive anzunähern (Lexikon der Irrtümer des Neuen Testaments. Von A wie Apokalypse bis Z wie Zölibat. Langen Müller, München 2004, 333 Seiten, gebunden, 24,90 Euro).


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen